Obergasse 8 / Rue Haute 8, la Maison de la Corporation de la Balance

Das Zunfthaus der Metzger und Gerber: Die Metzgerschal/Schaal (Fleischschal, Fleischbank) befand sich im Durchgang zur Untergasse im Haus Obergasse 8. In den Chroniken sind u.a. folgende Berichte nachzulesen:

1452: „ Erste Metzgerordnung. Die Metzger werden beeidigt und geloben, das ganze Jahr durch die ganze Gemeinde mit gutem Fleisch zu versorgen und zwar im Preis, zu welchem es jeweilen durch die beeidigten Schätzer geschätzt wird; jedem das verlangte Gewicht zu geben und keinem Kunden mehr als das Verlangte aufzudringen; Kinder und schwangere Frauen vor Anderen zu bedienen, auf allen ihren Bänken und nicht nur auf einem Fleisch auszuhauen, den Armen so gutes Fleisch zu verkaufen wie den Reichen; den Leuten gute Worte zu geben und sie nicht zu beschmutzen.“ (1), Seiten 13+14.

1492: „ An öffentlicher Steigerung wird die Schaal an der Obergasse mit dem Durchpass von der Ober- in die Untergasse um 125 Pfund, in zwei gleichen Stössen in 2 Jahren zahlbar, welche inzwischen à 5% verzinset werden sollten, verkauft.“ (1), Seiten 20+21.

Um 1480: „Wie in früherer Zeit, so waren auch jetzt noch sämmtliche Bürger in Zünfte eingetheilt, die Fischer hatten sich aber aufgelöst, und die Metzger mit den Gerbern vereinigt, so dass nur noch 6 Gesellschaften übrig blieben.“ Im Jahr 1480 setzte sich der Grosse Rat von Biel aus folgenden 56 Zunftmitgliedern zusammen:11 vom Pfauen, 10 von Rebleuten, 8 von Gerbern , 11 von Waldleuten, 8 von Pfistern und 8 von Schuhmachern.“ (2), Kapitel 2, Seiten 22+23.

Die Bieler Gerber verkauften das von ihnen verarbeitete Leder hauptsächlich an der Zurzacher Messe.

 

Denkmalpflege: "Ehem. Haus zur Schal (Zunfthaus der Metzger u. Gerber), im Kern evtl. spätmittelalterlich; prägender Teilneubau fürJohann Heinrich Perrot, Metzger u. Ratsherr zwischen ca. 1760 u. 1794; heute Wohnhaus mit Laden.Schönes Altstadthaus mit Durchgang zur Untergasse. Stattliche spätbarocke Gassenfassade: flach gerahmteStichbogenfenster, Wulstprofilgesimse. Im 1. OG Balkon neueren Datums mit schlichtem Gitter. Gute spätbarocke Rückfassade. Aufstockung um 1920 (mit Terrasse).Interessanter, qualitätvoller Bau; wichtiger Bestandteil des intakten Gassenraumes. Schützenswert"

 La Maison de la Corpration de la Balance bouchers et tanneurs construit 1450

 

Quellen: (1) Chronik von Biel von den ältesten Zeiten bis zu Ende 1873. Gesammelt und chronologisch geordnet von Gustav Blösch, Oberrichter. Buchdruckerei von Ernst Schüler, 1875 (2) Geschichte Der Stadt Biel und ihres Panner-Gebietes von Dr. C. A. Bloesch Präsident der Einwohnergemeinde und des Gemeinderaths. Druck und Verlag von M. Gassmann, 1855. Nachdruck: Editions Slatkine, Genève 1977, Auflage 300 Ex.; 3) Kantonale Dekmalpflege Bern, Bauinventar der Stadt Biel, 2003