Chlauser

Jeden 2. Dienstag im Dezember in der Bieler Altstadt.

Der nächste Chlauser findet am 10. 12. 2024 statt.

 


Saint-Nicolas

Chaque 2e mardi de décembre dans la vieille ville de Bienne.

Le prochain Saint-Nicolas aura lieu le 10. 12. 2024.

 

 

Der Samichlaus der Bieler Altstadt

14:00 – 17:00

Samichlaus, Schmutzli und Eseli erwarten euch im Ring. Mit dabei leckere Nüssli, Schöggli und Mandarinen. Der Altstadtleist Biel verkauft Suppe mit Brot, Cake, Glühwein und Tee.

  

Le Saint Nicolas de la vieille ville de Bienne

14:00 - 17:00

Le Saint Nicolas et le père fouettard avec l’âne vous attendent. Ils vous offrent des cacahuètes, des chocolats et des mandarines. La guilde de la vieille ville vend de la soupe avec du pain, des cakes, du vin chaud et du thé.

 



Wandbild vom hl. Nikolaus in der römisch-kath. Kirche St. Niklaus, Solothurn. Foto: Philipp Wilhelm K
Wandbild vom hl. Nikolaus in der römisch-kath. Kirche St. Niklaus, Solothurn. Foto: Philipp Wilhelm K

Die Legende vom Sankt Nikolaus

Die Gestalt des Nikolaus beruht auf den Bischof von Myra (heute Demre), einen der Hauptheiligen der griechischen Kirche. Seine frommen und wohlhabenden Eltern Epiphanius und Johanna blieben Kinderlos, bis Gott ihnen einen wunderlichen Sohn schenkte. Er kam um 270 in Patara zur Welt. Die Seestadt, in der einst der Apostel Paulus das Evangelium verkündete, liegt in der heutigen Türkei.

Vom Bruder seines Vaters, der ebenfalls Nikolaus hiess und Bischof war, erhielt er die Taufe und den Namen Nikolaus. Der Name bedeutet «Sieg des Volkes». Bereits als Säugling verbrachte er bei seiner Taufe das Wunder, im Taufbecken auf seine eigenen Füsse zu stehen. Schon in diesem Alter begann er jeden Mittwoch und Freitag zu fasten. In der Schule erfreute er seine Kameraden mit Geschenken und widmete sich ausschliesslich der Theologie. Einmal fand er vor der Kirchentür eine an beiden Beinen gelähmte Frau. Sie bat ihm um einen Almosen, doch der kleine Nikolaus hatte nichts bei sich. Von ihrem Schicksal tief getroffen, sprach er ein Gebet. Einen Augenblick später stand sie auf und konnte gehen.

Sein Onkel, Bischof Nikolaus, hatte in Sion ein Kloster erbaut und viele Mönche darin versammelt. Er weihte Nikolaus mit 19 Jahren zum Priester und beauftragte ihn mit der Unterweisung der Mönche von Sitten. Unterdessen brach im ganzen Land die Pest aus und seine Eltern, die den Opfern zu Hilfe kamen, starben dadurch frühzeitig. Das reiche Erbe, das er erhielt, behielt er nicht für sich, sondern gab es den Witwen, Waisen und Armen.

Glasfenster der St. Nikolauskirche Solothurn. F: Philipp Wilhelm K.
Glasfenster der St. Nikolauskirche Solothurn. F: Philipp Wilhelm K.

Zu seinen ergreifendsten Taten gehört folgende Geschichte: In Patara lebte ein Edelmann, einst reich, dann aber bitter arm geworden. Er hatte drei Töchter, aber nicht die Mittel,um sie noch länger ernähren zu können oder sie standesgemäss zu verheiraten. So entschloss er sich verzweifelt, seine Kinder auf dem Markt zu verkaufen. Nikolaus wollte sofort helfen. Nachts schlich er sich heimlich vor das Haus der Familie und warf drei mit Goldmünzen gefüllte Beutel durchs Fenster, die in einem Schuh landeten. So konnten die Töchter bei ihrem Vater bleiben und hatten genug Geld als Mitgift um sich einen passenden Bräutigam zu suchen. Seitdem gilt Nikolaus als Schutzpatron der «heiratsfähigen Mädchen». In der Normandie sagen die Mädchen: «Patron des filles, Saint Nicolas, marriez-nous, ne tardez pas!»
Nikolaus wurde als Priester, da er überall so freundlich war und jedem half, in der ganzen Stadt bekannt. Als die Priester von Myra einen neuen Bischof wollten, sollte die Person gewählt werden, welche als erster die Kirche betritt und den Namen Nikolaus trägt. Als Nikolaus, der von allem nichts wusste, diese Auflagen erfüllte, weihte man ihn zum Bischof. Aber auch als neuer Oberhirte von Myra zog er es vor, in Armut zu leben. Er kleidete sich noch ärmlicher als zuvor, schlief ohne Bett auf dem Boden, ass vegetarisch und nur einmal am Tag. Immer wieder bat er wohlhabende Bürger um Armenunterstützung. In seinem Haus existierte rein gar nichts, was man verkaufen konnte. Für Leute, die in der Öffentlichkeit Unruhe stifteten, hatte er allerdings kein Verständnis und ermahnte sie zur Besserung.

Glasfenster der St. Nikolauskirche Solothurn. F: Philipp Wilhelm K.
Glasfenster der St. Nikolauskirche Solothurn. F: Philipp Wilhelm K.

Nikolaus wirkte als Bischof auch als Wundertäter. Sein erstes Wunder vollbrachte er in der Kirche. Es war die Rettung eines verbrannten Kindes, das er mit Gottes Hilfe wieder zum Leben erweckte. Plötzlich bewegte sich das Kind auf den Armen seiner Mutter, öffnete die Augen und schaute gesund um sich. Es folgten noch viele weitere wundersame Ereignisse: Er erweckte drei von einem Gastwirt getötete Schüler vor dem Tod.

Als Nikolaus am Strand spazieren ging, traf er eine Frau, die in Gesellschaft ihrer drei Kinder zur Stillung ihres Hungers Austern suchte. Die Kinder gerieten in eine Vertiefung und kamen in Gefahr zu ertrinken. Das Weinen der Mutter rührte ihn. Er segnete das Meer und die Wellen spülten die Kinder in einer Butte an Land. Als er eine Wallfahrt nach Ägypten und Palästina machte, rettete er durch sein Gebet ein vom Sturm bedrohtes Schiff und wurde danach zum Patron der Seeleute.

Als in Myra eine grosse Hungersnot herrschte, lockte Nikolaus die vorbeifahrenden, mit Getreide beladenen Schiffe, durch einen Sturm in den Hafen. So konnte der Weizen, der für den Kaiser von Rhodos bestimmt war, an die Hungrigen von Myra verteilt werden. Als das Schiff schliesslich in Rhodos ankam, fehlte auf wundersame Weise nichts von der Ladung. Um weitere Hilfe zu hohlen reiste er mit einem Schiff in ein anderes Land. Dort unterstützte ihn ein Bäcker mit Brot und so viel Mehl, dass ein grosses Schiff damit beladen werden konnte. Als der Bäcker von dem Elend in Myra hörte, gab er ihm auch noch Obst und andere Lebensmittel mit. Erfreut kehrte Nikolaus in seine Heimat zurück und verteilte die Gaben an die Kinder. Kurz darauf kam das Schiff mit dem Mehl des Bäckers an, so dass es möglich war, die Not auch bei den Erwachsenen zu lindern. Seitdem gilt er als Beschützer und Beschenker der Kinder, der sich als Bischof auch um deren Erziehung und solide Schulbildung kümmerte.

Fresken der St. Nikolauskirche im türkischen Demre, der antiken Stadt Myra. Foto: Dosseman, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.
Fresken der St. Nikolauskirche im türkischen Demre, der antiken Stadt Myra. Foto: Dosseman, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.

Als ein Waldbrand in der Umgebung von Myra ausbrach und die Stadt zu vernichten drohte, vermochte er diesen durch ein Gebet zu löschen. So wurde er zu einem beliebten Heiligen der Feuerwehr.

Einmal fällte ein Richter aus Geldsucht ein ungerechtes Urteil und verurteilte drei unschuldige Bürger zum Tod. Als der Scharfrichter seines Amtes walten wollte, erschien Nikolaus, riss dem Henker das Schwert aus der Hand und warf dem Richter sein Unrecht vor. Daraufhin bat der Richter um Verzeihung.

Nikolaus konnte auch die drei unschuldig verurteilte römischen Fürsten Nepocianus, Ursus und Apilio befreien, indem er Kaiser Konstantin im Traum erschien und ihn vor schlimmen Folgen warnte. In dieser Zeit verbreitete der aus der Kirche ausgeschlossene Priester Arius, ein Gegner der Dreifaltigkeit, in mehreren Ländern Irrlehren. Mit seinem sogenannten Arianismus griff er das Christentum an, denn er sah Jesus nicht als Gottes Sohn. Im Jahr 325 nahm Nikolaus am ersten ökumenischen Konzil von Nicäa teil und gab im übermässigen Glaubenseifer dem Arianer eine Ohrfeige. Die anderen Bischöfe tolerierten diese Tat nicht und das Konzil verbot Nikolaus das Pallium und die Mitra zu tragen. Während der diokletianischen Christenverfolgung musste er selbst einige Zeit im Kerker verbringen, bis er vom römischen Kaiser Konstantin, der als erster Kaiser zum Christentum übertrat, wieder freigelassen wurde. Nikolaus starb am 6. Dezember 342, dieses Datum wird als sein Gedenktag gefeiert.

Um 550 errichtete Kaiser Justinian in Konstantinopel eine Kirche zu Ehren des hl. Nikolaus. Im 6. Jahrhundert wurde die Nikolaus-Geschichte vom heiligen Michael, Archimandrit des Klosters Sion bei Myra, niedergeschrieben. Da sich das Konzil von Nicäa im Jahr 325 mit der Lehre von der Dreifaltigkeit befasste, taucht die Zahl 3 dementsprechend oft in der Nikolausgeschichte auf. Im 8. Jahrhundert verfasste Andreas von Kreta eine Lobschrift auf Nikolaus. Dann schrieb St. Methodius, Patriarch von Konstantinopel (884-846), eine Biografie über den hl. Nikolaus, die als Grundlage für viele Darstellungen diente. Johannes Daconus fügte 860 in seiner Schrift neue Legenden hinzu. Die Geschichte vom Bischof vom Myra verknüpfte mittlerweilen einige Episoden aus dem Leben des hl. Bischofs Nikolaus von Sion (6. Jh.).

Von Myra aus erfolgte eine erste Verbreitung des Nikolausbrauchtums in Deutschland durch die byzantinische Kaiserin Theophano, die 972 Kaiser Otto II heiratete. Durch sie entstanden Kapellen in Kempten (973), Halberstadt (974), Meissen (984), Weende (987) und Lipbach (990). Otto III (980-1002) liess 1002 in Burtscheid bei Aachen eine Nikolaus-Abtei erbauen, der ein Bruder seiner Mutter Theophanu als Abt vorstand. Tochter Mathilde gründete das Kloster Braunweiler, dessen Kirche 1028 dem Nikolaus geweiht wurde. Durch die Literatur und die vielen Wunder, die Nikolaus nach seinem Tod vollbrachte, wurde  das 1036 von den Mohammedanern eroberte und verwüstete Myra, nicht nur zum Ziel von Pilgern. Die kostbaren Reliquien wollten auch andere in ihren Händen halten, respektive in ein christliches Land überführen.

  

Die 1089 von Papst Urbans II. eingeweihte Basilika San Nicola in Bari mit der Statue des hl. Nikolaus. Foto: Holger Uwe Schmitt, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.
Die 1089 von Papst Urbans II. eingeweihte Basilika San Nicola in Bari mit der Statue des hl. Nikolaus. Foto: Holger Uwe Schmitt, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.

Reliquien in Bari und Venedig

Die Reliquien des Bischofs von Myra wurden 1087 von 62 italienischen Schiffs- und Kaufleuten geraubt und am 9. Mai nach Italien in die Basilika San Nicola in Bari überführt. Die Kaufläute vertrauten die Aufbewahrung und Bewachung der Gebeine des hl. Nikolaus dem Orden von Cluny an. Von seinen Reliquien fliesst bis heute ein Wunderöl (Manna di s. Nicolo), das Kranke heilen soll. Einige Reliquien die in Myra zurückblieben, befinden sich heute im Museum von Antalya. Beim Bau der Basilika in Bari wurden zahlreiche Arbeiter verschüttet. Als sie nach mehreren Stunden gerettet werden konnten, war wie durch ein Wunder keiner von ihnen verletzt.

Aus dieser Zeit stammt auch die ausserordentliche Verehrung des hl. Nikolaus als Schutzpatron Russlands. Da die russische Kirche mit Rom in Verbindung stand, führte der Metropolit Ephraim dieses Translationsfest vom 9. Mai als einen allgemeinen Feiertag 1093 für die russische Kirche ein. 1909 reiste der russische Zar nach Bari, um den heiligen Nikolaus zu verehren. Am 26. Februar 1984 besuchte Papst Johannes Paul II. den Walfahrtsort. 2003 schenke Russland die Nikolaus-Bronzeskulptur, die auf der Piazza San Nicola steht. Sie ist ein Werk des Künstlers Zurab Tsereteli. Bari feiert den Nikolaus zweimal: am 6. Dezember mit einer Prozession durch die Altstadt und einer Messe, vom 7. bis 9. Mai mit einem grossen Volksfest.

San Nicolò al Lido, Venedig. Foto: Didier Descouens, Wikipedia, CC BY 4.0
San Nicolò al Lido, Venedig. Foto: Didier Descouens, Wikipedia, CC BY 4.0

1099 gruben venezianische Seefahrer nahe der Nikolauskirche in Myra weitere Überreste seines Körpers aus. Seitdem befinden sich Fragmente seines Körpers auch in der Kirche «San Nicolo di Lido» in Venedig. Sie wurde 1053 Nikolaus geweiht und von Benediktinermönchen bewohnt. Dreimal trat Nikolaus durch Wunder in Erscheinung: 1287, 1399 und 1429 hatten die Äbte sein Grab geöffnet um die Reliquien öffentlichen auszustellen. Das erzürnte den Heiligen, und alle drei Äbte starben plötzlich wie vom Blitz getroffen. Seitdem hat es niemand mehr gewagt, das Grab in frevelhafter Absicht zu berühren. Nur als 1634 die Kirche umgebaut werden musste, wurden seine Gebeine in den neuen Hochaltar geborgen. Das geschah unter dem Dogen Corneli, der daraufhin eine Denkmünze schlagen liess.

 

Der Nikolausbrauch verbreitet sich

In Frankreich wurde 1093 in Saint-Nicolas-de-Port eine Nikolauskirche errichtet. Sie enthielt die Reliquie seines Fingers, welche der Kreuzfahrer Aubert de Varangéville 1090 aus Bari mitbrachte. Der Nikolausbrauch verbreitete sich immer mehr in Mitteleuropa. Am Ende des 11. Jahrhunderts hatte man ihm zu Ehren viele Kirchen in den Seestädten gebaut, wo Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer galt. Von Venedig aus gelangte die Nikolausverehrung nach Holland: In Amsterdam, Middelburg, Utrecht und vor allem in Friesland wurden ihm Kirchen geweiht.

In Frankreich schrieb um 1200 der Poet Jean Bodel (1165-1210) das Theaterspiel «Le Jeu de saint Nicolas». Es ist das erste nicht-liturgische Stück in französischer Sprache. Bereits im 12. Jahrhundert fanden in den Klosterschulen Nordfrankreichs die von Schüler inszenierten Nikolausspiele statt. Dabei übernahm der jüngste Schüler die Rolle des Bischofs, der die Erwachsenen zurechtweisen durfte. Der Brauch verbreitete sich in Europa, wo man ihn je nach Land unterschiedlich feierte. Der elsässische Dichter Konrad Dankrotzheim (1372-1444) schrieb:

«Darnauch so sol man eren
Niklaum den bischof und herren;
den begont die schüler lobelich
un dunt sich an und zierent sich
in engelscher wot und lond sich schowen.»

(Dr. A. Fechter, Geschichte des Schulwesens in Basel bis 1589, Basel 1837, S. 31)

Ursprünglich fand der Brauch des Schülerbischofs am 28. Dezember (Tag der unschuldigen Kinder) statt, wurde aber bald auf den Nikolaustag verlegt. In Deutschland wählten die Lehrer den Schülerbischof. So heisst es in einem Ratsbeschluss der Hansestadt Wesel von 1526: «Am Nikolausabend, nicht früher, wird der Sohn eines armen Bürgers zum Bischof gewählt und von seinen Mitschülern mit einem Raderschilling für seine Kleidung beschenkt. Die Ausstattung des Bischofs geht zu Lasten der Stadt und besteht aus einem Pantrock, einem Wams, einer Hose, zwei Dutzend Riemen und einer roten Mütze.» In der Schweiz bestimmten meistens die Schüler ihren Bischof selbst. In einem Solothurner Protokoll von 1592 heisst es jedoch: «Am Nikolausfest findet ein feierlicher Umzug der Lateinschülern mit ihrem Schülerbischof zur Kirche statt. Der Schülerbischof darf nicht ohne Zustimmung des Kapitels gewählt werden.» Auch in Basel zogen die Schüler der Domschule und des St. Peterstiftes am 6. Dezember mit einer Prozession zum Münster. An der Spitze derselben wurde ein Fähnlein mit eisenvergoldeter Stange getragen und der Schülerbischof hielt einen Bischofsstab, der während des Jahres in der Sakristei des Münsters aufbewahrt wurde. In Zug wurde der Schülerbischof von mehreren Offizieren des bischöflichen Hausstandes begleitet. Ihnen folgte die Leibwache mit Trommeln und Fahnen. Während der Bischof den Segen erteilte, feuerten sie Musketensalven ab. Den Brauch feierte man unter anderem auch in der Klosterschule St. Gallen, in Freiburg, Beromünster, Altdorf, Zug, Einsiedeln, Schwyz und in Oberwallis in Goms.

Im 12. Jahrhundert soll in Frankreich der Brauch mit der Rute entstanden sein: Weil der Prior in der Abtei von La Charité-sur-Loire den Brüdern die Hymne auf Nikolaus verbot, erschien ihm der Heilige eines Nachts und belehrte ihn mit der Rute.  Als in diesem Jahrhundert Holländer und Friesländer durch eine Überschwemmung ihre Heimat verliessen und sich in Holstein, Wagrien, Billerbeck und anderswo ansiedelten, verbreitete sich der Nikolauskult in Norddeutschland. Über die Handelsrouten wurde die Legende vom Nikolaus weltweit weiter erzählt. In England und Australien nennt man ihn «Father Christmas».

 

Entwicklung des Brauchtums
Aus der heiligen Persönlichkeit vom Altertum, entwickelten verschiedenste Völker eine beinahe unübersehbare Zahl von facettenreichen Sitten und Gebräuchen. Seit der Nikolaus im Laufe der Jahrhunderte nahe dem Weihnachtsfest erscheint, symbolisiert er die Vorfeier vom Weihnachtsfest. Im 16. Jahrhundert lehnte Luther die Heiligenverehrung ab. Die Protestanten verlegten daraufhin die Bescherung auf Weihnachten und wählten das vom Esel und Schmutzli begleitete Christkind als Gabenbringer. Am Heiligen Abend brachte es den braven Kindern Süssigkeiten, den bösen die Rute, bis es schliesslich vom Christbaum abgelöst wurde. Im 16. Jahrhundert führte die katholische Gegenreformation den heiligen Nikolaus als Hüter der Sitten wieder ein. Als solcher bringt er in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember heimlich Geschenke in die Häuser, die er in Schuhen oder Strümpfen versteckt. Er überreicht sie auch direkt den Kindern, da sich die Eltern von ihm eine erzieherische Wirkung erhoffen. In seinem goldenen Buch stehen die Namen aller Kinder, die gute Taten vollbracht haben, und in einem schwarzen Buch die Namen derer, die schlechte Taten begangen haben. So weiss der Samichlaus immer ganz genau, wer brav war und wer nicht.

1620 veröffentlichte der aus Bari stammende Gelehrte Antonio Beatillo (1570-1642) eine der wichtigsten Biografien vom hl. Nikolaus unter dem Titel «Historia della vita, miracoli, traslatione, e gloria dell'illustrissimo confessore di Christo S. Nicolò Arciuescouo di Mira, e patrone della città di Bari».

  

Reproduktion aus The Children's friend, Nr. 3, 1821, Wikipedia.org, Public Domain.
Reproduktion aus The Children's friend, Nr. 3, 1821, Wikipedia.org, Public Domain.

Santa Claus - Schutzpatron der Stadt New York

Holländische Siedler brachten die Geschichte des hl. Nikolaus nach Amerika und gründeten 1624 New York (früher New Amsterdam). Sein Bild prangte am Bug des ersten Auswandererschiffes, das jemals in die Bucht von New York einlief. Die holländischen Pioniere (die ersten Republikaner) feierten fünf nationale Feiertage, von denen der Nikolaustag der wichtigste war.  Die erste Kirche, die sie in New York bauten, wurde nach ihm benannt und der Schutzpatron der Kinder und Seefahrer wurde auch der Schutzpatron der Stadt. In den benachbarten Kolonien blieb er jedoch jahrzehntelang unbekannt. Der hl. Nikolaus von New York, von den Kindern liebevoll Santa Claus genannt, fuhr mit Elfenrössern die steilen Dächer hinauf und betrat die Häuser durch die grossen holländischen Schornsteine. Mit der Zeit verlor diese Tradition in New York an Bedeutung und auch die Schornsteine wurden immer kleiner. Da beschloss John Pintard, Gründer der New York Historical Society, St. Nikolaus in den frühen 1800er Jahren zum Schutzpatron der Gesellschaft zu ernennen.

Santa Claus, Schutzpatron von New York. Foto: Frank Leslie’s Popular Monthly, Vol. XVII, New York, 1884, S. 693
Santa Claus, Schutzpatron von New York. Foto: Frank Leslie’s Popular Monthly, Vol. XVII, New York, 1884, S. 693

Die New Yorker Washington Irving (Pseudonym Diedrich Knickerbocker) und Clement C. Moore machten ihn literarisch bekannt. Irving stellte ihn in «Knickerbocker's A History of New York» (1809), als Pfeife rauchenden Schutzpatron von New York dar, der am Vorabend des 6. Dezember über die Dächer kommt und durch den Kamin die Strümpfe der Kinder füllt. Das Kindergedicht «Old Santeclaus with Much Delight», das 1821 in New York in dem Büchlein «The Children's Friend» erschien, zeigte erstmals Santa Claus im roten Mantel mit Rentier und Schlitten. Das abgebildete Gewand entsprach weder dem eines Bischofs noch dem alten holländischen Nikolausgewand. 1822 erschien Moores berühmtes Gedicht «A Visit from St. Nicholas» in einer New Yorker Zeitung. In den anonymen Büchern «Kriss Kringle's Book» (1842) und «Kris Kringle's Christmas Tree» (1845) wurde Nikolaus mit dem Christkind in einer Figur vereint. Der Karikaturist Thomas Nast gab ihm in den 1860er Jahren in «Harper's Weekly» sein traditionelles Aussehen. Seit 1931 macht die Getränkefirma Coca Cola den Santa Claus durch Werbung populär.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt der amerikanische Santa Claus als ein kräftiger, freundlicher und lustiger alter Bürger von Neu-Amsterdam, halb Holländer, halb «Gespenst». Die Schriftstellerin Susan Fenimore Cooper (1813-1894), die in Cooperstown, New York ein Waisenhaus gründete, schrieb in «Rural Hours» (1850) über ihn: «Die meisten Menschen im Land wissen kaum mehr über den Weihnachtsmann als die Kinder. Es gibt immer noch eine Art Geheimnis um seine wahre Identität. Die meisten von uns begnügen sich mit der unverfälschten Tradition, die auf die Bürger von Neu-Amsterdam zurückgeht. Es wird jedoch erzählt, dass es zur Zeit Konstantins, einen heiligen Bischof namens Nikolaus in Patara in Kleinasien gab, der für seine Frömmigkeit und Nächstenliebe bekannt war. Er galt als Freund der Kinder und als besonderer Schutzpatron der Gelehrten, der Jungfrauen und der Seeleute.»

  

Nikolauskult in der Schweiz

Die ursprüngliche St. Niklausenkapelle von Kerns, gilt als ältestes Gotteshaus der Schweiz. Nikolaus ist damit der älteste Patron von Obwalden. Die Kirche wurde während Jahrhunderten als Wallfahrtsort besucht. In der Schweiz förderten die Nikolausverbreitung ab dem 11. Jahrhundert die Augustinermönche vom St. Bernhard. Sie stellten ihr Hospiz unter den Schutz des hl. Nikolaus. Der hl. Bernhard war ein besonderer Nikolausverehrer und gab dem Berg (St. Bernhard), der früher Jupitersberg, Mont Jovis oder Mont Jou hiess, den Namen «Berg des hl. Nikolaus».
Der Diözese Lausanne angeschlossen, wählten die Augustiner für die Hospize und Kirchen von Semsales, Sevat, Sermuz, Etoy und Bornu Nikolaus zum Patron. Im Bistum Lausanne entstanden zahlreiche Nikolauskapellen und Kirchen, darunter die in Rougemont (1073), Boulens (1166), Seedorf (1166), Chavannes les Forts (1247), Marsens (1330), Belmond sur Yverdon (1342), Puidoux (1394), Cheyres (1445) und Savagnier (1453). Im Kanton Zürich weihte man das 1130 gestiftete Frauenkloster Fahr dem hl. Nikolaus, ebenso die uralte Kirche zu Rheinau. Im Jura standen einige Kapellen und Altäre.

Da viele Nikolauskapellen am Wasser gebaut wurden, standen vom Bodensee bis Basel eine Reihe solcher Gotteshäuser. Zu den ältesten dieser Kapellen gehören die von Basel. In Kleinbasel stand eine Kapelle beim Richthaus, wo die Flösser ihre Stämme anlegten.  Seit 1250 gab es oberhalb der Rheinbrücke eine Nikolauskapelle. Hier versammelten sich die Kinder, um sich bei einem Fest mit Früchten beschenken zu lassen. An der Kirchentür trafen sich die Armen, wenn «grosse oder gemeine Almosen» verteilt wurden. Heute ist nur noch die Nikolauskapelle am Münsterkreuzgang erhalten ist. 1528 wurde Basel reformiert und daraufhin die die Sankt-Gallus-Kapelle im Münster zerstört. Darin befand sich der dem hl. Nikolaus geweihten Altar, wo jeweils am 6. Dezember die Schulkinder das Nikolausfest feierten. Das Münster und dieser Altar waren der offizielle Schauplatz dieses Festes, wo alle mit Wein und Brot beschenkt wurden. Die älteste Nikolausdarstellung in Basel findet sich ab 1118 an einem Eckpfeiler der St. Leonhardskirche. Von Basel aus verbreitete sich der Brauch in den Schwarzwald. Dort hatte die Pfarrei Schluchsee im 11. Jahrhundert eine Nikolauskapelle erstellt. Jahrhunderte später setzte sich in Basel die Vorstellung durch, Nikolaus stamme aus dem Schwarzwald. Die St. Annakapelle des Klosters Fahr in Würenlos (Aargau) war ursprünglich eine Nikolauskapelle, da sie direkt an einem Flussübergang stand. Die älteste Bausubstanz stammte aus dem 11. Jahrhundert. Zum Kaplaneipfrund gehörte auch der St. Niklausacker.

  

Der hl. Nikolaus, Hauptpatron von Stadt und Kanton Freiburg, als Statue am West- und Hauptportal der Nikolauskathedrale, 2. Hälfte des 17. Jh. Foto: Philipp Wilhelm K

  

Nikolaus‘ 1514 angefertigte Armreliquie in der Kapelle der Nikolauskathedrale Freiburg.
Nikolaus‘ 1514 angefertigte Armreliquie in der Kapelle der Nikolauskathedrale Freiburg.

Der heilige Nikolaus ist Nebenpatron der Diözese Lausanne und Genf, Stadt- und Kantonspatron von Freiburg und seit 1182 Titularheiliger der Freiburger Kathedrale. Den Grundstein legte 1157 Herzog Berchtold IV. von Zähringen, als er auf dem Boden des Klosters Maria zu Peterlingen eine Pfarrkirche zu Ehren vom Nikolaus errichten liess. 1178 gab er die Kirche mitsamt dem Gut wieder an ihren ursprünglichen Besitzer zurück. 1182 erfolgte die Einweihung. Etappenweise wurde sie von 1283 bis 1340 von zwölf Generationen erweitert. 1512 wurde sie zur Stiftskirche und 1924 zur Kathedrale erhoben. Freiburg hatte das Glück von der Reformation verschont zu bleiben, so dass viele Kunstschätze erhalten geblieben sind.

Am 2. März 1405 wurde eine Nikolaus-Reliquie (ein Arm) von Rom ins Kloster Altenryf gebracht. Auf Anordnung von Papst Julius II. wurde die Reliquie am 9. Mai 1506 nach Freiburg überführt, wo sie in der Heiliggrabkapelle aufbewahrt wird. Seitdem war es bis 1776 Brauch, am 9. Mai mit einer Prozession nach Altenryf zu pilgern. Der Arm fand Aufnahme ins Bistumswappen von Lausanne, Genf und Freiburg. Im Kirchenschatz der Kathedrale befindet sich ein Relief, das den heiligen Nikolaus zeigt, wie er wegen der Hungersnot in Myra Weizen beschafft. Am März 1879 bedrohte ein heftiger Sturm den Nikolaus vom Hauptportal. Er bewegte sich um eine Vierteldrehung nach links, stürzte aber weder um, noch wurde er beschädigt. Seit 2006 teilt Freiburg mit der Bischofsstadt Minsk eine 1505 erhaltene Nikolausreliquie als Zeichen der Verbundenheit zwischen katholischer und orthodoxer Kirche.

In Freiburg wird das liturgische Nikolausfest am 6. Dezember gefeiert. Damals begann man ein besonderes Schulfest zu feiern. Die Mädchen nahmen an der Katharinenprozession teil, die Jungen an der Nikolausprozession. Unter dem Gesang von Hymnen ging der Zug von der Schule zur Kathedrale, wo zuerst die Vesper und dann das Hochamt gesungen wurden. Arme Studenten hatten das Privileg, an diesem Tag vor den Häusern wohlhabender Leuten zu singen und dafür Spenden zu erhalten. Der Brauch wurde 1594 urkundlich erwähnt dauerte bis 1848. Das Fest wurde 1906 von den Schülern des Kollegiums St. Michael wieder eingeführte und findet jedes Jahr am ersten Samstag im Dezember statt. 1883 wurde Étienne Marilley (1804-1889), ehemaliger Direktor des Priesterseminars von Freiburg und zurückgetretene Bischof von Lausanne und Genf, zum Erzbischof von Myra ernannt.

 

Impressionen der Nikolauskathedrale Freiburg


Bischof Nikolaus von Myra, geschaffen von Hans Geiler 1515.

 

 

  

Der in Freiburg verstorbene Jesuit und Prediger Petrus Canisius (1521-1597) ehrte den Bischof von Myra als «Vorbild der Barmherzigkeit».

Nikolaus mit Brot am 1498/99 erstellten Taufbecken.


Kirchturm der Kirche St. Niklaus (VS). Foto: Christian Imboden, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.
Kirchturm der Kirche St. Niklaus (VS). Foto: Christian Imboden, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.

Bischof Konrad von Belmont baute 1272 in Chur das Kloster St. Nikolaus, das innerhalb von 14 Jahren zweimal abbrannte, aber stets wieder von neuem entstand. In der Klosterkirche von Königsfelden befindet sich eine im 14. Jahrhundert von Herzog Rudolf von Lothringen gestiftete Glasmalerei. 1402 wurde in Gstaad eine Nikolauskapelle errichtet.

1501 goss Niklaus Oberacker aus Konstanz für die Nikolauskirche in Brugg (Aargau) eine grosse Glocke mit dem Bildnis des Nikolaus und einer lateinischen Inschrift, in der die Fürsprache des Heiligen angerufen wird. In Sulz spendete der Müllermeister Bernhard Stäublin 1753 eine Kapelle. In St. Niklausen (Obwalden) befinden sich besonders schöne Wandmalereien des heiligen Nikolaus.
Von der St. Nikolauskirche in Raperswilen erzählt man sich, dass Reisende in dieses bescheidene Gotteshaus eintraten und vor dem Bild des Nikolaus ein Gebet sprachen, um Schutz für die Fahrt über den Untersee zu erhalten. Der 37 Meter hohe Turm der Kirche St. Niklaus (VS) wird jedes Jahr während der Weihnachtszeit als Nikolaus eingekleidet, was ihn im Jahr 2000 einen Eintrag als grösster Nikolaus der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde brachte.

Weitere die dem Bischof von Myra geweihte Kirchen und Kapellen, befinden sich u.a. in Alterswil (1228 erstmals erwähnt), Altenryf (1312), Wil (St. Gallen), Frauenfeld (Thurgau), Auw (Aargau), Herznach (Aargau), Baden (Aargau), Bremgarten (Aargau), Herznach (Aargau), Waltenschwil (Aargau), Schwamedingen (Zürich). Oberwil (Zug) und Doppleschwand (Luzern). Nikolaus ist in der Schweiz Namensgeber vom Klausenpass und von 5 Ortschaften: St. Niklausen am Vierwaldstättersee, St. Niklausen bei Kerns (OW), St. Niklaus bei Merzligen (BE), St . Niklaus bei Koppigen (BE), und St. Niklaus (VS).

  

Reproduktion aus Illustrierter katholischer Volkskalender 1860.
Reproduktion aus Illustrierter katholischer Volkskalender 1860.

Welche religiöse Bedeutung dieser stätig wandelnde Brauch in der Schweiz hatte und hat, erzählt die Lehrerin Elisabeth Pfluger: «Mein Vater schnitt sich als Kind jedes Jahr nach Allerheiligen eine ‹Beile› aus sog. Chäppeliholz (Pfaffenstrauch). Für jeden Zehner des abendlichen Rosenkranzes schnitt er eine Kerbe in das dreikantige Beil. Jedes Vaterunser dieses Familiengebetes begann mit dem Vers: ‹Dem Sankt Niklaus zu Ehren, zum Trost der armen Seelen: Vater unser.› Diese ‹Beilen› wiesen die Kinder am 6. Dezember dem Sankt Nikolaus vor. Die fleissigen Beter lobte und beschenkte er, die Faulen tadelte er, allen gab er die Mahnung, bis zur Ankunft des Christkindes fleissig weiter zu beten. Der Eifer der Kinder war manchmal so gross, dass sie sich an freien Nachmittagen zusammenscharten und zu einem Dorfkapellchen, zu einem Wegkreuz oder Muttergottesstein eine kleine Bittprozession machten.» (Schweizer Schule, 15. 11. 1954, S. 473) Im alten Zürich brachte der Samichlaus den Weihnachtsbaum persönlich, worauf er den Namen «Klausbaum» erhielt. In Unterwalden kam der Samichlaus hoch zu Ross mit dem Lebkuchenwagen. Ein verkleideter Knabe brachte jedem Haus einen Lebkuchenfisch. In der Schweiz gibt es noch viele weitere Samichlausbräuche, etwa das Klausjagen oder die Tradition Heu für den Esel vor das Fenster zu hängen.

 

Die Klausermärkte

Das Fest zum Samichlaus wird Klausermarkt, Chlausermarkt, Chlouser oder Chlösler genannt. Das «Chlauseren» ist fester Bestandteil der schweizerischen Volkstradition. In einem historischen Samichlausvers lautet ein Satz: «Das Chlausnä isch ä-n-alti Sittä». Als man 1286 in Frauenfeld die Nikolauskirche einweihte, verband man die Bescherung mit dem Niklausmarkt. Dieser findet heutzutage jeweils am 1. Montag im Dezember statt. Altstätten hat seit dem 14. Jahrhundert einen Klausermarkt. In Appenzell findet der Chlösler am 1. Mittwoch vom Dezember statt.

  

Der Samichlaus von Heute

Der Vatikan strich 1969 unter Papst Paul VI den Nikolaustag aus seinem Kalender. Der liturgische Kalender der römisch-katholischen Kirche führt heute den Nikolaustag als nichtgebotener Gedenktag (memoria ad libitum). Betrachtet man den Samichlaus von heute, so ist er, wie die Finnen sagen, im verschneiten Finnland zu Hause, wo er sich am wohlsten fühlt. Und zwar in Rovaniemi, der Hauptstadt vom nordfinnischen Lappland. Das Dorf wurde extra für den Weihnachtsmann gebaut und man kann ihn und seine Renntiere täglich von Helsinki aus mit dem Santa-Claus-Express besuchen. Er hat ein eigenes Postamt, in dem regelmässig Weihnachtswünsche aus aller Welt eintreffen. In Finnland wird der Samichlaus allerdings nicht vom Esel, sondern von Elfen begleitet. Da der finnische Samichlaus hauptsächlich in seinem Dorf bleibt, hat er viele Helfer auf der ganzen Welt, daher kommt der Samichlaus vom Altstadtleist aus der Schweiz.

Bei seiner Ankunft trägt er die unterschiedlichsten Gewänder. Manchmal erscheint der heilige Nikolaus im Bischofsgewand, mit Krummstab und Mitra (ein spitzer Hut), manchmal trägt er als Samichlaus ganz der amerikanischen Tradition zu folge ein rot-weisses Gewand und eine Mütze. In jedem Fall hat sein Auftritt eine pädagogische Wirkung. Dem Samichlaus steht eine dunkle Gestalt zur Seite, der in der Schweiz Schmutzli, in Deutschland Knecht Ruprecht oder Krampus genannt wird. Er hilft beim Verteilen der Geschenke und kümmert sich um den Esel.

  

Wenn die Bieler Altstadt zum Chlauserdorf wird

Alle Jahre wieder werden Samichlaus und Schmutzli vom Altstadtleist in die Bieler Altstadt eingeladen, um an einem Fest den Kindern Leckereien wie Lebkuchen, Orangen, Mandarinen und Nüsse zu verteilen.  In Biel wird der Nikolaus Samichlaus, Samichlous, Santi-Klaus, Chlaus, Klaus und Saint Nicolas genannt. 

 

Samichlaus und Esel am Bieler Chlauser 2008
Samichlaus und Esel am Bieler Chlauser 2008

Die Bieler Chlauser-Feier
Altstadtleist-Präsident Lorenz Struchen: «Der Chlauser gehört zu den ältesten Bieler Festen, die der Leist ohne öffentliche Gelder zum Zweck der regionalen Traditionspflege und für das Wohl der Kinder gemeinnützig organisiert.» Der uralte Brauch hat sich auch unter völlig veränderten kulturellen Bedingungen in Biel bis heute gehalten. Der Samichlaus vom Altstadtleist hat viel Erfahrung mit Kindern, nimmt sich für jedes genügend Zeit, hat immer seinen treuen Esel dabei und ist nie gestresst. Deshalb besuchen die Bieler ihren Chlauser auch bei strömendem Regen und starkem Schneefall.

 

     

«Damit der Monatsmarkt und der Chlausermarkt nicht am gleichen Tag stattfinden,
hatte die Bieler Behörde den Chlausermarkt auf den 2. Dienstag im Monat Dezember festgelegt.»

Margrit Wick-Werder, Bieler Historikerin
 

Das Datum vom Bieler Chlauser wurde vom Nidauer Chlauser-Marktreglement übernommen

Bis heute kann niemand ganz genau sagen, wann der Chlauser in Biel zum ersten Mal durchgeführt wurde. Nach der Reformation kannte das protestantische Biel ausschliesslich die Weihnachtsmärkte. Erst spät wurde ein spezieller Chlausermarkt geschaffen.» (BT, 11. 12. 1973) Dieser fällt jeweils auf den Tag des Nidaumarktes (2. Dienstag vom Dezember), der damals mit dem «Säumärit» verbunden war. Lorenz Struchen: «Es ist eine amüsante Geschichte, warum der Chlauser in Biel jeweils am zweiten Dienstag im Dezember erscheint und nicht am 6. Dezember. Dazu gibt es die verschiedensten Versionen, doch letztlich hat die Geschichte mit dem damaligen Bieler Marktreglement zu tun.» 

  

Die Nikolauskapelle von Nidau mit zugehörigem Gemälde, der Russischen Ikone von Nikolaus von Myra. Fotos: Philipp Wilhlem K

 

Vorbild vom Bieler Chlauser war das Samichlausfest vom Nachbarstädtchen Nidau. In den «Nidauer Chlouserbletter 1996» ist zu lesen: «In Nidau lebte einst eine Bruderschaft, die sich dem Patronat des heiligen Nikolaus unterstellte und 1437 im Zusammenhang mit einer Spende erwähnt wurde. Unter Mitwirkung verschiedener Personen wurde eine bescheidene Frühmesskapelle errichtet, die dem Bischof von Myra geweiht war. Sie wurde 1467 urkundlich erwähnt. Am Nikolaustag, den 6. Dezember, war auch der dritte Jahrmarkt, angesetzt. Die Krämer und Marktfahrer, welche die Attraktivität eines Jahrmarktes ausmachten, zogen es aber vor, an Nikolai lieber nach Langnau oder Thun zu gehen, wo sie eine grössere Kundschaft erwartete. So entschlossen sich die Nidauer 1763, ihren Chlausermärit um eine Woche zu verschieben. Damit erhielt Nidau eine Sonderstellung im Berner Marktkalender und eine Tradition, die sich bis heute (Stand 2023) erhalten hat.» Aloys Fischer fügt im Bieler Tagblatt vom 9. Dezember 1986 hinzu: «Chläuse vom Nidauer Markt kamen auch nach Biel, worauf diese Stadt den Brauch übernahm.»
Der ehemalige Bieler Stadtarchivar Werner Bourquin recherchierte: «Während der französischen Besetzung Biels 1806 fanden am Donnerstag acht Jahrmärkte statt. Die Festsetzung zweier Dezemberjahresmärkte (einer gleich in der ersten Monatshälfte) hatte zur Folge, dass der Chlausermarkt auf einen gewöhnlichen Wochenmarkttag verlegt wurde, und zwar auf den dem Nikolaustag (6. Dezember) folgenden Dienstagmarkt.»  (BT, 23. 12. 1963)

  

Grittibänz vom Chlauser 2008
Grittibänz vom Chlauser 2008

Samichlaus - der Schutzpatron der Müller und Bäcker
Am Chlauser nahmen vor allem viele Bäckermeister (die «Lebküchler») teil. Sie stellten bis zu 60 Stände in der Altstadt auf. Mit der Zeit kamen weitere Angebote hinzu. Quicaillerie und Mercerie waren vertreten. Unter anderem wurden Eierröhrli, Nidelringe, Fisch und Fröschbei verkauft. Das Fest dauerte bis spät in die Nacht hinein. Der Anlass hatte auch eine patriotische Färbung: Die weissen Mutzen auf braunem Änisbrot-Grund sagten den Kindern: «Der Kanton Bern ist deine engere Heimat». Der Vater kaufte seinem Kind deshalb gerne einen Bärenmutzen und erinnerte sich mit Freude an die Zeit, als der Chlauser auch ihm ein solches allegorisches Geschenk brachte. (Tagblatt der Stadt Biel, 12. 12. 1878) 1892 bot der Chlausermarkt etwas Neues: eine Wundermaschine, die wie ein Mensch sprach, sang, lachte und betete und alle Sprache beherrschte. Besonders passend war jeweils das Lied: «Oh du lieber Augustin, alles ist - futsch.» (Tagblatt der Stadt Biel, 15. 12. 1892) Während einiger Jahre wurde der Chlauser nicht mehr in der Altstadt gefeiert und viele Bieler/innen wünschten ihn zurück. Dies geschah durch den 1915 gegründeten Altstadtleist.

 

Der Samichlaus in der Bieler Altstadt. Archiv Altstadtleist
Der Samichlaus in der Bieler Altstadt. Archiv Altstadtleist

Der Altstadtleist bringt den Chlauser in die Altstadt zurück

Altstadtleist- und Gerichtspräsident Eduard Amsler machte es sich sofort zur Aufgabe, den Chlauser wieder in die Altstadt zubringen. An der ersten ordentlichen Versammlung in der Bielstube, erhielt der Vorstand den Auftrag, in dieser Sache beim Gemeinderat vorstellig zu werden. (BT, 30. 6. 1915) Nachdem dies gelang, empfing der Leist am 14. Dezember 1915 den in die Altstadt zurückgekehrten Samichlaus mit stimmigen, leuchtenden Papierlaternen. (NZZ, 8. 11. 1915) Der Chlausermärit fand wieder auf dem Burgplatz statt und wurde durch den Altstadtleist zu einem fröhlichen Volksfest, das bis spät in die Nacht dauerte. Auch die Bäcker und Konditoren hielten am alten Brauch fest. Das Berner Rekrutenbataillon spielte auf. (BT, 10. 12. 1915) 1916 spielte die Musik der Bäckerkompanie. Die Schauplätze waren in den folgenden Jahren Burg, Mühleplatz, Untergasse und Collègegasse. Nach einer Zwangspause im Zweiten Weltkrieg konnte mit der Hilfe vom Altstadtleist,  erstmals wieder am 9. Dezember 1947 der Chlauser mit 40 Ständen durchgeführt werden. Nach jahrelanger Abwesenheit erlebte der Samichlaus einen regelrechten Ansturm. Unter den Festbesuchern war Regierungsstatthalter Dr. Brändli. (BT, 10. 12. 1947)

     

Chlauser 1948 mit beleuchtetem Weihnachtsbaum. Foto: Archiv Altstadtleist.
Chlauser 1948 mit beleuchtetem Weihnachtsbaum. Foto: Archiv Altstadtleist.

Erstmals ein beleuchteter Weihnachtsbaum

1948 stand am Chlauser erstmals ein beleuchteter Weihnachtsbaum auf dem Ring. In diesem Jahr glichen die Räume des Altstadtleist-Präsidenten einem Bienenhaus, denn dort wurden nicht nur mehrere Chläuse standesgemäss ausstaffiert, sondern auch die vielen Gaben sortiert, die der Leist dank seiner Initiative und der Mitwirkung gütiger Spender für die Kinder bereitgestellt hatte.  Es war das erste Mal, dass am Chlauser Backwaren ohne Coupons abgegeben werden konnten. Das Jahr zuvor mussten am Chlauser noch von diesen achtsam gehüteten Papierchen abgeliefert werden. (BT, 15. 12. 1948) 1948 konnte auch das neue Stübchen im Restaurant John Huguenin (Restaurant Burg) eingeweiht werden, wo sich die Leistmitglieder regelmässig trafen, um unter anderem den Chlauser zu organisieren.

 


Chlauser von 1949. Fotos: Archiv Altstadtleist Biel

 

Der Bläserkorps der Stadtmusik Biel an Chlauser 1949.
Der Bläserkorps der Stadtmusik Biel an Chlauser 1949.

Musik-Direktor komponiert Chlausermelodie

Besonders Stimmungsvoll wurde das Samichlausfest 1949 durch die Turmmusik, die erstmals nachts zu hören war. Die Musik wurde von Direktor Arthur Böhler eigens für diesen Anlass geschrieben und vom Bläserkorps der Stadtmusik Biel vorgetragen. (BT, 13. 12. 1949) Für eine tolle Attraktion sorgten die 5 eigens von Aime Perret hergestellten Ballons. Sie starteten vor der Molkerei Hauri auf der Burg. Der eine von ihnen landete am Morgen des 15. Dezember bei Attikon/Kemttal (Schweiz), wo er in gutem Zustand eintraf. Der andere landete um 8.15 Uhr des 15. Dezembers auf dem Flugplatz von Bad Wörrishofen (Bayern) und verbrannte anlässlich der Landung. Der dritte der Ballons landete er am 15. Dezember um 7 Uhr morgens in Heiligenblut am Grossglockner.
1951 fand der Chlauser zusammen mit der Einweihung der neuen Kirchenuhr statt. 1962 las Beatrix von Steiger ein Apostelspiel des österreichischen Dichters Karl Mell vor. 1957 lud der Altstadtleist die Bäcker des ganzen Seelands zum Chlauser ein. 4 Chläuse verteilten 1200 Lebkuchen und Bänze, 60 Kilo Mandarinen, 30 Kilo Nüssli und 350 Paar Wienerli an die Kinder. Der Leist fand, dass diesmal auch die Erwachsenen beschenkt werden sollten und liess die Chläuse in den Restaurants viele Geschenke verteilen. (BT, 8. 12. 1957)

  

Ein Verslein für den Samichlaus
Ein Verslein für den Samichlaus

 

 

 

Durch die hübschen Bieler Altstadtgassen
geht der liebe Samichlaus
und dachte sich für brave Kinder
etwas Gutes, Schönes aus.

 

 

 

 

 

Ein Chlauser-Weihnachtsbaum an der Brunngasse, 2008
Ein Chlauser-Weihnachtsbaum an der Brunngasse, 2008

1964 schlüpfte der Ehrenpräsident des Altstadtleistes, Fritz Schänzli, in die Rolle des Samichlaus. Und der damalige Altstadtleist-Präsident Paul Lüthi erklärte im Bieler Tagblatt vom 7. 12. 1970: «Beizeiten hat der Samichlaus den Altstadtleist beauftragt, die guten Sachen zu sortieren und so haben die Leistfrauen auf Tod und Leben Päckli vorbereitet. Der Altstadtleist stellt einen Stand auf und setzt alles daran, den Bäckern zu helfen, die guten Grittibänze, Zöpfe und andere Leckereien zu verkaufen.» Altstadtleist-Mitglied Roland Geiser: «Meine Eltern führten die Bäckerei Geiser an der Obergasse 10. Und ich wusste, immer wenn der Altstadtleist Säckli mit Guetzli und Bäremutzli bestellt hatte, war Samichlauszeit. Im Zwänzgichäller unterhalb vom Altstadtstübli hatten wir Kinder dann dem Samichlaus mit seinem verrauchten Bart einen Vers aufzusagen. Es war sehr lustig, auch wenn man hundert Mal dasselbe hörte. Am Schluss mussten wir ihm noch ein Küsschen geben. Dann bekam ich ein Päckchen und sah, dass es aus unserer Bäckerei kam.»

Glocke der Chlausgruppe Kägiswil, 1974
Glocke der Chlausgruppe Kägiswil, 1974

1967 wurde an der Generalversammlung vom Altstadtleist beschlossen, den Standort des Chlauser auf die Burg zu konzentrieren, wo der FC Biel mit dem FC Madretsch in diesem Jahr ein Derby austrug. 1974 und 1975 stiess der Chlauserumzug auf Begeisterung: Vom Zentralplatz aus zog abends eine Schafherde mit Schäfer und ein Esel in die weihnachtlich geschmückte Altstadt ein. Es folgten die Musik mit Majoretten des Tambourenvereins Biel, der Chlaus und natürlich eine grosse Kinderschar mit zum Teil selbstgebastelten Laternen. (BT, 11. 12. 1975) In beiden Jahren zählte die Kägiswiler Chlausgruppe vom Kanton Obwalden zur Hauptattraktion, die durch Gastwirt Rolf Dupont den Weg in die Bieler Altstadt fand.

 

Essbare Kunst

Besonders erfolgreich war am Chlauser 1974/75 die Aktion «Essbare Kunst». Die Durchführung gelangte durch die Zusammenarbeit vom Bäckermeisterverein Biel und Umgebung, dem gemeinnützigen Frauenverein und dem Altstadtleist. Die Bieler Künstler Barbara Schwyn, Max Lanz, Aurèle Lebert, Esther Ganz, Markus Helbling, Heinz-Peter Kohler, Rolf Spinnler und Hanspeter Fiechter schufen in der Gemeinschaftsbäckerei an der Gerbergasse kostenlos leckere Kunstwerke auf Lebkuchenbasis. Der Erlös ging an den Kinderberatungsdienst für 8 bis 16jährige. (BT, 2. 12. 1975) Um die Unkosten tief zu halten, konnten am Chlauser 1974 erfolgreich Erinnerungs-Plaketten verkauft werden.
1977 schenkte die Burgergemeinde Biel dem Altstadtleist zwei hübsche Weihnachtsbäume, die für eine schöne Chlauser-Stimmung sorgten. In diesem Jahr kam der Samichlaus mit Hilfe des Delta-Clubs Biel per Drachenflieger. Der Chlauser konnte durch den Verkauf vom Lotterie-Losen an der Altstadtchilbi durchgeführt werden. Die Papiersäcke für die Kinderbescherung stellte die Papierfabrik J. Müller dem Altstadtleist gratis zur Verfügung.

 

Samichlauspäckli für die kleinen Patienten vom Spital Wildermeth
Ab 1979 überbrachte der Altstadt-Samichlaus seine Säckli auch ins Kinderspital Wildermeth. 1982 verteilten zwei Samichläuse in der Altstadt 700 Päckli, 55 erhielten die kleinen Patienten vom Kinderspital Wildermeth. Erstmals werden Kerzenwaren, Kräuter und Seidenbrokate angeboten, deren Erlös Behinderten zugutekam. Um den immer teuer werden Strompreisen entgegenzuwirken, kamen 1987 Petroleum-Lampen zum Einsatz. Nebeneffekt war, das die Lampen für eine sehr schöne Ambiente sorgten. Am Chlauser 2007 wurde der Weihnachtsmarkt auf dem Burgplatz mit von Kindern gebastelten Engeli dekoriert.
  


Samichlaus, Altstadtleist-Vorstandsmitglied Monika Sigron und Theo Griner, Leistpräsident von 1987 bis 2003 am Chlauser 2004.

   


Samichlaus und seine Engel am Chlauser 2005.

     


Mehrere Chläuse führten am Chlauser 2008 die Bescherung durch.

 

Obwohl der Chlausermärit im Laufe der Jahre immer kleiner wurde und nicht mehr jedes Jahr durchgeführt werden konnte, blieb die gute Stimmung erhalten.

   

Der Stand vom Altstadtleist am Chlauser vom 9. Dezember 2008.
Der Stand vom Altstadtleist am Chlauser vom 9. Dezember 2008.

Immer weniger Standbetreiber und Abschied vom Chlauser

René Schlauri, ehemaliger Präsident des Altstadtleist: «Jahrelang hatte der Leist nebst Samichlaus, Schmutzli und Esel ein Chlauserhüsli, ein Grittibänzzelt und ein Bastelzelt für Kinder mit Bastelchristbaum. Der Weihnachtsmarkt machte es immer schwieriger, Standbetreiber für den Chlausermarkt zu finden. Dazu kamen personelle Engpässe in den Reihen des Altstadtleistes. Die Benevol-Aufgaben waren nicht mehr zu belegen».  (BT, 12. 12. 2014) Und so verabschiedete sich der Samichlaus ab 2014 aus der Altstadt um für einige Jahre am Bieler Weihnachtsmarkt teilzunehmen.

 

Samichlaus ist wieder da
Lorenz Struchen: «Der Altstadtleist entschloss sich, den Chlauser 2019 an seinen Ursprungsort zurückzuholen und ihn wieder aufzubauen. Dies mit grossem Erfolg und mit der Hilfe von grosszügigen Sponsoren. Jedes Mal kommt etwas dazu und auch das Interesse wächst. Es ist schön den Chlauser als Bieler Altstadttradition weiterzuführen.» Standort des Chlausers ist der Ring.
 

Marco Rodrigo-Jäger als Samichlaus.
Marco Rodrigo-Jäger als Samichlaus.

Interview mit Samichlaus, Schmutzli und Esel am Chlauser 2023

Bei Samichlaus Rückkehr in die Bieler Altstadt war auch ein Neues Chlauser-Team mit von der Partie, das wir in einem Interview kurz kennenlernen durften. Marco Rodrigo-Jäger verkörpert seit drei Jahren den Samichlaus der Bieler Altstadt: «Ich spiele diese Rolle immer wieder gerne. Es ist etwas Schönes, wenn der Samichlaus einmal im Jahr erscheint, den Kindern und ihren Familien Freude bringt und diesen traditionellen Brauch weiterführen kann. Es ist ein sehr emotionales Erlebnis, wenn man spürt, dass die Kinder an den Samichlaus glauben und ihm vertrauen.» Und was sagt der Samichlaus zur Terminverschiebung auf den zweiten Dezemberdienstag? «Er passt sehr gut in den Terminkalender, denn der Samichlaus ist am 6. Dezember meistens ausgebucht. Am darauffolgenden Dienstag wird weniger gedrängt und die Atmosphäre ist sehr angenehm.»

Beno als Schmutzli mit Esel Lorenzo.
Beno als Schmutzli mit Esel Lorenzo.

Nun stellt sich auch der hünenhafte Schmutzli vor, verkörpert von Beno. «Bevor ich nach Biel komme, bin ich bereits seit Anfang Dezember mit Esel Lorenzo unterwegs und ziehe in den Kantonen Bern und Solothurn von Chlauser zu Chlauser. Seit 2019 mache ich beim Bieler Altstadtchlauser mit. Ich liebe die Rolle des Schmutzli und kann mir gut vorstellen, diese bis ins hohe Alter zu spielen. Ab und zu übernimmt meine Frau die Rolle des Schmutzli. Vielleicht werden wir beide eines Tages als zwei Schmutzlis am Chlauser teilnehmen.» Da freuen wir uns jetzt schon darauf.
Und was hat Esel Lorenzo zu erzählen: «Ich bin 16 Jahre alt, komme aus Lamboing, bin ledig und seit 3 Jahren beim Bieler Altstadtchlauser dabei. Ständig trage ich Nüsse, Schokolade und Mandarinen mit mir herum und schaue zu, wie sie die anderen essen. Ich werde oft gestreichelt und bekomme Komplimente, wie lieb und nett ich doch sei. Ab und zu bin ich auch gerne im Warmen, so besuche ich manchmal auf Einladungen die Speisesäle der Altenheime. Dort gibt es einen Temperaturunterschied von ca. 15 Grad, was dazu führt, dass ich dort überall meine Häufchen hinterlasse. Mein Kumpel Peppino sieht fast so aus wie ich, hat ähnliche Aufgaben, aber nicht ganz den gleichen Charakter. Also wählt immer mich für den Chlauser. Sorry, Peppino.»

 

Philipp Wilhelm K

 

BILDERGALERIEN vom Chlauser / Saint Nicolas

Chlauser / Saint Nicolas 2023

12. Dezember 2023: Der Samichlaus und sein Team begrüssen trotz starkem Regen eine grosse Anzahl von Kindern und Schulklassen. Besonders gefreut hat sich der Samichlaus über die vorgetragenen Värsli. Ganz im Zeichen des Energiesparens, verzichtete er diesmal auf ein warmes und beleuchtetes Häuschen. Für etwas Wärme sorgten die Häufchen von Lorenzo. An der Leist-Bar erzählte man sich manche Anekdote über die Geschichte vom Chlauser. «Rey on fire» sorgte mit einem Stand für schmackhafte Bratwürste. Der von der reformierten Kirchgemeinde Biel als Adventskalender geschmückte, unbeleuchtete Weihnachtsbaum untermalte die schöne, aber regnerische Stimmung.

    


Chlauser / Saint Nicolas 2022

2022: Nach zwei Jahren Pandemiepause bringen der Samichlaus und Schmutzli wieder viel Freude in die schneebedeckte Altstadt. Ein wichtiger Bestandteil des Teams ist Esel Lorenzo. Er zeichnet sich besonders durch seinen ruhigen, kinderfreundlichen Charakter aus. Trotz den vielen Anfragen, die Lorenzo von anderen Chläusen erhielt, hat er doch immer Zeit für einen Auftritt in der Altstadt.

    


 Chlauser / Saint Nicolas 2019

10. Dezember 2019: 1. Chlauser in der Altstadt, nach Ablösung vom Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Die Oper des Jungen Theater Biel singt Lieder aus «D’Zäller Wiehnacht» von Paul Burkhard. Die damalige Leist-Präsidentin Vanessa Wyssbrot unternahm mit Samichlaus, Schmutzli und Esel Lorenzo einen Gassenbummel durch die Bieler Altstadt. In seinem Holzhäuschen empfing der Chlaus die zahlreiche Kinderschar.