Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1886

Die Generationengeschichte der Bieler Bijouteriefamilie Weber

Der 1876 in Biel geborene Albert Weber, Progymnasialschüler am Dufourschulhaus, repräsentierte die vierte Generation der Bijouterie- und Juweliersfamilie Weber, welche die Bieler Altstadt lange Zeit mit dem Glanz ihrer Schmuckstücke verzauberte. Doch dies war nur ein Aspekt, mit dem sich die Familie im wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben der Stadt Biel etablierte.

Das Wappen der Familie Weber im ehemaligen Zunfthaus zum Wald in der Bieler Altstadt. Foto mit freundlicher Unterstützung der Volkshochschule Region Biel-Lyss.

 

Friedrich Weber
1) Laut Firmengeschichte der «Weber & Cie» begann das Unternehmen 1833, als sich der Albert Webers Urgrossvater, der Goldschmied Karl Friedrich Weber (1766-1866), in Biel niederliess.[5]


Titelbild von Albert Webers Buch Der Goldschmied, Lehrer und Lehrling, 1955.
Titelbild von Albert Webers Buch Der Goldschmied, Lehrer und Lehrling, 1955.

Christian Weber
2) Johann Christian Weber-Gouvernon, Sohn von 1, wurde am 31. Juli 1808 getauft. Als junger Gold- und Silberarbeiter kam er aus Pirmasens (bayerische Rheinpfalz) nach Basel und reiste zur weiteren Ausbildung nach Deutschland und Ungarn. Nach seiner Rückkehr vertiefte er seine Kenntnisse bei den bekannten Meistern Handmann in Basel und Georg Adam Rehfues (1784-1858) in Bern. Am 7. Juli 1840 war er in Biel als Einsasse gemeldet [58] und arbeitete ab diesem Jahr im Obergässli beim Goldschmied Emanuel Seitz (1776-1846). Nach dessen Tod übernahm Christian Weber die Werkstatt und handelte unter dem Namen «Ch. Weber» mit Gold- und Silberwaren sowie Glas und Geschirr. Am 11. Januar 1842 heiratete er Caroline Gouvernon (1808-1866). Der Ehe gingen Carolina (1842) und August (1.8.1846-29.4.1923) hervor.[58] Ein weiteres Kind, ein vierjährige Sohn, fiel am 23. Juli 1853 einem zu schnell fahrenden Postwagen zum Opfer.

Christian Weber verlegte das Geschäft zunächst in das Haus seiner Schwiegermutter Gouvernon-Grüning am Kirchgässli 5, später an die Schmieden- und Kanalgasse.[4] Wegen Verstosses gegen den Regierungsratsbeschluss vom 5. 4. 1848 betreffend die Bildung bewaffneter Vereine wurde der Protestant Christian Weber zusammen mit den deutschen Revolutionären Johann Philipp Becker (1809-1886), Heinrich Hattemer (1809-1849) und Ernst Schüler (1807-1881) vom Obergericht angeklagt und schliesslich freigesprochen.[1] Christian Weber erwarb am 5. Juni 1854 das Bieler Burgerrecht. Er war Mitglied des Handelsvereins. 1859 trat er zusammen mit dem Buchhalter Boltshauser, dem Fabrikanten Blösch, dem Buchdrucker Ernst Schüler, dem Kaufmann Schilling und dem Grossrat Sessler (alle von Biel) der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft bei. Im März 1866 starb seine Frau Caroline nach langer Krankheit im Alter von 59 Jahren. Ihr Legat an die Stadt Biel ging an das Gemeindespital, die Armenanstalt im Berghaus, den Gesellenkrankenverein und den Armenverein.[18] Kurz darauf starb Christian Weber am 22. Oktober 1866 im Alter von 58 Jahren und wurde in Biel beigesetzt.[44]

 


Goldschmied August Weber. Reproduktion aus Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, S. 478, 1999.
Goldschmied August Weber. Reproduktion aus Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, S. 478, 1999.

August Weber

3) August Wilhelm Weber, Sohn von 2, wurde am 1. August 1846 geboren. Er besuchte die Primarschule in Biel, dann das Kollegium und die Handelsschule in Lausanne. Kaum hatte er seine kaufmännische Lehre in Morges abgeschlossen, starb sein Vater. So übernahm er im November 1866 das väterliche Geschäft, das er bald um eine Uhrenabteilung erweiterte, unter dem Namen «Aug. Weber & Cie» und führte es von 1874 bis 1880 zusammen mit dem aus Wien stammenden Juwelier Alexander Stöberl-Furer.[4] Um sich neue Branchenkenntnisse anzueignen, reiste August Weber nach Paris und Deutschland und erweiterte sein Unternehmen zu einem Engros-Geschäft. Um seine Produkte zu verkaufen, reiste er gleichzeitig als Produzent und Händler durch die Schweiz.

Lokale
1876 verlegte er sein Uhrengeschäft «Aug. Weber» von der Untergasse 6 (Haus Gränicher) in den Gasthof zum Kreuz. Die Untergasse 6 blieb sein Wohnhaus, in dem auch sein Sohn August jun. wohnte. Büro und Werkstätten der Bijouteriefabrikation befanden sich ab 1. August 1876 an der Mittelstrasse. Das Detailgeschäft blieb an der Schmiedegasse *6. Am 5. November 1877 wurde das Bijouterie- und Uhrengeschäft an die Mühlebrücke (ehemaliges Magazin à la Ville de Paris) verlegt. Ateliers und Comptoir blieben im Wohnhaus an der Zentralstrasse 51. 1881 erfolgte der Umzug der Ateliers und Büros in den dritten Stock der Schmiedengasse, im gleichen Jahr der Umzug der Bijouterie in das von ihm erworbene Gebäude an der Kanalgasse *5.
*Tableau der Neu-Nummerierung der Stadt Biel, 1890


Links: Im Inserat vom Tagblatt der Stadt Biel (7.11.1866) übernimmt August Weber das Geschäft seines Vaters Christian. 

Rechts: Inserat des Schweizerisches Uhrmacher-Journals (1.2.1889) mit Fokus Uhren- und Bijouteriefabrikation.

Das mit der Uhrmacherschule in Biel verbundene Garantiebüro stellte für die Uhren von August Weber zahlreiche Gangscheine erster Klasse aus. 1880 erhielt er an der Gewerbeausstellung in Biel das Diplom erster Klasse für Uhrmacherei und Bijouterie.

 

Aussteller und Juror der Landesausstellung

 

Uhren- und Bijouteriefabrikation der ersten Landesausstellung in Zürich 1883. Foto: ETH Bibliothek Zürich, Alte und seltene

Drucke, Rar 4828 0023, Public Domain

 

1883 stellte er an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich aus. Darunter waren bürgerliche Uhren in Gold und Silber sowie Remontoir- und Schlüsseluhren. Der Glanzstück waren zwei goldene Armbänder mit kleinen Uhren. August Weber erhielt ein Diplom für die gute Qualität der ausgestellten Uhren und für die Herstellung von schönen Armbändern mit Uhren. [17] Am 5. Mai 1896 bildete sich unter Vizepräsident Weber das Komitee, welches an der Schweizerischen Landesausstellung 1896 die Bijouterie-Ausstellung durchführen sollte. Am 21. November 1895 reichte er folgende Motion ein: «Der Regierungsrat wird eingeladen zu prüfen, ob im Budget 1896 einzelne Zweige der bernischen Industrie unterstützt werden können, damit sie an der Landesausstellung in Genf vertreten sind». 1896 sass er als einziger Bieler in der Jury der Schweizerischen Landesausstellung in Genf, wo er die Gruppe Bijouterie und Juwelierwaren beurteilte. An der Genfer Ausstellung präsentierte er auch als renommierter Goldschmied und Bijouteriefabrikant sein schönes Sortiment.

 

August Weber und die Lehrlingsausbildung
1890 wurden in Biel erstmals Lehrabschlussprüfungen für Handwerker durchgeführt. Am 25. April 1892 fand der Anlass zum dritten Mal statt. 13 Lehrlinge nahmen daran teil. Unter ihnen war Webers aus La Chaux-de-Fonds stammender Lehrling Reynold Richard (geb. 1873), der die Prüfung zum Bijoutier bestand. Als Probearbeit lieferte er «1 broche montée, billants avec boucles d’oreillesid». Am 13. Januar 1895 beschloss der «Schweizerische Kaufmännische Verein» an ihrer Delegiertenversammlung in Biel die kaufmännischen Lehrlingsprüfung in der Schweiz einzuführen. Die Durchführung organisierte eine Kreiskommission. Der Berner Kreiskommission gehörte August Weber an.

 

Familie

August Weber war seit Oktober 1868 mit Anna Barbara Hirschi (25.5.1845-24.12.1895) aus Eggiwil bei Niederwichtrach, verheiratet. Das Paar hatte die Kinder Karl August (22.9.1869-1922), Albert Wilhelm  (10.2.1876-29.12.1955), Elise (geb. 3.11.1880), Martha (geb. 24.5.1883) und Anna Carolina (geb. 20.8.1879).[56] Das Wohnhaus der Familie Weber befand sich in der Untergasse 6, das Geschäft an der Kanalgasse 5. 1895 spendete August Weber zum Andenken an seine verstorbene Frau Anna Fr. 200.- für das Gemeindespital, Fr. 200.- für den Armenverein und Fr. 100.- der Suppenanstalt. 1898 übergab August Weber im Alter von 52 Jahren das Geschäft seinem Sohn Albert.

Über Karl Weber existieren so gut wie keine Angaben. Am 12. April 1901 heiratete er Erna Margaretha Blanck und zog von der pulsierenden Uhrenstadt Biel in den entlegensten und ruhigsten Winkel Argentiniens.[57] Die damalige Agrarkolonie San Mayol (sprich San Maschol) liegt im Bezirk Tres Arroyos, 526 Kilometer südlich von Buenos Aires. Der Bau der Eisenbahnlinie Tres Arroyos - Lobería brachte Hunderte von Arbeitern und den ersten Bahnhof. Als 1907 die Eisenbahn eröffnete, erlebte Karl Weber die Entstehung des aufblühenden Städtchens San Mayol. Es herrschte Pionierstimmung. Alle Bauern der Umgebung waren hier versammelt. Karl starb 1922 nach langer Krankheit im Alter von 52 Jahren. Mit der Stilllegung der Bahnlinie wurde das Städtchen zu einem verlassenen Dorf, in dem 2024 nur noch 40 Menschen lebten. Der Bahnhof dient heute als historisches Museum.

 

Militär
Als junger Oberleutnant nahm August Weber mit dem Bataillon 54 an der Grenzbesetzung 1870 teil. Später führte er als Major das Auszügerbataillon 25 und dann das Landsturmbataillon 25. 1890 unterstützte er das Schweizerische Militärreiten mit einer goldenen Stecknadel als Ehrengabe.

  

«August Weber verkörperte auf typische Weise die engen Verflechtungen
politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art in der gründerzeitlichen Industriestadt Biel.»

Fredy Sidler, Direktor der Ingenieursschule Biel, Bieler Jahrbuch 1987, S. 171
  

August Weber machte es sich unter anderem zur Aufgabe, die Baudenkmäler der Altstadt vor dem Verfall zu bewahren. Als der neu gegründete Altstadtleist im Mai 1915 eine Versammlung einberief, um über das Schicksal der Alten Krone zu informieren, war auch Weber dabei. Er schlug vor, das Gebäude in das Inventar der Gesellschaft für die Erhaltung schweizerischer Kunstdenkmäler aufzunehmen, und war der Meinung, dass man für die Restaurierung staatliche Subventionen erhalten könnte. Als die Stadt die Alte Krone kaufte, beteiligte sich Weber zusammen mit dem Kunstverein an der sorgfältigen Renovierung. Das schöne Gebäude des Baumeisters Lorenz Perret von Cressier wurde zu einem Schmuckstück der Altstadt.[62] 1910 zog das Gymnasium/Progymnasium vom Dufourschulhaus in das neu erbaute Schulhaus am Tschäris. Bei der Einweihung vom 23. April 1910 übergab Weber die künstlerisch ausgestattete Pergamenturkunde der «Stiftung ehemaliger Schüler», zu Gunsten der Anstalt (Reisefonds und Bilderschmuck). Weber war Komiteemitglied dieser Stiftung.[45] Insbesondere unterstützte er das Schiesswesen: In den Schaufenstern seines Geschäftes an der Kanalgasse waren die Prämien für das Kantonale Schützenfest in Bern 1897 ausgestellt, darunter silberne Pokale und Medaillen. Die Schwanenkolonie unterstützte er finanziell.[4] August Weber wirkte von 1871 bis 1873 öfters als Geschworener. Er war 1883 Vizepräsident, 1885 bis 1886 Präsident und von 1883 bis 1895 wieder Vizepräsident des «Pressvereins von Biel», der sechsmal wöchentlich den «Bieler Anzeiger / Feuille d’annonces de Bienne» als Organ des Radikalen Biels und Umgebung herausgab. Er war Vorstandsmitglied des «Vereins junger Kaufleute», Vizepräsident und von 1918 bis 1921 Präsident des Museums Schwab. Dort betätigte er sich auch als Konservator der Kunstabteilung. Das Museum erhielt von ihm 1923 das Ölbild «Frauenbildnis»“ des Künstlers Winterberger. Von 1900 bis 1923 war er zudem Präsident der «Schreibbücher- und Papierwarenfabrik AG».[5]

 

Grossrat und freisinniger Politiker
1881 wurde auf Antrag freisinniger Bürger der «Volksverein Biel» neu gegründet und der Buchdrucker Wilhelm Gassmann zum Präsidenten und August Weber zum Vizepräsidenten gewählt. Weber kandidierte 1882 als Grossrat für den Wahlkreis Biel. 10 Jahre später präsidierte er den Grossen Rat ab 1892 als Vizepräsident und ab 1894 für eine Amtsperiode als Präsident. Weber bei seinem Amtsantritt: «Ich hoffe und wünsche, dass der Berner Grosse Rat es auch in Zukunft als seine Aufgabe betrachtet, die auf eidgenössischem Boden erzielten Errungenschaften durch eine zielbewusste und kluge Politik zu unterstützen, und dass der Kanton Bern an vorderster Front mitwirkt, wenn es darum geht, diese Errungenschaften auf eidgenössischem Boden festzuhalten. Mit diesem Wunsch trete ich mein Amt an». 1898 scheiterte er bei den Ständeratswahlen. 1886 wurde er Burgerratspräsident von Biel. Bis 1898 war er Mitglied des Gemeinderates und nahm in dieser Funktion an der Einweihung des Dufour-Denkmals in Genf teil.[4]
Weber war gleichzeitig Mitglied der «Freisinnig-Demokratischen Partei des Kantons Bern» (heute FDP - Die Liberalen des Kantons Bern) und der «Freisinnig-Demokratischen Partei der Schweiz» (heute FDP - Die Liberalen Schweiz). Im Jahre 1893 lehnte er das Amt des Zentralpräsidenten der «FDP Bern» ab, da diese ihren Sitz in Bern hatte.  Nachdem sich in Bern ein sogenannter «Einwohnerverein» gebildet hatte, beschloss man vergeblich, auch in Biel einen solchen mit dem Namen «grosse, unabhängige, freisinnig-demokratische Partei» zu gründen. Dann wählte die «FDP Bern» an der Delegiertenversammlung vom 11. Februar 1894 Biel zum Sitz und erteilte Weber den Auftrag, einen neuen Zentralvorstand zu bilden, der am 12. März 1894 zustande kam. Weber war nun bis 1899 Vorsitzender und musste sich zunächst der Reorganisation der Partei widmen, die zahlreiche Parteiversammlungen und Komiteesitzungen erforderte. Man beschäftigte sich mit Themen wie Steuergesetzgebung, Armenwesen, Schulgesetz, Verstaatlichung der Eisenbahnen und Recht auf Arbeit.[59] Die «Freisinnig-Demokratische Partei des Kantons Bern» ist nicht zu verwechseln mit der «Freisinnigen Partei der Stadt Biel», die am 2. März 1900 gegründet und von Nationalrat Dr. Eduard Bähler präsidiert wurde und in der August Weber bis 1901 Vizepräsident war. [60] Daneben gab es noch die «Freisinnig-demokratische Partei des Seelandes», der Weber ebenfalls angehörte.

  

Förderer des Turnens
Bereits als Lehrling trat August Weber dem Stadtturnverein Biel bei. Als National- und Kunstturner gewann er zahlreiche Preise. 1869 wurde er Ehrenmitglied des Schweizerischen Turnverbandes, der ihm 1919 zu seinem 50-jährigen Jubiläum das Diplom erneuerte. Am 25. Oktober 1891 hielt er in Bern eine Rede anlässlich der Einweihung des Denkmals für den «Turnvater» J. Niggeler (1816-1887).  Am Wochenende vom 28./29. September 1895 gründete August Weber als 1. Tagungspräsident zusammen mit Emil Hafner (Zürich) und August Schetty (Basel) in Magglingen die «Eidgenössische Turnveteranen-Vereinigung» (ETVV). Weber hatte zu diesem Zweck 53 Turnerinnen und Turner zur Kameradschaftspflege nach Magglingen eingeladen. Zu diesem Anlass gehörte auch eine Wanderung ins Taubenloch-Magglingen. In einer im Tannenwald oberhalb des Kurhauses abgehaltenen Landsgemeinde wurde beschlossen, künftig jährlich ein solches Treffen durchzuführen und als Vorort Zürich bezeichnet. Weber war sehr aktiv, stiftete den ersten Pokal und entwarf das erste Abzeichen. 1912 wurde er zum Zentralpräsidenten der ETVV gewählt und übte dieses Amt bis 1922 aus.[33]

Ebenfalls 1895, im Gründungsjahr des Eidgenössischen Schwingerverbandes, fand in Biel das erste von August Weber organisierte Eidgenössische Schwing- und Älplerfest statt. 1906 war er Präsident des Organisationskomitees des Kantonalen Schwingfestes in Biel. Als der Schweizerische Turnverband 1922 das Eidgenössische Turnfest in St. Gallen ohne einen Garantiefonds von Fr. 70'000.- nicht durchführen wollte, bemühte sich August Weber zusammen mit Emil Hafner und August Schetty um die Beschaffung der finanziellen Mittel. Sie erreichten die Erhebung des sogenannten Mitgliederfrankens im ETV, aus dem der Eidgenössische Turnfestfonds entstand. 1921 war er Mitorganisator des ersten Eidgenössischen Turnfestes in Biel. Während Jahrzehnten war Weber ein kompetenter und gefragter Kampfrichter an Turnfesten. Unter anderem am Kantonalturnfest Lagenthal 1875, am Eidgenössischen Turnfest Bern 1876, am Bezirksturnfest Nidau 1876, am Schwingfest Bözingen 1877, am Schwingfest Biel 1890 und am Schwingfest zur 700-Jahr-Feier der Stadt Bern 1891.[24]

  
Präsident der Vereinigten Uhrenfabrikanten
Am 1. Mai 1881 wurde die «Gesellschaft der vereinigten Uhrenfabrikanten von Biel und Umgebung» (Société des Fabricants d’horlogerie de la ville de Bienne) gegründet. Im gleichen Jahr wurde im Hotel Bielerhof eine regelmässig stattfindende Uhrenmesse organisiert. 1884 erfolgte eine Neugründung mit geänderten Statuten. 1906 organisierte August Weber zusammen mit dem Verein der Uhrenfabrikanten und dem Kunstverein eine Ausstellung der Drozschen Androiden und Automaten. 1912 führte der Verein am kantonalen Technikum Kurse für Emboîtage, Démontage und Réglage durch, die es jungen Leuten ermöglichten, nach einer Lehrzeit von 18 bis 20 Monaten ein Einkommen zu erzielen.

Mitbegründer der heutigen Schule für Gestaltung
Uhrengraveure gaben den Anstoss zur Gründung der Schule für Gestaltung: 1884 richtete die «Société des Chefs d’Ateliers Graveurs & Guillocheurs de la ville de Bienne» einen handschriftlichen Brief an den Gemeinderat von Biel mit der Bitte, eine Zeichenschule zu gründen. Das Schreiben knüpfte an die kurz zuvor gegründete Uhrmacherschule an und wies darauf hin, dass eine schöne Dekoration für den Verkauf der Uhren eine wichtige Rolle spiele: «A fin d’élever la qualité des produits de notre industrie, la commune de notre ville  a fondé, il y a quelques années, une ecole d’horlogerie. Aujourd’hui, les soussignés viennent vous demander d’achever l’ouvre commencés en y ajoutant une école de dessin pour le décor de la montre. - Vous n’êtes pas sans savoir, Messieurs, l’importante influence que la décoration exerce sur le vente de la montre; il est donc nécessaire que cette branche se développe de plus en plus pour aider et faciliter à nos fabricants l’écoulement de leurs produits.»  Unterzeichnet hatten unter dem Vorsitz von Fritz Hubacher 22 Ateliers-Chefs. Im Name der «Gesellschaft der vereinigten Uhrenfabrikanten von Biel und Umgebung» unterschrieben der Präsident Wyss und Vizepräsident August Weber. Am 2. Mai 1887 konnte die Zeichenschule (Ecole de dessin artistique et industriel) im 2. Stock der Stadtkanzlei auf der Burg als kunstgewerbliche Abteilung eröffnet werden.[29]

 

Uhrmacherschule und Technikum. Reproduktion aus 20. Jahresbericht des Kantonalen Technikums Biel, 1909-1910

 

Präsident des westschweizerischen Technikums (1901 bis 1911)
Mit dem Aufkommen der Uhrenindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt durch den Zuzug von Uhrmacherfamilien rasch. Die Behörden wollten deshalb die Berufsschulen ausbauen. Zur Gründung einer kantonalen Gewerbeschule bildete sich am 9. August 1888 in Biel ein Initiativkomitee unter dem Vorsitz von Stadtpräsident Niklaus Meyer, dem auch Grossrat August Weber angehörte. Am 7. Februar 1889 bewarb sich Biel um den Sitz einer kantonalen Gewerbeschule, während der Grosse Rat eine solche bereits für die Stadt Bern ins Auge fasste. Weber wies darauf hin, dass die Gründung einer solchen Schule in Biel bereits in Vorbereitung sei. Die am 25. September 1889 in Bern eingereichte Massenpetition der «Société des Fabricants d’horlogerie de la ville de Bienne» unterstützte das Begehren mit 6447 Unterschriften. Nun entstand eine Rivalität zwischen Bern und Biel, zu der sich auch Burgdorf gesellte. Das Blatt «Emmentaler Nachrichten» kritisierte am Februar 1890: «Die Bieler haben sich aufgemacht, uns Stadtbernern das vom Grossrat bereits beschlossene kantonale Technikum vor der Nase wegzuschnappen!» Am 1. Mai 1890 eröffnete das Bieler Initiativkomitee im Einvernehmen mit den Stadtbehörden das zweisprachige, westschweizerische Technikum (Technicum de la Suisse Occidentale à Bienne).
Der Berner Grosse Rat beschloss schliesslich, ein kantonales Technikum in Burgdorf und nicht in Biel zu bauen. Daraufhin organisierte Weber eine grosse Protestkundgebung auf dem Neumarktplatz. 10‘000 Personen nahmen trotz eisigem Wetter und Wind daran teil. Aus dem Jura wurden neben den regulären Zügen zwei Extrazüge eingesetzt. Der Umzug, dessen Parade fast 20 Minuten dauerte, umfasste über 4000 Teilnehmer mit 72 Fahnen und 17 Musikkorps mit Tambouren. August Weber begrüßte auf einer Bühne die Anwesenden und verlas folgende Resolution, die einstimmig angenommen wurde: «Die seeländisch-jurassische Volksversammlung vom 22. März 1891 in Biel erklärt, dass der Beschluss des Grossen Rates vom 11. März über den Sitz des kantonalen Technikums weder den Interessen der Hauptindustrie des Landes noch denjenigen des Kleingewerbes entspricht und der nationalen Einigung der beiden Kantonsteile zuwiderläuft. Die heutige Versammlung erklärt, dass die Aufrechterhaltung und der sukzessive Ausbau des bestehenden westschweizerischen Technikums im hohen Interesse des Juras und des Seelandes liegt und sichert ihm gleichzeitig ihre tatkräftige Unterstützung zu. Die heutige Versammlung spricht sich für eine engere Zusammenarbeit der beiden Landesteile auf dem Gebiete der wirtschaftspolitischen Bestrebungen aus, um den Tendenzen zu einer ungesunden und einseitigen Zentralisation energisch entgegenzutreten».[30]

Am 26. April 1891 beschloss die Einwohnergemeinde Biel unter dem Motto «Bienna ha fatto da se» das westschweizerische Technikum weiterzuführen, obwohl sich der Grossrat für Burgdorf entschieden hatte. Dies führte zu heftigen Debatten in der Presse. A. S. aus Burgdorf wollte, wie in «Le national suisse» (14. 1. 1892) zu lesen war, die Konkurrenz, die das Bieler Technikum dem Technikum in Burgdorf machen könnte, nicht fördern und bezeichnete die jurassische Presse als perfide. August Weber reagierte darauf sofort mit Gegenargumenten. Als 1894 das Technikum in Burgdorf eröffnet wurde, brachte Weber unter dem Beifall der ganzen Versammlung die Seeländer Friedenspalme mit und trank auf das Gedeihen der gewerblichen Bildungsanstalten im Kanton Bern.[32] 

Finanziert wurde das westschweizerische Technikum durch Staats- und Gemeindebeiträge, Subventionen der Jura-Simplon-Eisenbahngesellschaft, der Kontrollgesellschaft Biel und durch den Erlös von Schülerarbeiten.[27] 

Inserat vom Berner Schulblatt, 7. 9. 1901
Inserat vom Berner Schulblatt, 7. 9. 1901

August Weber war von 1890 bis 1901 Vizepräsident und von 1901 bis 1911 Präsident der Aufsichtskommission. Die Angliederung einer Kunstgewerbeschule war hauptsächlich ihm zu verdanken. Teile seiner privaten Kunstsammlung stellte er den Schülern als Anschauungsmaterial zur Verfügung. Auch die Unterbringung des Kontrollamts ist ihm zu verdanken. An der Landesausstellung 1896 in Genf präsentierte das Westschweizer Technikum eine Auswahl von Schülerarbeiten. Die Besucher wurden am Eingang der Galerie von den Gipsbüsten der Grossräte Meyer (Stadtpräsident) und August Weber (Bijoutier) empfangen. Diese beiden Personen hatten am meisten zur Gründung des Technikums beigetragen. 1900 konnte der Neubau bezogen werden, in dem grosse Säle zur Verfügung standen. Als am 1. Januar 1910 das bis dahin der Stadt Biel gehörende Technikum verstaatlicht und zum «Kantonalen Technikum» wurde, hielt Weber eine Ansprache. Im gleichen Jahr hielt er die Trauerrede beim Begräbnis des Technikumdirektors Fritz Hilfiker, dessen blumengeschmückter Sarg in der Vorhalle des Technikums aufgebahrt wurde. 1911 trat er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

Präsident der Kontrollgesellschaft und Initiant vom Kontrollgebäude

Im 19. Jahrhundert war Biel führend in der Uhrengehäuse-industrie. Gemäss den Bestimmungen des Bundesgesetzes über den Feingehalt der Gold- und Silberwaren von 1880 mussten die Gehäuse obligatorisch abgestempelt werden um festzustellen, ob sie den vorgeschriebenen Feingehalten von 800 und 875 Tausendsteln für Silber, 14 Karat oder 585 Tausendsteln und 18 Karat oder 750 Tausendsteln für Gold entsprachen.[28] 

Als Dienstleistung für die Uhren- und Schmuckindustrie und im Hinblick auf das bald in Kraft tretende Bundesgesetz beschloss die Gemeinde nach Rücksprache mit der Kommisssion der Uhrmacherschule und den Uhren- und Uhrenschalenfabrikanten, am 9. August 1881 ein Kontrollamt zu errichten. In der zugehörigen Kontrollkommission war Gemeinderat August Weber zuerst Vizepräsident und dann fast 30 Jahre lang Präsident. Untergebracht wurde das neue Amt in drei Zimmern des Erdgeschosses der Uhrmacherschule, wo zuvor das Büro der Wasserversorgung war. Am 1. Januar 1882 trat das Bundesgesetz über die Kontrolle und Garantie des Feingehaltes der Gold- und Silberwaren in Kraft und am 1. September 1882 nahm das Kontrollamt seine Tätigkeiten auf. Kontrolliert wurden hauptsächlich Uhrenschalen. 1882 waren es 173‘874 Gold- und Silberschalen, 1889 bereits 354‘659.[25]
In rascher Folge entstanden weitere Kontrollämter in Madretsch (Oktober 1882), Noirmont (1884), Pruntrut (1888), Grenchen (1890) und Delémont (1895). Diese Konkurrenz, insbesondere jene von Grenchen, bekam auch das Bieler Unternehmen zu spüren. Am 30. März 1890 wurden die Kontrollämter Biel und Madretsch zusammengelegt. Unter dem Präsidium von Regierungsstatthalter J. Wyss und Vizepräsident August Weber entstand die Kontrollgesellschaft Biel, die am 1. Januar 1891 ihre Tätigkeit aufnahm. Sie trat an die Stelle der Gemeinde und übernahm alle Verpflichtungen, für welche die Gemeinde gegenüber Kanton und Bund haftete. Rechnungsüberschüsse kamen gemeinnützigen Zwecken zugute, insbesondere der Berufsbildung. So spendete die Gesellschaft dem Technikum Biel jährlich mehrere tausend Franken.[25]
Als Präsident verlegte Weber die Geschäftsstelle von der Uhrmacherschule in das von der Gesellschaft für Fr. 90‘000.- errichtete neue Gebäude an der Zentralstrasse 53, das lange als «altes Kontrollgebäude» bekannt war. Bald benötigte man mehr Platz. [25] Für einen Neubau wurde 1899 ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem 67 Projekte eingereicht wurden. Den ersten Preis erhielten die Genfer Architekten Leo und Franz Fulpius für ihr Projekt «Mitox». Nach ihren Plänen entstand am Zentralplatz ein Wohn-, Büro- und Geschäftshaus, das 1901 bezogen wurde. Auch August Weber wohnte darin. Es war damals das volumenmässig grösste Gebäude Biels. Im Erdgeschoss befand sich das Kontrollamt.[26]  


Wie es für August Weber typisch war (siehe Leseabschnitt Modernes Heim), ging es der Gesellschaft aber auch um die wirtschaftliche Entwicklung Biels, indem sie die Schaffung von permanenten Ausstellungsräumen für die Produkte des lokalen Handwerks anregte. Leider konnte die Idee nicht verwirklicht werden, da die Vereine und Betriebe nicht in der Lage waren, finanzielle Beiträge zu leisten.[25] Am 1. Juli 1929 wurde im Kontrollgebäude die Eidgenössische Oberzolldirektion für Uhren, Uhrenbestandteile und Bijouteriewaren eröffnet. 1935 wurde das kantonale Kontrollamt aufgrund des neuen eidgenössischen Edelmetallkontrollgesetzes der Oberzolldirektion unterstellt und an die Aarbergstrasse 82 verlegt. Die Gesellschaft verblieb als «Kontrollgebäude AG» im Besitz des Gebäudes und fungierte als Liegenschaftsverwalter. 1945 übernahm die Stadt die Aktienmehrheit. 1950 wurde die Kontrollgesellschaft aufgelöst und das Gebäude ging für eine Million Franken in den Besitz der Stadt Biel über.[25]

 

Präsident der sozialen Wohnungsbaugesellschaft «Modernes Heim»
Auf Anregung des Architekten und Technikumslehrers Eman Jirka Propper konstituierte sich im März 1905 in Biel die Baugesellschaft «Modernes Heim» mit dem Ziel, versuchsweise drei möblierte Einfamilienhäuser zu bauen, deren Preisniveau dem Einkommen einer durchschnittlichen bürgerlichen Familie entsprach. Der Vorstand wählte August Weber zum Vorsitzenden, der sich besonders für die Realisierung des Projekts einsetzte. Als Bijoutier und Präsident des Kunstvereins förderte er mit diesem Projekt das Bieler Gewerbe und Kunsthandwerk. Von den 15 beteiligten Firmen waren 14 in Biel ansässig. Das erworbene Grundstück an der Einmündung des Rosenheimwegs in die Schützengasse 74 bot eine waldnahe Lage und eine herrliche Aussicht.[22] Das Fachorgan, die Schweiz. Bauzeitung, schrieb über das «Moderne Heim»: «Das erfreuliche Unternehmen verdient Beachtung und Unterstützung. Denn es wird hier zum ersten Mal praktisch versucht, moderne Wohnungskunst auch dem Mittelstand zugänglich zu machen, und zwar nicht in extremen zum Widerspruch herausfordernder Formgebung, sondern in Anlehnung an alte einheimische Traditionen.»[23]  


Links: Nordansicht der Rückfassade der Häusergruppe Modernes Heim  / Rechts: Südansicht der Häusergruppe Modernes Heim.

Text und Fotos: Schweizerische Bauzeitung 30. 6. 1906

 

Geländeschwierigkeiten führten zu Mehraufwand bei Aushub-, Spreng- und Maurerarbeiten. Fenster- und Türöffnungen erhielten grosse Wandflächen. Giebel, der Wettermantel aus Backstein und Lauben passen das «moderne Haus» an die Juralandschaft an. Diese Wettermäntel, die sonst nur an der Westseite der Häuser Verwendung fanden, wurden auch an den anderen Fassaden eingesetzt, um eine angenehme Harmonie der Putzflächen mit den Stein- und Ziegelflächen zu erzielen und mit der grünen Landschaft ein wohltuendes Ganzes zu bilden.[22] Die Treppenbeleuchtung wurde nach belgischem, der Bodenbelag der Lauben nach französischem Muster durchgeführt. Die Küchen, Badezimmer, Toiletten und Vorplätze der Häuser I und II erhielten einen Terrazzobelag. Die Treppen bis zum ersten Stock besitzen eichene Tritte in Tannenholz-Wangen, während die vom Dachstock und vom Estrich ganz aus Tannenholz hergestellt sind. Die Stoektreppen sind alle aus Holz. Die Waschküchen und deren Vorplätze erhielten widerstandsfähigen Betonboden mit Zementüberzug. 1906 war die Häusergruppe fertig gestellt. Die Gesellschaft zeigte darin eine zehnwöchige Wohnungsausstellung, deren Kommission August Weber präsidierte.[22] Da nach Proppers Plänen die komplette Inneneinrichtung die Handwerker und Gewerbetreibenden der Stadt Biel erstellt hatten, handelte es sich um die erste Ausstellung dieser Art in der Schweiz.


Links: Treppenhaus des Hauses II und Halle und Treppenhaus des Hauses III. / Rechts: Wohnstube.

Text und Fotos: Schweizerische Bauzeitung 30. 6. 1906

 

Die Schweizerische Bauzeitung (7.4.1906) lobte: «Dass solide, vollständig fertiggestellte Häuser mit eigenen Gärten, fünf bis sechs Zimmern, Küche, Bad, geräumigen Kellern, Kammern und Bodenräumen, alles in harmonischer Farbgebung, ruhigen Tapeten und hübschen Öfen über die sonst bei mittlerem Wohnbauten übliche Art und Weise ausgestattet, für Fr. 20‘000.-, 25‘000.- oder 29‘000.- zu kaufen sind, muss als eine überraschende und erfreuliche Neuerung im Wohnhausbau bezeichnet werden. Erstaunlich sind auch die für die bürgerliche Mittelschicht berechneten Preise der aus bestem Holz und moderner Formgebung ausgeführten Möbel.» Die Genossenschaft bestand bis zum 17. Januar 1907.

 

August Weber als Präsident des Kunstvereins Biel.
August Weber als Präsident des Kunstvereins Biel.

29 Jahre Präsident vom Kunstverein Biel und Umgebung
Als Bijoutier lernte August Weber schon früh die verschiedenen Facetten der Kunst kennen. Er war Mitbegründer des am 15. Januar 1891 entstandenen «Kunstvereins von Biel und Umgebung», der vom 8. bis 25. Oktober 1891 in der Aula der Mädchensekundarschule an der Zentralstrasse 9 die erste Bieler Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung zeigte. Ab 1892 förderte August Weber als Präsident während 29 Jahren das künstlerische Leben der Stadt. In dieser Funktion verfasste er die Jahresberichte und vertrat die Goldschmiedekunst, über die er auch Vorträge hielt. 1893 organisierte der Kunstverein eine Schweizerische Kunstausstellung für Aquarell-, Ziselier-, Porzellan- und Glasmalerei im neuen Mädchenprimarschulhaus.[51]   

Auf der Suche nach einem neuen Domizil stiess der Kunstverein im April 1894 auf das historische, aber baufällige Benzhaus im Ring, auch bekannt als ehemaliges Zunfthaus zu «Waldleuten». August Weber: «Das Haus soll eine Stätte zur Pflege der Kunst sein, die mit unsere gewerblichen Bildungsanstalten allen Branchen des Kunsthandwerks zu Diensten stehen soll, damit sowohl Meister und Lehrlinge sich zu neuem Schaffen Anregung holen können.»[54] Weber erstellte einen ausgeklügelten Finanzplan, und am 4. Oktober 1895 beschloss die Generalversammlung auf Grund seiner Arbeit den Kauf des Hauses. [61] Die notwendige Renovierung und der Ausbau des ersten Stockes zum Vereinslokal erforderten einen Betrag von mindestens 6000 Franken. Weber hoffte, diese Summe durch die 102 Mitglieder und Freunde des Vereins, sowie einer Aktienzeichnung aufbringen zu können. Doch das Ziel war nicht leicht zu erreichen. Im Dezember 1895 unterstützte die Bernische Künstlergesellschaft das Vorhaben mit zwei Aktien und dem Ankauf von Zahnds «Mädchen am Brunnen».

Zur weiteren Finanzierung wurde im Juni 1896 eine grosse Tombola veranstaltet, bei der eine grosse Anzahl Kunstgegenstände verlost wurden. August Weber spendete eine mit Perlen, Rubinen und Diamanten  verzierte Stecknadel in Degenform. Unter den namhaften Künstlern die sich an der Lotterieausstellung im Rathaussaal zugunsten des Künstlerheims solidarisch zeigten, waren Albert Schüler (100 Abzüge des Hauses Benz), Richard Kissling (Tellstatue in Galvanoplastik), Hubacher Häuselmann (Pestalozzimedaille), Pfarrer Edmund Jeker (Kupferstiche), Robert Girardet (Mutterglück) und Rudolf Koller (Ölgemälde). Der «Clou de l’exposition» war das Gemälde  «Biel vom Ried aus» von Paul Robert (1851-1921).[53] Der Reinertrag der Lotterie betrug Fr. 6000.-, dazu kamen grosszügige Spenden des Präsidenten August Weber und des Uhrenfabrikant Louis Mueller (1864-1943), Vizekassier und Hauswart. Unter den Aktivmitgliedern waren das Architektenteam  Wilhelm Roemer (1862-1938) / August Fehlbaum (1856-1931) und August Webers Sohn Albert (1876-1955). So konnte im Juni 1896 das Zunfthaus erworben werden. Es wurde von 1898 bis 1900 durch das Vereinsmitglied Architekt Propper prachtvoll restauriert. Als Glücksfall erwies sich der Bauvertrag des Hauses von 1559/61, den Staatsarchivar Türler in Zürich entdeckte. So konnte die gesamte Fassade des Hauses originalgetreu rekonstruiert werden.


Links: Pfarrer Edmund Jeckers Festschrift zur Einweihung am 8. April 1900, Sammlung Stadtbibliothek Biel-Bienne. Mitte: Das ehemalige Zunft- und Künstlerhaus (heute vhs), Zustand 2024. Rechts: Stube vom restaurierten Zunfthaus zum Wald mit Ofen vom Kloster Bellelay, aus der Festschrift von 1900.

 

Stifter von Kunstgegenständen waren unter anderem August Webers Frau Anna und die Familie Lanz. Zu den Anteilsscheininhabern gehörten die kunstliebenden Uhrenfabrikanten Louis-Paul und Charles-César Brandt (Omega), Eduard Heuer (1840-1892) und Alfred Bronner (1847-1898). August Weber, der 40 Anteilscheine besass, hatte dem Kunstverein vor der Eröffnung 20 Anteilscheine geschenkt. [61] An der Einweihungsfeier vom 8. April 1900 begrüsste Präsident Weber die zahlreichen Gäste, darunter Delegierte der Kunstvereine von Bern, Neuenburg und Solothurn, Vertreter der städtischen Behörden sowie Mitglieder und Freunde des Vereins. Er verlas ein Schreiben des abwesenden Bundesrates und bedankte sich für dessen finanzielle Unterstützung zur Restauration. Pfarrer Edmund Jecker, Stubenmeister des Zunfthauses, verfasste eine Festschrift, die vom Verlag Kuhn reich ausgestattet wurde. Dr. Emil Lanz (1851-1926) teilte mit, dass der Bieler Kunstverein August Weber und Architekt Emanuel Jirka Propper (1863-1933) in Anerkennung ihrer Verdienste um die Renovation, je eine Wappenscheibe schenkte.[49] Das Tagblatt der Stadt Biel (10.4.1900) lobte: «Die Perle des Ganzen bildet die Zunftstube, die den Charakter einer solchen aus dem 17. Jahrhundert hat. Sie ist reich mit Sprüchen und Ornamenten geschmückt. Die Fenster erhalten nach und nach noch Glasmalereien. Ein Prachtstück ist der Ofen, der aus dem Kloster Bellelay stammt und von Dr. Lanz und Propper beim Umbau gerettet wurde. Die Kacheln wurden dem identischen Ofen in Neuenburg nachempfunden und von der Frau von Dr. Lanz, Maria Julie Laura Bloesch (1863-1950), bemalt.


In der Sitzung vom 14. November 1907 feierte der Kunstverein August Weber, der bereits 16 Jahre an der Spitze des Vereins stand. Dr. Lanz überreichte ihm eine prachtvolle silberne Plakette mit Webers Bildnis, ein Kunstwerk von Herrn Müller, Oberlehrer der Kunstgewerbeabteilung des Technikums. Gerührt nahm Weber die Plakette entgegen und bemerkte, «dass sich zwar viele seiner Hoffnungen nicht erfüllt hätten, er sich aber dennoch gerne dem Kunstverein widme».[50] Regelmässig fanden im Kunsthaus Weihnachtsausstellungen statt. Zu den beteiligten Künstlern gehörten u.a. Anna Haller, Frank Behrens und Hermann Hubacher. Da die Räumlichkeiten nicht ausreichten, übergab der Verein seine Kunstwerke als Deposita an das Museum Schwab. Daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen dem Kunstverein und dem Museum, die beide das Schicksal der Raumnot teilten. 1894 schloss sich der Kunstverein dem Schweizerischen Kunstverein an. Damit war es erstmals möglich, zeitgenössische Kunst aus allen Landesteilen auszustellen. Diese Wechselausstellungen fanden unter der Leitung von August Weber in den Jahren 1897, 1901, 1905, 1909 und 1915 statt. Stadtarchivar Werner Bourquin im Bieler Tagblatt: «Durch die Mitgliedschaft im Schweizerischen Kunstverein und durch die Turnusausstellungen war der Verein berechtigt, sich an den vom Bund subventionierten Ankäufen zu beteiligen. So fand manches wertvolle zeitgenössische Kunstwerk den Weg in die Sammlung des Kunstvereins bzw. ins Museum Schwab».[51]
Anlässlich der Sitzung vom 14. Januar 1909 war August Weber nicht wenig überrascht, als der Oschwanger Maler Cuno Amiet (1868-1961) die Versammlung mit seiner Anwesenheit beehrte. 1910 initiierte Weber zusammen mit dem Kunstverein ein Grabdenkmal für Albert Anker. 1916 wurde der 71-jährige Weber anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums als Präsident erneut geehrt. Er erhielt eine Glasplatte mit den Wappen Webers, der Stadt Biel und des Kunstvereins sowie einer Darstellung von Alt-Biel mit der Waldzunft. Es handelte sich um ein Werk des Glasmalers Gerster in Riehen, Sohn des bekannten Heraldikers Pfarrer Gerster in Kapellen. Weber schenkte dem Verein eine Mappe mit Zeichnungen des Schweizer Malers Frank Buchers (1828-1890).

Altstadtleistpräsident wünscht Zusammenarbeit mit dem Kunstverein
An dieser Jubiläumsfeier machte Altstadtleistpräsident Eduard Amsler (1882-1937) darauf aufmerksam, das der Leist mit dem Kunstverein zusammenarbeiten möchte.[52] August Weber übergab dem Kunstverein mehrere Geschenke, darunter römische Kaisermünzen, einen alten Kupferstich der Stadt Basel, Bilder der Haupthalle des Berner Münsters und ein Gedenkblatt der 50-Jahr-Feier der Republik Neuenburg. Grossen Anklang fanden auch die von Präsident Weber organisierten Kunstreisen. Mitglieder, deren Angehörige und Kunstfreunde konnten daran teilnehmen. Sie führten unter anderem nach Murten und Avenches (1917) und zur Kirche von Jegenstorf (1919). Im November 1921 sah sich die Generalversammlung genötigt, das bereits eingereichte Rücktrittsgesuch Webers als Präsident anzunehmen, obwohl er sich von einer längeren Krankheit erholt hatte. Er wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Weber war auch Vizepräsident der 1902 gegründeten «kantonal bernischen Kunstgewerbe-Genossenschaft».

  

Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Biel-Magglingen-Bahn

August Weber gehörte während 35 Jahren dem Verwaltungsrat der Standseilbahn Biel-Magglingen an, von 1903 bis 1916 als Vizepräsident und von 1917 bis 1921 als Präsident.[40] Das 900 m ü. M. gelegene idyllische Dörfchen «Magglingen» empfahlen viele Ärzte ihren Patienten. Das milde Klima erlaubte es, Kranke mit Atem- oder Nervenleiden und Rheumakranke, die in den Spitälern nur schwer einen Platz fanden, nach Magglingen zu schicken. Magglingen war zwar nicht alpin genug, um die schnelle Hyperglobulisation durchzuführen, galt aber als eine ausgezeichnete Zwischenstation. So tagte dann auch die Medizinisch-chirurgische Gesellschaft des Kantons Bern 1883 im «ozon- und aussichtsreichen» Kurhaus Grand Hotel Magglingen (heute Sitz der Eidg. Turn- und Sportschule).
August Webers Freund Albert Wälli (1843-1905) eröffnete 1877 das Kurhaus Grand Hotel und baute es in Etappen zu einem der best ausgestatteten Kurhäuser der Schweiz aus. Der palastartige Neubau, «massiv aus Stein gebaut, Granittreppen bis in den 3. Stock», verfügte über 89 Zimmer, 42 Balkone, Privatsalons, Heilbäder, Restaurant mit grossem Speisesaal, Billardsaal, Bibliothek, Lesezimmer mit Klavier und Apotheke. Modell und Pläne des Milchkuren-Trinksalons mit Molken- und Ziegenmilch (Architekt Wyss-Thalmann in Biel) stellte Wälli 1883 an der Landesausstellung in Zürich aus. Bei Regenwetter konnten sich die Gäste auf der 45 m langen Veranda mit Glasdach aufhalten. Die 120 Meter lange und 15 Meter breite Terrasse diente vor allem bei Sonnenuntergang als Flaniermeile, auf der die Gäste das herrliche Panorama genossen und dem Plätschern des Brunnens lauschten. Die verschiedenen Turngeräte, die rege benutzt wurden, sind wohl die ersten Spuren von Magglingen als zukünftigem Sportort.[67] Wälli gelang es nicht nur, eine ergiebige Quelle mit gutem Trinkwasser zu erschliessen, sondern auch romantische Spazierwege im nahen Wald anzulegen. Gesundheitlich interessant waren die Wege, die in vier Steigungen verliefen. Diese Anordnung diente dem progressiven Training und der Behandlung von Übergewicht und Kreislaufstörungen nach der Methode von Max Joseph Oertel (1835-1897).

Magglingen Panorama, Ansicht von A. Reckziegel, 1898. Von links nach rechts: Hotel Bellevue, Restaurationshalle, Station, Grand Hôtel Kurhaus Magglingen. Sammlung Schweizerische Nationalbibliothek, V Bahnen 76, 1886-95.

 

Innerhalb von 8 Jahren stiegt die Zahl der Logiertage im sukzessiven ausgebauten Kurhaus von 3000 auf 8000.[41] Es beherbergte zahlreiche illustre Gäste: Am 4. August 1884 war es Graf Alessandro Fè d’Ostiani (1825-1905), Grossoffizier des Ordens der Italienischen Krone und 1886 S. Hennings, Staatsrat und Kabinettssekretär Ihrer Majestät der Königin von Dänemark.[42] 1880 besprachen August Weber und Albert Wälli in der Alten Krone die Idee, eine Drahtseilbahn nach Magglingen zu erstellen. Dies hatte mehrere Gründe: Der steile Aufstieg zu Fuss dauerte 1½ Stunden und war für die kränklichen Kurgäste zu beschwerlich. Der bequemere Weg über die Landstrasse war 2 Stunden. Vom Bahnhof Biel nach Magglingen gab es je nach Ankunft der Schnellzüge Fahrpostverbindungen in bequemen Fuhrwerken und einen taxiähnlichen Droschkendienst durch die konzessionierten Unternehmer Dübi und Ryf. Der stolze Fahrpreis von mindestens 5 Franken variierte je nach Futterpreis der Pferde. Noch teurer wurde es, wenn 4 Personen eine zweispännige Droschke benutzen mussten. Die Strecke Biel-Magglingen war nicht für den Massenverkehr bestimmt. Der Bau einer Standseilbahn würde die Fahrtkosten nach Magglingen erheblich senken und gleichzeitig die Besucherfrequenz erhöhen.
In der Schweiz gab es bereits mehrere mit Wassergewicht betriebene Standseilbahnen, z.B. die Territet-Glion-Bahn (553 m) im Kanton Waadt, die Gütschbahn in Luzern (153 m) und die Giessbachbahn (320 m) beim Hotel Giessbach. Warum sollte man sich nicht auch von Biel aus bequem nach Magglingen befördern lassen? Bereits am 3. Oktober 1884 berichtete der Bayerische Landbote optimistisch, dass «im nächsten Frühjahr eine Drahtseilbahn von Biel (Schweiz) zum Kurort Magglingen gebaut werden soll.»

Das Grand Hotel um 1940. Foto: Bildarchiv ETH Bibliothek Zürich, Ans 11316, Public Domain.
Das Grand Hotel um 1940. Foto: Bildarchiv ETH Bibliothek Zürich, Ans 11316, Public Domain.

Am 17. Oktober 1884 reichte das Initiativkomitee «Drahtseilbahn Biel-Magglingen», bestehend aus Grossrat August Weber, Stadtpräsident Niklaus Meyer (1834-1922), Regierungsstatthalter Jakob Wyss (1841-1913), Grossrat Robert Benz (1849-1894), Burgerratspräsident Eduard Haag (1843-1909), Amtsrichter Alfred Bronner (1847-1898), Oberförster Arnold Müller (1856-1928), Gemeinderat Emanuel Walker (1843-1914) und der Magglinger Kurhausbesitzer Albert Wälly (1843-1905), in Biel ein Gesuch um Konzessionierung einer Dampfdrahtseilbahn von Biel nach Magglingen beim Eisenbahndepartement ein. Das Komitee verwies auf die anerkannte Bedeutung von Magglingen als Kurort und als vielbesuchter Aussichtspunkt. Die finanziellen Mittel von rund Fr 450,000.- werde eine Gesellschaft liefern, die auch den Bau und den Betrieb übernehmen will. Die Berner Regierung nahm vom Gesuch Kenntnis und erteilte am 20. November 1884 die Konzession für die Dauer von 80 Jahren. Innerhalb von 6 Monaten mussten die vorschriftsgemässen technischen und finanziellen Vorlagen sowie die Statuten der Gesellschaft dem Bundesrat eingereicht werden. Es konnte nur eine Wagenklasse eingeführt werden, deren Typ vom Bundesrat genehmigt werden musste. Die Höchstgeschwindigkeit wurde ebenfalls vom Bundesrat festgelegt.[34] Am 18. November 1884 wurde der Bauvertrag mit der «American Cable Tramway Company» in London unterzeichnet, der theoretisch die Inbetriebnahme der Bahn am 1. Juni 1885 ermöglichen sollte.[37]  

Werbung der Drathseilbahn Biel-Magglingen. Sammlung Schweizerische Nationalbibliothek, V Bahnen 76, 1886-95.
Werbung der Drathseilbahn Biel-Magglingen. Sammlung Schweizerische Nationalbibliothek, V Bahnen 76, 1886-95.

Bisher gab es in Europa nur eine einzige mit Dampf betriebene Bahn, und zwar in Spanien. Da die Bahn einen Höhenunterschied von 438 m mit einer maximalen Steigung von 33,5 % zu überwinden hatte, führten mehrere Ingenieure Baugrunduntersuchungen durch. Im November 1884 schloss Oberingenieur Th. Lutz von Hochdorf als Vertreter der «American Cable Tramway Company» die Vorstudien zu diesem Projekt ab. Der Bundesrat erhielt die entsprechenden Pläne, Kostenberechnungen usw. Die Projekt-Vorlage erwähnte: «Die Drahtseilbahn hat eine Gesamtlänge von 1668 m (heute 1693 m) und führt in gerader Linie vom Seefels bei Biel zum Kurhaus Magglingen. Die Spurweite beträgt 1 Meter. Die Bahn soll für Personen, Gepäck, Stuckgüter und Postbeförderung für das ganze Jahr betriebsfähig eingerichtet werden. Das Einsteigeplateau der Station Biel liegt 4 Meter höher als die Neuenburgerstrasse. Für dessen Zugang wird eine 5 m breite Zufahrtsstrasse erstellt. Die Station Magglingen befindet sich ca. 50 m rechts des Kurhauses auf der Höhe der Zufahrtsstrasse, so dass die Magglingenstrasse den Zugang zur Station bildet. Auf halber Strecke befindet sich das Ausweichgleis, auf dem die Züge einander ausweichen. Die geologische Formation, auf der die Bahn liegt, ist Jurakalkfelsen. Die Kronenbreite der Einschnitte und Dämme beträgt in Schienenhöhe 3 m, ausserdem erhalten die Einschnitte einen beidseitigen Wasserabzugsgraben. Beide Stationen erhalten ein Stationsgebäude mit beheiztem Wartesaal, Büro und Telegraphenapparat mit Glockensignal. Das Maschinenhaus wird wie in London bei der «Highgate-Hill-Cable Tramway» auf halber Strecke errichtet. Die Züge werden von einer stehenden Dampfmaschine gezogen, die mit Drahtseil verbunden ist. Vorgesehen sind 4 Personenwagen mit je ca. 40 Sitzplätzen, ähnlich den Rigibahnwagen, und 2 Gepäckwagen, die auch die Post befördern. Die Abfahrt wird durch elektrische Glockensignale an beiden Endstationen  angezeigt. Die Züge werden von einem Kontrolleur, der zugleich Bremser ist, begleitet. Er muss während der Fahrt stets die Bremse in der Hand zu halten, um im Falle eines Seilrisses sofort bremsen und den Zug zum Stillstand bringen zu können. Das Seil besitzt einen hohen Grad von Biegsamkeit. Eine automatischer Vorrichtung erkennt jede Beschädigung.»[36] 


Station der Drahtseilbahn Magglingen, Zustand 2024. Das Innere zeigt eine historische Dauerausstellung.

 

Am 13. Dezember 1884 genehmigte die Bundesversammlung die Konzession. Durch eine Vereinbarung vom 29. Dezember 1884 stellte die Burgergemeinde Biel der zu gründenden Gesellschaft das Land für die Bahnstrasse unentgeltlich zur Verfügung. Mit weiteren Grundeigentümern wurden Abtretungsverträge abgeschlossen.[40] Am 5. Februar 1885 wurde der definitive Bauvertrag zwischen der Londoner Firma und dem Initiativkomitee unterzeichnet. Das Bahnprojekt, das anfänglich von der Bevölkerung mit einem Achselzucken aufgenommen worden war, begann zu einem Teil der Bieler Kultur zu werden. Bereits am 1. Dezember 1884 spielte die Bieler Stadtmusik in der Tonhalle die Uraufführung vom Bieler Drahtseilbahn-Marsch (Marche du Funiculaire) des Komponisten und Dirigenten Wilhelm Brackenhammer (1842-1889). Das Tagblatt der Stadt Biel (2.12.1884) gratulierte zu dieser Idee und hoffte, dass «der Komponist das Stück im Druck für Pianoforte herausgeben würde.» Dies geschah 1890 durch den Bieler Progymnasiallehrer Friedrich Schneeberger (1843-1906), der das zweisprachige Stück mit Pianoforte und Gesang dem Initiativkomitee der Drahtseilbahn Biel-Magglingen widmete. Am 15. Februar 1885 führte in der Tonhalle die Bieler Stadtmusik in Begleitung mit dem Stadtturnverein das humoristische Stück «Auf der Drahtseilbahn nach Magglingen» auf.


Brackenhammers Drahtseilbahn-Marsch auf der Menükarte bei der Eröffnung, 1. Juni 1887 (Sammlung Schweizerische Nationalbibliothek, V Bahnen 76, 1886-95) und Schneebergers Drahtseilbahn-Marsch in der Dauerausstellung der Station Magglingen.

 

Trotz der Konzession kamen die Bauarbeiten nicht voran, so dass das Gründungskomitee eine Fristverlängerung beantragte, die am 7. Juli 1885 gewährt wurde. Das Projekt wurde den Ingenieuren Ritter-Egger, Probst, Chappuis & Wolf anvertraut. Im Dezember 1885 wurde der Ingenieur Niklaus Riggenbach (1817-1899) aus Olten als Sachverständiger beigezogen.  Am 29. Dezember 1985 brach das Komitee die Verhandlungen mit der Ingenieurgemeinschaft Ritter-Egger, Probst, Chappuis & Wolf ab. 1885 erschien im Verlag Caesar Schmidt die 6. Auflage von «In dreissig Tagen durch die Schweiz», in der das Projekt irrtümlicherweise als bereits abgeschlossen dargestellt wurde: «Seit Juni 1885 verbindet eine 1668 m lange Standseilbahn die Station Pasquart mit Magglingen».
Am 8. Januar 1886 genehmigte der Bundesrat das Bauprojekt der Drahtseilbahn Biel-Magglingen.  Am 15. Februar 1886 wurde der Bauvertrag mit der Firma Herzog & Pümpin in Bern unterzeichnet. Emil Pümpin (1840-1898) hatte in Biel das Progymnasium und eine Schlosserlehre absolviert und baute 1885 zusammen mit dem Ingenieur Hans Herzog (1846-1913) die Berner Marzilistandseilbahn. Herzog war Bauleiter der Jurabahn (1871-1874) und der Bahnlinie Freiburg-Payerne-Yverdon.[41] Der in Wien geborene Ingenieur Joseph Hittmann (1850-1905), der seit 1883 als Oberingenieur für die Firma Herzog & Pümpin arbeitete, zählte ebenfalls zu den führenden Köpfen des Projekts Biel-Magglingen. Im Februar 1886 beschloss der Verwaltungsrat der Jurabahn, für Fr. 5000.- Gründungsaktien der Drahtseilbahn Biel-Magglingen zu übernehmen. Zur Realisierung der fünften Standseilbahn der Schweiz wurde am 12. April 1886 unter Beteiligung von August Weber die Aktiengesellschaft «Drahtseilbahngesellschaft Biel-Magglingen» gegründet. Das Aktienkapital, das schwierig zu beschaffen war, betrug Fr. 450‘000.-, eingeteilt in 200 Stammaktien zu Fr. 500.- und 700 Prioritätsaktien zu Fr. 500.-.

Ankündigung der Felssprengungen im Tagblatt der Stadt Biel vom 28.5.1886.
Ankündigung der Felssprengungen im Tagblatt der Stadt Biel vom 28.5.1886.

Am April 1886 begannen die Arbeiten mit der Räumung der Strecke. Der Bau der Standseilbahn wurde vor allem durch die zahlreichen Sprengungen mit Pulver oder Dynamit zu einer Attraktion für die Kurgäste. Der Bund (6.6.1886): «Viermal täglich kracht es in den Kalkfelsen des Magglinger Berges. Der Sprengstoff bahnt der längsten Drahtseilbahn Europas den Weg». Der Bau der Bahn erfolgte an mehreren Stellen gleichzeitig. Drei Viadukte wurden gebaut: ein 120 m langer Eisenviadukt über einer Geländesenke, ein zweiter 90 m langer Viadukt bei der Station Biel und ein dritter 44 m langer Viadukt weiter oben. Es gibt keine Tunnel.[38] Am 18. Juni 1886 bewilligte die Gemeinde den Bau des Stationsgebäudes mit Toilettenhäuschen und Maschinenhaus beim Seefels. Am 20. August 1886 bewilligte der Bundesrat den Finanzausweis. Am 16. September 1886 trafen Pümpin und Herzog mit dem 130 Zentner schweren und 3400 m langen Drahtseil aus Köln ein. 14 Pferde zogen es vom Bahnhof Biel zur Talstation. Für die Drahtseilbahn arbeiteten rund 100 Personen, darunter viele Tessiner und Italienische Gastarbeiter. Die Zusammenarbeit zwischen Schweizern und Italienern war alles andere als harmonisch. Hinzu kam, dass eine Diebesbande immer wieder Lebensmittel stahl. Auch Unfälle blieben nicht aus: Im Dezember löste sich ein Wagen vom Seil, raste den Berg hinunter und verletzte einen Arbeiter. Ein anderer wurde von einem Rollwagen zerdrückt. Wegen des strengen Winters 1886/87 wurden die Arbeiten eingestellt.

Wasserpumpstation mit Dampfmaschine bei der Drahtseilbahnstation Pasquart.
Wasserpumpstation mit Dampfmaschine bei der Drahtseilbahnstation Pasquart.

Wegen der Wasserknappheit in Magglingen wurde das Wasser bei einer Bieler Trinkwasserquelle gefasst. Eine bei der Talstation gelegene Pumpstation pumpte das Wasser mittels einer 18 PS starken Dampfmaschine durch eine 1640 m lange Rohrleitung nach oben. Der Dampfzylinder hatte einen Durchmesser von 220 mm und einen Hub von 400 mm. Die maximale Drehzahl betrug 70 Umdrehungen. Bei der Bergstation floss das Wasser zuerst in ein Trinkwassersammelbecken, von wo auch das Hotel sein Wasser bezog und von dort in das Betriebsreservoir oberhalb der Station Magglingen. Darin befanden sich ein Abflussrohr zum Wagen und ein Zuflussrohr zum Sammelbecken. Bei Regenwetter erhielt das Reservoir so viel Wasser, dass der Talbetrieb bis zu 10 Tage lang eingestellt werden konnte. Ende April 1887 begann die schwierige Operation des Aufziehens der zwei Drahtseile. Jedes wog nicht weniger als 6514 kg oder rund 130 Ztr. Der Aufzug geschah mittelst eines eigens konstruierten auf die Schienen gestellten Wagens, der mit zweier Kurbeln an denen vier Mann drehen in Bewegung gesetzt wurde. Das vierfach übersetzte Räderwerk griff in die Zahnradstangen ein. Auf diese Weise wurde das angehängte Seil über die Rollen bergauf transportiert.

Am 6. Mai 1887 trafen zwei Personenwagen der Drahtseilbahn ein, jeder mit einem Gewicht von fast 200 Zentnern. Wegen ihres Gewichtes und ihrer Grösse durften sie nicht per Eisenbahn transportiert werden und weder einen Tunnel, noch eine Brücke passieren. Ihr Transport erfolgte ab der Waggonfabrik Pümpin & Cie. in der Muesmatt in Bern mit einem eigens dafür hergestellten Wagen auf der Landstrasse. Wegen des Aareübergangs wählte man den Umweg über Solothurn. Man hatte aus langen Eisenbalken, die mit hölzernen Querbalken fest verbunden waren, einen starken Rost konstruiert, der an die Achsen eines sehr starken Hinter- und Vorderwagens gehängt wurde, analog den Tragbäumen eines Steinwagens, wie sie z. B. in Solothurn in Gebrauch waren. Auf diesem bereits schweren Gerüst wurde der ebenfalls sehr schwere Wagen platziert. Die Bespannung bestand beim Transport des ersten Wagens aus acht, bei demjenigen des zweiten aus zwölf Pferden, die bei den unterschiedlichen Steigungs- und Kurvenverhältnissen der Bern-Solothurnstrasse zeitweise schwere Arbeit hatten.[63] In Biel machten die Wagen für die Schaulustigen bei der Mühlebrücke einen kurzen halt. Dann wurden die Wagen auf der unteren Station auf die Geleise gestellt. Sie hatten 40 Sitz und 10 Stehplätze und waren 2,50 m breit, also für 5 Sitze ausgelegt. An beiden Enden befanden sich Plattformen, auf denen der Führer je nach Fahrtrichtung so stand, dass er die zu befahrene Strecke gut überblicken konnte. Die einzelnen Wagenabteile waren staffelförmig hintereinander angeordnet und entsprachen ihnen staffelförmige Plattformen der beiden Bahnsteige an den Endstationen. Der Wagenkasten war aus Holz, das zweiachsige Wagengestell mit 5,20 m Radstand aus Eisen gebaut. Mit letzterem wurde der Wasserbehälter verbunden. Dessen Wasserstandsrohr befand sich an der vorderen Plattform, wo seitlich des Bahnsteigs die Vorrichtung zum Füllen des Behälters angebracht war. Die einzelnen Abteile waren durch halbhohe Wände getrennt, die die Rückenlehnen der Sitze bildeten. Die Zugänge waren während der Fahrt durch niedere Türen verschlossen, ansonsten war der Wagen seitlich offen und nur mit Schiebevorhängen versehen.[38]  

Probefahrt der Drahtseilbahn Biel-Magglingen, 23. Mai 1887. Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, PK 014547, Public Domain.
Probefahrt der Drahtseilbahn Biel-Magglingen, 23. Mai 1887. Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, PK 014547, Public Domain.

Anfang April 1887 genehmigte der Bundesrat den Fahrplan. Die Stationen der Jura-Bern-Luzern-Bahn begannen Fahrkarten nach Magglingen zu verkaufen. Damit gab zum ersten Mal eine grosse Schweizer Bahngesellschaft direkt Billette für eine Standseilbahn aus. Am 21. Mai 1887 fand die Probefahrt mit dem technischen Personal statt. Am 26. Mai 1887 dementierte das Tagblatt der Stadt Biel das in der Bevölkerung kursierende Gerücht, die Wagen der Standseilbahn seien im Verhältnis zum Seil viel zu schwer. Am Montag, 30. Mai 1887, konnten alle Schulkinder die Bahn gratis benützen. Die Einweihung fand am 1. Juni 1887 statt. Unter den Gästen war auch Bundesrat Schenk. Die Festinschrift lautete «Mag(s)glingen?». Auf der Speisekarte des Banketts standen «Schienen, Zahnstangen, Bremsen, Drahtseil, Chevreuil à la St-Hubert, chassé par la Comité d’initiative, Galantine für ängstliche Seilbahner, Glace mit 47 Atmosphären Druck, Tourte finiculaire mit verschiedenen Gefällsbrüchen.» [39] Am 2. Juni wurde die neue Anlage in Betrieb genommen. Die Fahrt dauerte 12 Minuten (heute 5,3 Minuten). Sie kostete einfach Fr. 1.-, hin- und zurück Fr. 1.50.-.

Um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, brauchte man einen Maschinisten, der die Maschinen, den Dampfkessel und die Pumpen in einem Maschinenhaus neben der Pasquartstation überwachte, den Betriebsleiter (Bahnmeister), der in der Nähe der Pasquartstation wohnen musste, zwei Billetteure, einen Aushilfsbeamten und zwei bis drei zuverlässige Bahnführer, damals «Kondukteure» genannt. Diese mussten Polizeibeamte sein und wurden als solche vereidigt.[47] Täglich mussten sich die Lokführer mindestens eine halbe Stunde vor Fahrtbeginn in ihren Stationen einfinden, um den Zustand der Wagen zu überprüfen: Sind die Zahnräder unbeschädigt und sitzen sie auf den Achsen? Sind die Bremsteile heil und miteinander verbunden? Gibt es Risse an den Achsen, sind die Achslager ganz und die beiden Hälften derselben fest miteinander verschraubt? Sind die Wasserkästen dicht? Ist die Drahtseilverbindung zum Wagen unbeschädigt? Gibt es Spuren von eingedrungenem Wasser an der Wagendecke? Sind die Laternen sauber, in gutem Zustand und mit ausreichend Öl und Docht für die Nacht versehen? Einmal pro Woche mussten die Bahnführer zusammen mit dem Maschinisten das Kabel abspannen und die Funktion der Fallbremse und des Geschwindigkeitsreglers überprüfen. Täglich hatten sie die Wagen zu reinigen und zu schmieren und jeden Samstag die Eistellhallen zu reinigen. Die Bahnführer hatte also auch Putz- und Reparaturdienst.[46]
Nachdem alles überprüft war, erfolgte die Abfahrt. Unmittelbar vor dem Einsteigen der Fahrgäste und vor Beginn des Wasserfüllvorganges war der sichere Verschluss der Bremsen zu überprüfen. Nach dem Einsteigen musste sich der Talfahrer auf die untere Plattform zur Bremse begeben und durfte diese bis zum Ende der Fahrt nicht mehr verlassen. Fünf Minuten vor Abfahrt der Bahn erkundigte sich der Talführer telefonisch nach der Anzahl der Fahrgäste aus Biel. Um Fehler zu vermeiden, musste diese Zahl immer wiederholt werden. Der Talführer zählte nun ebenfalls die Fahrgäste, reduzierte deren Zahl und zog das Ergebnis von der Bieler Zahl ab. Dann liess er das benötigte Wasser in den Wassertank laufen, denn die Wasserskala an den Wagen war nach Personen unterteilt. Wenn die Bahnführer die Wasserfüllung nicht genau einfüllten, wurde ihnen der unnötige Wasserverbrauch vom Lohn abgezogen. Kurz vor der Abfahrt telefonierte der Kassier nochmals die definitive Fahrgastzahl aus Biel und gab das Zeichen «fertig». Nun schlossen die Bahnführer sorgfältig die Türen. Nach dem Abfahrtssignal wurden in Biel die Bremsen geöffnet. Der Talfahrer öffnete nun seinerseits den Bremswasserhahn, löste vorsichtig seine Bremse und fuhr langsam aus der Station. Dann erhöhte er die Geschwindigkeit auf 7 ½ Stundenkilometer. Bei Geschwindigkeitsüberschreitung drohte ihm ebenfalls eine Busse.[46] Um nicht zu schnell zu werden, mussten die Bahnführer ständig Wasser ablassen.
Die Drahtseilbahn Biel-Magglingen verfügte über drei Bremsvorrichtungen: 1) Jeder Wagen hatte eine selbsttätig schliessende Spindelbremse. Diese wurde bei fast allen mit Wasserballast betrieben schweizerischen Drahtseilbahnen eingesetzt, um ein Durchgehen des Wagens während der Belastung zu verhindern. Der bergwärts fahrende Führer musste die Handbremse stets offen halten und auch der abwärts fahrende Führer hatte zur Regulierung der Geschwindigkeit einen konstanten Druck auf die Bremskurbel auszuüben. 2) An jedem Wagen befand sich für den Notfall noch eine automatische Fallbremse, die den Wagen im Fall eines Seilrisses zum Stillstand brachte. 3) Ein wesentlicher technischer Fortschritt war die von Ing. Pauli konstruierte und erstmals eingesetzte Zentrifugalbremse. Neben der Spindel- und selbständigen Fallbremse wirkte sie automatisch auf die Regulierbremse, sobald der Führer zu schnell fuhr und begrenzte so die Geschwindigkeit sanft und stossfrei.[35] Riggenbachs erfundene Zahnleiterstange in der Mitte jedes Gleises ermöglichte zusätzlich ein sofortiges Abbremsen. Auf keinen Fall durften sich die Bahnführer mit den Fahrgästen unterhalten, denn sie mussten sich auf das Bremsen, die Fahrgeschwindigkeit und die Strecke konzentrieren. Deshalb war es den Fahrgästen verboten, die Wagenplattform zu betreten. Betrunkene wurden gar nicht erst zugelassen. [46] Ein Passagier über die Fahrt: «Es ist, als ob wir stillstehen und der Hang unter uns versinkt. Links und rechts blicken wir in den Wald, der den Berg bedeckt. Der würzige Duft von Tannen und Beerensträuchern umgibt uns. Immer höher und höher blicken wir auf die bunte Flora des steilen Berghanges».[48]

Die Eröffnung eines zweiten Hotels und der Bau von Ferienhäusern brachten zusätzliche Gäste nach Magglingen. So erwarb Cunliffe Owen, Direktor des Southkensington Museums in London in Magglingen Grundeigentum. Im Juni 1887 beschloss die Seilbahngesellschaft das ihr gehörende Grundstück in der Nähe der Station Pasquart zu verkaufen. «Es eignet sich wegen seiner günstigen Lage für ein Restaurant.», hiess es im Inserat des Journal de Jura (11.6.1887). So entstand das Restaurant Paradisli (Restaurant du Petit Paradis), in dem der Komiker Grock seine Kindheit verbrachte. Vom 3. Juni bis 31. August 1887 wurden 40‘000 Personen befördert. Am 10. Juli 1889 beförderte die Bahn in 41 Fahrten 2500 Personen. Bei der Station kam es zu Wartezeiten von 2 Stunden. Eine versuchsweise Herabsetzung der Fahrpreise führte laut Jahresbericht 1891 an Werktagen zu einem deutlichen Rückgang der Einnahmen, an Sonntagen zu einer stärkeren Frequentierung, aber zu keinen Mehreinnahmen. [38]

Angeregt durch die Biel-Magglingenbahn bildete sich am 30. Dezember 1895 eine Gesellschaft zum Bau der elektrischen Drahtseilbahn Biel-Leubringen. Die Gesellschaft hoffte auf die Unterstützung des Verwaltungsrates der Biel-Magglingenbahn, der jedoch ablehnend reagierte: «Die Biel-Leubringenbahn ist ein ganz überflüssiges Unternehmen, das, da es für sich allein nicht lebensfähig ist, die Drahtseilbahn Biel-Magglingen ruinieren dürfte. Seine Ausführung liegt nicht im Interesse der Volkswohlfahrt».[43] Am 20. Januar 1898 wurde die Konkurrenzbahn in Betrieb genommen, hatte doch Oberförster Arnold Mueller (1856-1928) in Leubringen schöne Spazierwege angelegt. Ab dem 14. Mai 1896 gab die Biel-Magglingen-Bahn Familienbillette aus. Am 3. August 1896 schrieb der Bottwartal-Bote: «Eine Naturmerkwürdigkeit der eigenartigsten Art befindet sich in den beiden Wagen der Standseilbahn Biel-Magglingen. In jedem der beiden Wagen befindet sich an derselben Stelle ein von einem Schwalbenpaar gebautes Nest. Das Paar hatte offenbar die Absicht, nur ein Nest zu bauen, da aber bald der eine, bald der andere Wagen zur Stelle war, so bauten sie an beiden Stellen, wohl in der Meinung, nur ein Nest zu bauen. Dasselbe Schwalbenpaar hatte auch in beide Nester Eier gelegt. Diese wurden jedoch alle in ein Nest gelegt. In dem einen Nest befinden sich nun Junge». 1908 wurde der Ganzjahresbetrieb aufgenommen und die Haltestelle Hohfluh eröffnet. Im Winter fror das Wasser im Reservoir zeitweise ein und der Betrieb musste eingestellt werden. Nach dem Ersten Weltkrieg, als internierte Franzosen statt Kurgäste im Grand Hotel untergebracht waren, kam der Betrieb nicht mehr richtig in Schwung, da die Berner Oberländer Kurorte attraktiver waren. Die offenen Holzwagen, die gelegentlich auch Kühe transportierten, wurden 1923 im Zuge der Elektrifizierung ersetzt, die Fahrzeit verkürzte sich auf 9 Minuten.[41] August Webers Sohn Albert war für ein Jahr Mitglied des Verwaltungsrates. Im Jahr 2000 fusionierten die Magglingen- und Leubringenbahn und wurden 2014 in die Verkehrsbetriebe Biel integriert.

Gründer der «Bank in Biel - Banque de Bienne»
Im Bankwesen war August Weber bereits im Verwaltungsrat der «Volksbank in Biel» tätig. Werner Bourquin im Bieler Tagblatt (8. 10. 1958): «Am 24. März 1907 versammelten sich unter dem Vorsitz von Grossrat August Weber die Initianten zur Gründung einer neuen Bank in Biel. Am 26. April wurden August Weber zum Präsidenten des Verwaltungsrates, Louis Grosjean zum Direktor und Albert Krebs zum Prokuristen ernannt. Sitz der Bank war das Haus Blumenstein an der Mühlebrücke, Eingang Untergasse 2. Am 26. Juni 1907 nahm die Bank ihre Tätigkeit auf. Eine lange Lebensdauer war dem Unternehmen nicht beschieden: Am 6. Januar 1911 musste der Verwaltungsrat die Aktionäre zu einer ausserordentlichen Generalversammlung einberufen, da die neu ausgegebene Aktienemission nur zur Hälfte gezeichnet wurde. Die damalige Zwangsliquidation der Volksbank Biel hatte das Misstrauen der Öffentlichkeit gegenüber kleinen Banken verstärkt. Der Schweizerische Bankverein vollzog am 31. Dezember 1910 die Liquidation der Bank und übernahm auch deren Gläubiger, Schuldner und Chefbeamten.»

August Weber starb nach längerem Herzleiden am 29. April 1923 mit nahezu 77 Jahren.

  


Goldschmied und Bergsteiger Albert Weber.
Goldschmied und Bergsteiger Albert Weber.

Albert Weber (1876-1955), Goldschmied, Bijouterie-Fabrikant, Bergsteiger, Bergführer, Skipionier, Skilehrer, Fotograf
Schüler am Progymnasium Biel von 1886 bis 1891

4) Albert Weber, geboren am 10. Februar 1876 in der Bieler Altstadt, besuchte von 1886 bis 1891 das Progymnasium in Biel. Mit 16 Jahren begann er 1892 eine Lehre als «bijoutier joailler» in der Bijouteriefabrik Tardy in Genf. Diese schloss er am 22. Mai 1894 nach nur 23 Monaten mit dem damals erstmals vergebenen Lehrzeugnis mit Bestnote ab. Als Juwelier vertiefte er seine Kenntnisse in Lyon und Paris und kehrte 1897 in das großväterliche Juweliergeschäft an der Kanalgasse 5 zurück. Als er im Alter von 21 Jahren standen die Herstellung von Schmuck und der Uhrengrosshandel im Vordergrund.[14] Seit dem 1. August 1897 führte Albert Weber zusammen mit dem Goldschmied Eduard Tschopp das Bijouterie- und Juweliergeschäft «Weber & Tschopp» an der Untergasse 6. Um den kleinen Betrieb zu vergrössern, baute die Firma in Bern an der Aegertenstrasse 22 eine Bijouteriefabrik, die 1899 bezogen wurde. Deshalb verkaufte Albert Weber am 8. November 1901 sein Geschäft «Aug. Weber» an der Kanalgasse 5 an den Goldschmied Heinrich Schäfer (1872-1942).

Familie
Albert Weber war seit dem 24. August 1901 mit der Bielerin Maria Emma Wyss (14.7.1880-31.7.1960) verheiratet. Das Paar hatte die Söhne Hans (geb. 3.1.1903-1998), Albert (geb. 15.7.1904-1981), die sich später am Bijouterie-Familienunternehmen beteiligten und den Kaufmann Adolf Weber (15.10.1905-10.1.1928), der 1927 nach Genf zog und 1928 im Alter von 22 Jahren starb.[55]  

  


Links: Albert Webers Eltern- und Wohnhaus im Kirchgässli 3. Rechts: Standort der ehemaligen Bijouterie an der Untergasse 6, in dem

sich seit 2025 das Goldschmiedeatelier Fabian Blaser befindet.

 

Ab 1905 führte er das Geschäft in Bern ohne Tschopp unter dem Namen «Albert Weber» allein weiter und wohnte an der Kirchenfeldstrasse 8. Sein guter Ruf verbreitete sich bald über die Grenzen der Schweiz hinaus. Nach einer Geschäftsreise nach Mittel- und Südamerika (Peru) 1912/13 interessierte sich auch der amerikanische Markt für die geschmackvollen und qualitativ hochstehenden Produkte. 1913 wandelte er die Firma in «Weber & Cie» um. 1914 präsentierte die Firma ihre Goldschmiedekunst auf der Schweizerischen Landesausstellung in Bern und gewann eine Goldmedaille und den Grossen Preis.[65] 1915 erfolgte die Eröffnung einer Bijouterie in Gstaad. 1916 schenkte er 10 altperuanische Textilmuster und 6 altperuanische Spindeln, die er von seiner Geschäftsreise mitgebracht hatte, dem Historischen Museum in Bern (Abteilung Alt-Amerika).

Das Schmuckatelier der Weber und Cie. Repr. aus La lutte syndicale, 19. 12. 1942.
Das Schmuckatelier der Weber und Cie. Repr. aus La lutte syndicale, 19. 12. 1942.

Die Exportabteilung, die nach dem Weltkrieg stark expandierte, wurde 1919 an die Rue des Falaises 2 in Genf verlegt. Damit entstand ein noch grösseres Unternehmen, das durch die Herstellung von Uhrengehäusen, Uhren und Schmuck erfolgreich für die Genfer Uhrenindustrie tätig war.[65] Die sorgfältigen Produkte waren der werkseigenen Produktionskontrolle zu verdanken. Seine bekannteste Uhrenmarke war «La Nationale». Die schmucken Uhrengehäuse fanden Abnehmer wie Gruen, Rolex, Omega, Vacheron-Constantin, Jeager-LeCoultre, Cartier, Corum und Girard-Perregaux.[66] 1921 brach der Export von Uhren und Schmuck ein. In dieser Krise schloss sich Albert Weber mit fünf der wichtigsten Schmuckhersteller zusammen, um die Geschäfte zu reorganisieren. Bijou-Franc, Gay frères et Co, Ponti, Gennari & Co (Genf), Huguenin frères (Le Locle) und Jezler & Co (Schaffhausen) stellten ihre Produkte der Schmuckkundschaft vor. Dies geschah unter anderem durch gemeinsame Werbung in der «Schweizer Uhren Zeitung». Dahinter stand die Idee, produktive Energien zu bündeln, statt sie im Konkurrenzkampf zu spalten. La tribune de Genève: «Die Initiative der grossen Schweizer Juweliere verdient es, auch in anderen Ländern Beachtung zu finden.» [69]
An der Gerbe-Ausstellung 1922 in Bern stellte er zusammen mit verschiedenen Berner Bijouterien in einer Vitrine aus.  Albert Weber, der inzwischen in Bern an der Aegerterstrasse 24 wohnte, zog im selben Jahr nach Genf. Albert Weber gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Verbandes Schweizerischer Gold- und Silberschmiede. 1924 schrieb er in deren Festschrift zum 25-jährigen Bestehen (1899 bis 1924) über «Die schweizerische Bijouterieindustrie» (Seite 57 bis 64). Darin äussert er sich über die schweizerische Bijouterie-Industrie und ihre Zukunftsaussichten. 1925 wurde seine Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1927 brach in der Werkstatt ein Brand aus, der von der Belegschaft unter Kontrolle gebracht werden konnte. 1928 starb sein 22-jähriger Sohn Adolf, der als Kaufmann im Ausland in Ausbildung war. Albert Weber war Uhrengehäuse-Hauptlieferant der 1929 gegründeten Alpina Gruen Gilde Uhrenaktiengesellschaft Biel. Er sass zusammen mit dem Präsidenten Hermann Aegler (Rolex) im Verwaltungsrat, der Weber 1930 zum Delegierten wählte. Die Gesellschaft bezweckte die Fabrikation von Uhren sowie den Engros-Handel und den Zusammenschluss von Uhrenfabrikanten und Detaillisten, zu ideellen und materiellen Vorteilen. 1938 schied Weber aus der Alpina aus. An der Weltausstellung 1930 in Lüttich, Belgien, zeigte Albert Weber seine Produkte im Schweizer Uhrenpavillon.

Die Weber & Cie. an der Genfer Uhren- und Schmuckausstellung 1943. Repr. aus La Fédération Horlogère Suisse, 14. 10. 1943, S.615.
Die Weber & Cie. an der Genfer Uhren- und Schmuckausstellung 1943. Repr. aus La Fédération Horlogère Suisse, 14. 10. 1943, S.615.

Trotz der Wirtschaftskrise gelang es Albert Weber, seinen Betrieb zu modernisieren.[14] 1942 beschäftigte er in Genf 72 Arbeiter und Angestellte, von denen 7 mehr als 20 Jahre und 22 mehr als 10 Jahre im Unternehmen tätig waren. Im Stammhaus in Bern waren 23 Personen beschäftigt. Davon arbeiteten 14 mehr als 20 Jahre und 5 mehr als 30 Jahre.[5] Auf der Genfer Uhren- und Schmuckausstellung von 1943 präsentierte die Firma «Weber & Cie» Kettenarmbänder und Broschen mit goldenen Blumenmotiven, die in den Genfer Ateliers in grosser Zahl hergestellt wurden. Auf einem Stück thront ein Vogel auf einer grün emaillierten Blätterkrone. Auffallend waren die halbtransparenten Emaillierungen, die durch goldene Trennlinien zusammengehalten werden. Es handelte sich um ein Kirchenfenster im Miniaturformat, dessen gewölbte Oberfläche sich dem Geschmack des Juweliers anpasste, um die Form des Stücks zu erhalten. In der Broschüre «Montres et Bijoux de Genève», die 1942 vom «Journal Suisse d'Horlogerie» herausgegeben wurde, bemühte sich Weber, zur Ziselierung zurückzukehren.[64]  1943 beteiligte er sich an der Bijouterie-Ausstellung im Hotel des Bergues in Genf. 1950 erschien unter seiner Leitung «L’Histoire des Métiers d’Art», ein Standardwerk der Stilkunde. Es gelang ihm auch, sein Manuskript «Wie eine Schmuckzeichnung entsteht» zu vollenden. Zahlreiche Künstler, insbesondere die Genfer Emaille-Schule mit Dufaux und Poluzzi an der Spitze, wurden von ihm gefördert. Albert Weber besass eine aussergewöhnliche Sammlung von Emailwaren, die auch in Ausstellungen gezeigt wurden. Seit vielen Jahren arbeitete und beriet er führende Unternehmer der Uhrenindustrie. Mit seiner Teilnahme am ersten Edelsteinkurs des Schweizerischen Goldschmiedeverbandes (Bern 1926) und seiner Begeisterung für die wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Edelstein- und Perlenforschung legte er den Grundstein für die schweizerische gemmologische Bewegung.[14]  

    

Albert Webers 1955 erschienenes Buch über den Beruf des Goldschmieds.
Albert Webers 1955 erschienenes Buch über den Beruf des Goldschmieds.

Ausbildung und Wettbewerbe der Lehrlinge
Als Vorstandsmitglied der «Association genevoise des fabricants de bijouterie, joaillerie et de boîtes de montre», beteiligte sich Albert Weber an den  Lehrlingswettbewerben. Sein 1955 erschienenes Buch «Der Goldschmied, Lehrer und Lehrling», an dem auch Hans und Albert jun. mitwirkten, wurde zu einem Standardwerk. Er hinterliess nicht nur ein wertvolles fachliches Vermächtnis, sondern schilderte auch die ethischen und menschlichen Aspekte zwischen Meister und Lehrling.[2]

Albert Weber schreibt: «Der Beruf des Goldschmieds und Juweliers ist einer der schönsten im Handwerk. Kein anderer bietet so viele und täglich neue Aufgaben. Keiner verlangt so vielseitige praktische und theoretische Kenntnisse, ja künstlerisches Empfinden, um vom Lehrling zum Meister aufzusteigen. Erst die Freude am Beruf macht die Ausbildung zur Bildung. Für den Meister ist es keine Kunst, aus einem guten Lehrling etwas zu machen. Aus einem schwachen oder gefährdeten Lehrling einen tüchtigen zu machen, ist ein viel grösseres Verdienst und bringt am Ende doppelte Freude. Mit der nötigen Geduld ist schon mancher Schlingel, an dem man fast verzweifelt wäre, gut in die Berufsgemeinschaft eingegliedert worden. Der Lehrling führt unter Aufsicht des Lehrmeisters ein Werkstattbuch. Er trägt Skizzen der hergestellten Gegenstände ein, macht kurze Notizen über die aufgewendete Arbeitszeit und notiert die technische Daten. So kann der Lehrling seine Fortschritte erkennen und es dient ihm als Nachschlagewerk. Zunehmend wählen auch weibliche Auszubildende den Beruf des Goldschmieds. Ihren meist handwerklichen Interessen kommt der vielseitige Unterricht an der Kunstgewerbeschule besonders entgegen. Da viele von ihnen heiraten, übt leider nur ein Teil den Beruf nach der Ausbildung aus.

Lehrlinge gesucht. Inserat der La tribune de Genève vom 4. 4. 1920.
Lehrlinge gesucht. Inserat der La tribune de Genève vom 4. 4. 1920.

Der Beruf gliedert sich in 7 verschiedene Fachrichtungen, die mit Ausnahme des Kettenmachers 4 Jahre dauern. Je nach Begabung kann der Lehrling die Fachrichtung wechseln, z.B. vom Goldschmiedelehrling zum Juwelier. Die Ausbildungsberufe sind Juwelier, Goldschmied, Uhrgehäusegoldschmied, Kettenmacher, Fasser, Graveur, Guillocheur.  Eine eigene Gruppe innerhalb des Berufes bilden die Uhrendreher (tourneurs) und die Uhrensteinschleifer (acheveurs). Die Bijouteriezeichner bilden ebenfalls eine eigene Gruppe und werden nach Möglichkeit mit einer Goldschmiedelehre kombiniert.» Über den Sport im Beruf berichtete Albert Weber: «Oft bindet eine kleine Sportgemeinschaft einer Fabrik die Arbeiter und Angestellten fester an den Betrieb als die Arbeit allein. Der Wettkampf mit gleichgesinnten Berufskameraden aus anderen Branchen steigert die sportliche Leistung und mit ihr die Leistung im täglichen Beruf. Der Beruf wird zum Sport.»[16]

Albert Weber blieb bis 1955 im Verwaltungsrat der «Weber & Cie». Seine Söhne Hans (1903-1998) und Albert jun. (1904-1981) führten das Unternehmen weiter. Dass Albert Weber in Fachkreisen der Goldschmiedebranche hoch geschätzt war und als führend galt, zeigt ein Nachruf in der Monatsschrift «Schweizer Goldschmied» vom Januar 1956. [2]    

 

Erstbesteigungen berühmter Alpengipfel
In seiner Jugend erwachte in Weber die Begeisterung für das Bergsteigen, die ihn zunächst zu Klettertouren am Saleve führt. 1889, im Alter von 13 Jahren, begann er mit der Aufzeichnung seiner Bergtouren. Allein oder mit seinen Bergkameraden gelangen ihm mehrere Erstbesteigungen. 1899 bestieg er zusammen mit Alexander Tännler aus Inertkirchen und Kamenzing aus Zermatt das Finsteraarhorn (4274 m), den höchsten Gipfel der Berner Alpen. Der Bund (27.7.1899): «Die Expedition ging diesmal vom Studerjoch aus und forcierte den Aufstieg über die Ostflanke des Bergriesen hinauf. Man scheint diesen neuen Weg bloss ganz gewandten Touristen zu empfehlen. Brauchten doch die geübten Kletterer an einem Orte zur Überwindung von ca. 12 Meter etwas mehr als eine Stunde und für den ganzen Aufstieg 10 ½ Stunden Zeit.»
Den grössten Erfolg verzeichnete er bei der Expedition Rickmers 1903, im Kaukasus: Ausser der Erstbesteigung des Uschba Südgipfel (4698 m) und der Erstbesteigung des Schechildi-Tau (4320 m), war er auch bei der grossen Längstraversierung des Dschangagrates (5051 m) mit erstmaligem Aufstieg über die Südwand beteiligt. Daneben wurden die weitern Viertausender Laila (4010 m), Dongusorun (4468 m), Tschatuin-Tau (4363 m) erstiegen und mehrere Hochpässe überschritten. Seine grössten Erfolge feierte er auf der Rickmers-Expedition 1903 im Kaukasus: Neben der Erstbesteigung des Uschba-Südgipfels (4698 m) und des Schechildi-Tau (4320 m) war er auch an der grossen Längstraversierung des Dschangagratens (5051 m) mit Erstbesteigung der Südwand beteiligt. Daneben wurden die weiteren Viertausender Laila (4010 m), Dongusorun (4468 m), Tschatuin-Tau (4363 m) bestiegen und mehrere Hochpässe überschritten.[2]  

Kaukasus-Vortrag in der Tonhalle Biel. Inserat im Journal du Jura vom 21. 1. 1904.
Kaukasus-Vortrag in der Tonhalle Biel. Inserat im Journal du Jura vom 21. 1. 1904.

Am 21. und am 30. Januar 1904 hielt Weber für den SAC jeweils in der Tonhalle Biel und im Bahnhofhotel Frutigen einen Lichtbildervortrag über seine Reiseerlebnisse im Kaukasus. 1904 bildete der AACZ eine Kommission zur Herausgabe eines Urnenführers, der Weber als Vertreter der Damma-Susten-Gruppe angehörte. Im gleichen Jahr gelang ihm zusammen mit Paul Montandon und Dr. R. v. Wyss in den Berner Alpen die Erstbesteigung und Überschreitung des Vorder Thierberg (29. Juni), die Erstbesteigung des Nördlichen Lauteraarrothorns (1. Juli) und die Erstbesteigung und Überschreitung des Kleinen Lauteraarhorns (2. Juli).[15]  

14 Tage am Schönbühl
Im Sommer 1904 war er mit einem Freund in der herrlichen Bergregion hinter dem Zmuttgletscher bei Zermatt. Er verbrachte dort 14 Tage in einem Zelt und unternahm, begünstigt durch das gute Wetter, eine große Anzahl erstklassiger Touren. Er bestieg die Pointe de Zinal (3806 m), dann die berüchtigte, aber wunderschöne Dent Blanche (4364 m). Auch die selten bestiegene Dent d‘Herens wurde besucht, und zum Schluss folgte eine interessante Besteigung des Matterhorns über den Zmuttgrat. Gerade diese letzte Tour bewies die große touristische Leistung, die Weber vollbracht hatte. Die Touren gehörten zu den schwierigsten, die bis dahin in der Schweiz unternommen worden waren. 1905 hielt er darüber in Bern den Vortrag «Trotzdem 14 Tage am Schönbühl».[12]
1905 erfolgte die Bergtour Niederhorn, Hundsrück, Weissmeilen, Rossbodenstock, Oberaarjoch-Oberaarhorn, Münsterjoch, Nufenen, Lucendropass. 1909 die Bergtour Wildhorn, Lötschenlucke, Ebnefluh, Grünhornlücke, Finsteraarhorn, Oberaatjoch-Grimsel-Furkapass, Gstelliburg, Gross und Klein Engelhorn, Urbachtaler Engelhorn.[15] Eine der grossen klassischen Routen, den NE-Grat der Jungfrau, bezwang Weber erstmals mit dem jungen Führer Hans Schlunegger im Sommer 1911.
Albert Weber amtete zunächst als Sekretär der vom Regierungsrat gewählten Kantonalen Bernischen Bergführergemeinschaft. Vom 12. bis 23. Juni 1911 leitete er in Meiringen einen Bergführerkurs, bei dem alle 24 Kursteilnehmer patentiert wurden. Von 1912 bis 1943 war er Präsident und Führerobmann dieser Gemeinschaft. In dieser Funktion leitete er 1919 einen 14-tägigen Kurs im Hochgebirge von Meiringen, bei 46 Aspiranten das Bergführerpatent erwarben.[31] Albert Weber war Mitglied der alpinen Vereinigungen Schweizer Alpenclub SAC, Akademischer Alpen-Club Zürich AACZ (1905 bis 1955), ÖAC und CC. Sein bevorzugter Erholungsort war Saanemöser, wo er eines der ersten idyllischen Chalets errichtete.[14] Über die Erstbesteigungen im Berner Oberland und über die Kaukasusexpedition 1903 hatte er wertvolle Erinnerungen geschrieben.[2] 

Militär
Albert Weber wurde 1906 zum Hauptmann der Festungstruppen befördert und führte die Maschinengewehr-Schützen-Kompagnie 2 am Gotthard.  Für den Offiziersvereins Biel hielt Hauptmann Weber am 17. Januar 1907 einen Vortrag über militärische Gebirgsmärsche. Aufgrund seiner am Gotthard gesammelten Diensterfahrungen schilderte er eine interessante Darstellung über die Taktik der Gebirgstruppen. Darunter den Ausmarsch einer Infanterie-Rekrutenschule, der die Truppe über Furka und Grimsel auf das 3200 Meter hoch gelegene Oberaarjoch und von dort über die Münsterlücke (3400 Meter) ins Wallis hinunterführte. Von dort ging der Marsch an den Griespass und ins Bedrettotal und über den Cavanna- und Lucendropass zurück nach Andermatt. Der Vortrag wurde von Bildprojektionen begleitet.[13] Als Kommandant führte er 1911 das Berner Stadtbataillon 28, ab 1912 als Major. Er sorgte mit seinem BAT 28, das er zu einer Elitetruppe ausgebildete hatte, am 5. September 1912 für den Ehren- und Sicherheitsdienst des in Bern zu Besuch kommenden deutschen Kaisers. Die Erinnerungstagungen von 1948 und 1954, bei denen Gilberte de Courgenay anwesend war, zeigten, wie sehr ihn seine ehemaligen Kameraden verehrten.[14]  

 

Immobilien
Albert Weber war 1908 Gründungsmitglied des Grundbesitzerverbandes Biel. Um in Gstaad das Grand Hôtel Bellevue und das Kurhaus Gstaad übernehmen zu können, gründete er 1917 die «Grand Hôtel Bellevue & Kurhaus Gstaad A. G.». Dort wirkte Weber zunächst als Verwaltungsratspräsident und ab 1920 als Mitglied des Verwaltungsrates. 1930 wurde er Mitglied des Verwaltungsrates der «Chalet Central A. G.» in Gstaad.

 

Skipionier
Albert Weber lernte das Skifahren 1898 während seines Militärdiensts in Airolo, als er von der Festungswache ein Paar Ski erhielt. Er war beeindruckt von der Möglichkeit, sich auf den langen Brettern im tief verschneiten Gebirge fortzubewegen. Seine Aeschenski waren wohl die ersten, die in den weltberühmten Skigebieten von Gstaad und Saanenmöser die ersten Spuren zogen.[14] Im Januar 1900 gelangte ihm zusammen mit den beiden Haslitalern Tännler und Maurer bei Schneesturm die erste winterliche Traversierung der Berner Alpen mit Ski auf der Route Grimsel-Oberaarjoch-Galmihorn-Biel (Goms). Weber wurde ein begeisterter Tourenfahrer.[6] 1900 war er Mitbegründer des Berner Skiclubs, den er von 1903 bis 1906 als Präsident leitete.[2] 1901 erfolgte die erste Damma-Traversierung mit Skis (Susten-Steinlimmi-Triftlimmi-Dammstock-Furka-Andermatt).  

1. Jungfraujoch-Traversierung
Am 27. Mai 1901 überquerte Weber als erster das Jungfraujoch (Scheidegg-Konkordia) auf Skiern. Der Bund (8. 6. 1901) berichtete: «Die erste Jungfraujoch-Traversierung wurde von den bekannten Berner Alpenklubisten, Fürsprecher Hügli in Bern und Albert Weber, Bijoutier in Biel, von der Kleinen Scheidegg aus unternommen. Während der ganzen, sehr anstrengenden Tour herrschte herrliches Wetter. Der Aufbruch von Bellevue-Scheidegg erfolgte um 2 Uhr morgens und der Sattel wurde nach vierzehnstündigem Marsch um 4 Uhr nachmittags erreicht. Vom Sattel erfolgte der Abstieg auf Skiern zur Konkordiahütte, von wo aus der Weg ins Wallis eingeschlagen wurde. Unseres Wissens ist dies das erste Mal, dass eine Traversierung des Jungfraujochs auf Schneeschuhen stattgefunden hatte. Die Bergsteiger hatten auch Bergschuhen und Steigeisen dabei und bedurften sich bei den schwierigen Überschreitungen abwechselnd aller Hilfsmittel. Hügli und Weber hatten sich unter den Bergsteigern bereits einen Namen, weil sie die gefährlichsten Touren ohne jede Hilfe glücklich ausgeführt und die schwierigsten Gipfel ohne Führung erklommen hatten».[19] Diese Überschreitung war wie die Damma-Überschreitung wegweisend für die Entwicklung des alpinen Skilaufs.[6] Am 24. Februar 1902 brach er sich bei einem Skirennen am Spitzberg (Jura) das Bein.

«Echte Skies» in Saas-Fee
Pfarrer Johann Joseph Imseng (1806-1869) führte am 20. Dezember 1849 mit selbst gebauten Holzbrettern in Sass-Fee die erste Skiversuche der Schweiz durch. 1998 kam der Engländer Schuster nur bis Saas-Grund und unternahm von dort die Skitour auf den Mt. Moropass. Zur Eröffnung der Wintersaison 1902 trugen sich die Skifahrer Albert Weber und Victor de Beauclair vom 8. bis 11. Januar in das Gästebuch des Hotel du Glacier in Saas-Fee ein. Damit fanden nun die ersten richtigen Skier ihren Weg nach Saas-Fee.[11]

 

Die Teilnehmer am ersten Skikurs in der Schweiz in Zermatt, 12. Januar 1902. Aufnahme auf dem Gornergletscher von Albert Weber. Von links nach rechts: August Gentinetta, Victor de Beauclair, Ch. Speckly, Dr. Hermann Seiler, Hermann Perren, Johann Auf den Blatten, Rudolf Taugwalder, Alexander Lauber, Gabriel Zumtaugwald, Joseph Biner, Hans Peter Perren, Alois Biner, Elias Lauber, Peter Ferren, Adolf Schalter?, Franz Biner. Text/Foto: NZZ, 8. 2. 1952.

Erster Schweizer Skikurs
Der erste Skikurs für Bergführer fand vom 9. bis 14. Januar 1902 auf Initiative des damaligen Präsidenten der Sektion Monti Rosa des SAC, Hermann Seiler, in Zermatt statt. Die damals besten Skitourenfahrer Albert Weber und Victor de Beauclair (1874-1929) fungierten als Skilehrer. 15 Personen nahmen daran teil. In den ersten Tagen wurde an den Hängen im Talgrund mit einem starken Stock geübt und Purzelbäume geschlagen. Am vierten Tag erfolgte der Aufstieg zur Betempshütte. Am fünften Tag gingen alle auf die Cima di Jazzi (3818 m) und machten die Abfahrt über den Findelengletscher bis hinunter ins Dorf. Am Ende erhielten zwölf Teilnehmer das Zertifikat «genügender Fertigkeit im Skilauf zur Begleitung von Touristen».[20]

Erste Gratisskispende der Schweiz
«Die Begeisterung war grösser als das Können», schrieb Albert Weber, als er der Knabenschule in Zermatt zehn Paar Ski schenkte.[6] Webers Geschenk war die erste Gratisskispende in der Schweiz. Bis dahin war Schlitteln und Schlittschuhlaufen das Hauptvergnügen der Zermatter Jugend gewesen. Nun begann das Skifahren.[21] Der Briger Anzeiger (12. 2. 1902): «Weber hat uns gewünscht, dass wir uns mit den Skiern recht gut amüsieren. Und so fahren wir denn wie die Donner über die Hänge und Hügel auf und ab. Der viele Neuschnee kommt uns dabei sehr gelegen. Es gibt zwar eine hübsche Strableta im Schnee und auch ein paar rote Nasen, aber das muss ein angehender Bergführer aushalten können. In ein paar Jahren können wir mit unseren Schneeschuhen über alle Berge segeln. Ebenfalls 1902 folgte die Traversierung Susten-Triftlimmi-Furka-Andermatt. 1903 präsidierte Albert Weber die Organisation des ersten Alpinen Skirennens in Adelboden, das vom Ski-Club Bern durchgeführt wurde. 1903 leitete er gemeinsam mit Victor de Beauclair und Christian Klucker (1853-1928) den ersten Skikurs der Sektion Rhätin S.A.C. auf der Lenzerheide. Im gleichen Jahr erhielt er, gemeinsam mit den Bernern Wagner und Egon von Steiger, eine Einladung vom Ski-Club Schwarzwald zu den Feldbergrennen.[6] 1904 nahm Weber am 2. alpinen Skirennen in Adelboden teil.

 

Mitbegründer des Skiclubs Biel, Kurse ohne Stöcke
Am 29. Dezember 1903 gründete Albert Weber mit 19 weiteren Skifreunden den Skiclub Biel. Die Versammlung wurde vom Seeclub Biel einberufen. Ziel war es, Ausflüge zu organisieren und Ungeübten das Skifahren beizubringen. Der Skiclub Biel beschloss, auch Frauen als Aktivmitglieder aufzunehmen.[10] Bereits am 2. und 3. Januar 1904 fand unter seiner Leitung der erste Skikurs auf den Illfingenmatten statt. Auf dem Programm standen ein Ausflug zum Spitzberg und ein Vortrag über die Herstellung einfacher Skier. Weber gab die Parole aus, die Stöcke zu Hause zu lassen. Das Protokoll vermerkte dazu: «Diese Parole wird von allen Anwesenden mit bedenklichem Hin- und Herrutschen auf den Stühlen aufgenommen: offenbar das Zeichen der Erwartung von Luftsprüngen und Bodenbekanntschaften, und zwar unfreiwillig, was zwar sehr gesund sein soll.» Anschliessend hielt Weber einen Vortrag über Ski und Skibindungen und empfahl die Kappenbindung für längere Touren und die Witfield-Bindung für Sprünge. Die Skier sollten so lang wie möglich genommen werden, ca. 20 cm länger als die Läge Körpergrösse, die Arme nach oben gestreckt. Bei den Bindungen zeigte Weber das richtige Anpassen der Becken an die Schuhe. Kaum ein Jahr später änderte Weber seine Meinung und empfahl das Skifahren mit zwei Stöcken. Im  Januar 1906 erfolgte von La Neuveville aus ein Ausflug zum Chasseral. Auf dem Gipfel musste die Tour wegen eines Schneesturms abgebrochen werden, wobei Weber die Tour als Skiübung fortsetzte. Im Januar 1907 gab er für den Skiclub Biel in Prés d’Orvin einen Skikurs. 1908 verfügte der Verein mit dem Mittleren Biel-Berg über sein erstes Berghaus.[9]

Gründung des Schweizerischen Ski-Verbandes SSV
Am 20. November 1904 wurde in Olten der Schweizerische Skiverband der SSV aus der Taufe gehoben. 16 Klubs, darunter der neu gegründete Skiclub Biel, waren anwesend. Der Zentralvorstand bestand aus drei Mitgliedern: Albert Weber (Bern) als Zentralpräsident bis 1906, Dr. Joachim Mercier (Glarus) als Sekretär und Dr. Leon Weber (Genf) als Kassier. Der Mitgliederbeitrag wurde auf 50 Rappen festgelegt. Bereits zwei Monate nach der Gründung fand in Glarus, der Heimat des ältesten schweizerischen Skiklubs, das erste grosse Skirennen der Schweiz statt. 10‘000 Zuschauer verfolgten den Anlass, an dem Weber als Kampfrichter mitwirkte.[8] Unter seiner Präsidentschaft erschienen ab Dezember 1904 die zweisprachigen «Blätter für alpinen Wintersport» als offizielles Organ des SSV. Weber war von 1907 bis 1911 Mitglied der Redaktionskommission des SSV. 1910 war er Delegierter des SSV an den Holmenkollenrennen in Kristiania und Begleiter der Wettkämpfer Ed. Capiti (St. Moritz) und Hans Klopfenstein (Adelboden). Von 1910 bis 1912 war er Präsident der Technischen Kommission des SSV. 1928 trat er als Vertreter des SSV zurück. Zu dieser Zeit zählte der Verband 10‘000 Mitglieder und 150 Vereine. Als der Verband 1954 erstmals ein Ehrenmitglied wählte, war es Albert Weber.

Der erste Militärskikurs
Als im Februar 1904 in Andermatt der erste militärische Skikurs stattfand, waren Albert Weber und Robert Helbling ebenfalls die Skilehrer. Artillerie-Hauptmann Hans Koenig: «Die von Hauptmann Christof Iselin in Glarus ausgehenden Anregungen zur Verwendung der Ski in der Armee blieben ohne Erfolg. Nicht viel besser erging es zunächst den Bemühungen der Berner Alpinisten. Zu sehr haftete dem Skisport in den Augen der Militärbehörden der Geruch des Spörtels an. Die verschiedenen Waffenchefs erklärten, dass sie mit Ausnahme der Gotthard-Offiziere weder bei der Infanterie noch bei der Artillerie noch bei der Kavallerie einen einzigen Instruktionsoffizier hätten, der Ski fahren könne und als Skilehrer in Frage käme. Es stünden also keine Ausbilder zur Verfügung, die als Lehrer geeignet wären. Ausserdem fehle es an Material. Auf den Korpssammelplätzen gäbe es keine Skier. Es fehle das Geld, um das Material zu kaufen. Schnurstracks ging ich zu Albert Weber und erklärte ihm alles. Er war damals Hauptmann einer Mitrailleur-Kompanie am Gotthard, hatte bereits als «Ski-Instruktor» am Wintertaktikkurs vom Februar 1904 teilgenommen und besass insbesondere das Vertrauen des Obersten Egli, der damals in der Generalstabsabteilung in Bern tätig und der Skisache wohlgesinnt war. In Albert Weber hatte man den richtigen gefunden, der die Sache in die Hand nahm. Ihm und nur ihm ist es zu verdanken, dass es endlich vorwärts ging. Albert Weber setzte sich sofort mit dem Offiziersverein der Stadt Bern (Präsident Dr. R. La Nicca) in Verbindung. Im August 1904 wurde eine Skikommission aus Vorstandsmitgliedern und skifahrenden Offizieren gebildet. Diese arbeitete ein detailliertes Programm aus. Albert Weber selbst nahm im «Ski» (Nr. 4 vom 23. 12. 1904, S. 65/66) zur Frage der militärischen Skikurse grundsätzlich Stellung. Das hauptsächlich von Albert Weber ausgearbeitete Programm wurde Ende November 1904 dem Militärdepartement vorgelegt.»[3] Nach langen Beratungen stimmte das Departement unter folgenden Bedingungen zu:

1) Der Lehrgang steht unter militärischer Leitung, die für den Dienstbetrieb verantwortlich ist.
2) Die theoretische Leitung des Kurses obliegt einem Generalstabsoffizier, der täglich theoretischen Unterricht über den Aufklärungs-, Sicherungs- und Nachrichtendienst sowie über die Kriegführung im Winter erteilt.
3) Der Kurs steht subalternen Offizieren aller Waffengattungen offen, wobei eine Teilnehmerzahl von mindestens 20 und höchstens 30 Mann vorgesehen ist. Bevorzugt werden junge und kräftige Personen, die den grossen Strapazen des Patrouillendienstes im Winter gewachsen sind.
4) Der Kurs findet in Zivil statt.
5) Jeder Teilnehmer muss seine eigene Skiausrüstung mitbringen. Der Bund lehnt jede Haftung und Entschädigung ab.
6) Der Skiunterricht wird durch Offiziere des Offiziersvereins der Stadt Bern erteilt. Auf 8 bis 10 Mann soll ein Instruktor kommen, der für die skitechnische Ausbildung seiner Truppe verantwortlich ist. Es soll nur feldmässiges Fahren gelehrt werden. Der Beizug ausländischer Lehrer ist untersagt.
7) Das Militärdepartement behält sich vor, einen Vertreter der Kavallerie zum Kurs abzuordnen.
8) Über den Verlauf des Kurses ist ein ausführlicher Bericht zu erstellen.
9) Das Militärdepartement vergütet jedem Teilnehmer ein Taggeld von Fr. 4.50.-. Eine Reiseentschädigung wird nicht ausgerichtet.
10) Der Kurs ist nicht durch die Militärversicherung gedeckt.[3]


Bundesrat Müller bewilligte daraufhin einen ersten Skikurs für Offiziere aller Waffengattungen. Dieser fand 1905 unter der Leitung von Hauptmann Albert Weber und Hans König in Zweisimmen statt. Nach acht Übungstagen konnten die 15 eingerückten Offiziere gut fahren und interessante Patrouillenaufgaben lösen. Das Militärdepartement unterstützte fortan alle derartigen privat organisierten Kurse, von denen mehrere in Andermatt, in Graubünden und im Jura stattfanden.[7]

Hornegglihütte des Skiklub Bern. Foto: A. Gyssi. Repr. Ski, Jahrbuch des Schweizerischen Ski Verbands, 5. Jahrgang, Bern, 1909, S.54
Hornegglihütte des Skiklub Bern. Foto: A. Gyssi. Repr. Ski, Jahrbuch des Schweizerischen Ski Verbands, 5. Jahrgang, Bern, 1909, S.54

1906 war er Kampfrichter beim internationalen alpinen Skirennen des Skiclubs Zweisimmen. 1907 leitete er den Patrouillenlauf am 3. internationalen alpinen Skirennen in Zweisimmen. Als 1908 die Hornegglihütte des Skiclubs Bern am Nordosthang der Hornfluh gebaut wurde (Architekt Otto Ingold, Baugeschäft Wyss in Biel), war Weber Vertreter der Hüttenkommission. Eine weitere Längstraversierung erfolgte 1908 mit der Route Lötschental-Konkordia-Oberaarjoch- Grimsel, eine zweite, grössere 1909 Lötschental-Konkordia-Ebnefluh- Grünhornlücke - Finsteraarhorn - Oberaarjoch - Siedelhorn-Nägeligrätli - Furka-Andermatt mit dem Offiziersverein Bern.[2] 1911 erfolgte die Erstbesteigung des Jungfrau-Ostgrates und des Jungfraujoch-Jungfraugipfels mit Hans Schlunegger (1912-1948).[6] Von 1910 bis 1924 war er Delegierter der Schweiz bei der Internationalen Technischen Kommission an den Skikonferenzen in Kristiania, Stockholm, München, Prag und Chamonix. Anlässlich des 10. Skirennens in Pontresina 1914 stellte Major Albert Weber ein Programm für den Militärpatrouillenlauf zusammen. 1924 entsandte ihn das Eidgenössische Militärdepartement als Delegierten und Begleiter der Militärpatrouille an die Olympischen Winterspiele in Chamonix. 1924 bis 1927 war er Delegierter der Schweiz beim Internationalen Skiverband FIS.[6] 

  
Albert Weber starb am 29. 12. 1955 in Genf, kurz vor seinem 80. Er wurde in Biel beigesetzt.

 


 Quellen/Sources: 1) Werner und Marcus Bourquin, Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, Biel 1999; - 2) E. Labhardt, «Albert Weber: 1876-1955» in 60/61. Jahresbericht Akademischer Alpen-Club Zürich, 1955/56, S. 6ff; 3) Hans Koenig, «Die Anfänge des Militärskifahrens in der Schweiz» in Allgemeinde Schweizerische Militärzeitung, S. 246f; - 4) Werner Bourquin, «Goldschmiedegewerbe» in Bieler Tagblatt, Biel, 2. 12. 1961, S. 15;  - 5) E. G., «Une entreprise plus que centenaire» in La lutte syndicale, Bern, 19. 12. 1942; - 6) Roland Rudin, «Albert Weber - ein Leben für den Ski» in Der Bund, Bern, 30. 11. 1991, S. 7; - 7) Hans König, «Ein Pionier des Militärskilaufes erzählt» in Oberländer Tagblatt, Thun, 22. 8. 1952, S. 6; - 8) Elsa Roth, «Der SSV 75 Jahre jung» in Der Bund, Bern, 28. 6. 1979, S. 2; -9) Emil Frey, G. Montandon, 25 Jahre Skiklub Biel 1903 - 1928, Biel 1928, S. 4ff, PDF, Online auf Skiclubbiel.ch; - 10) «Sport du ski» in Journal du Jura, Biel, 25. 12. 1903, S. 3; - 11) Werner Imseng, «Saas Fee: Vor 125 Jahren begann das Skifahren» in Walliser Bote, 11. 12. 1974, S. 5; - 12) «Maisitzung der Sektion Bern des SAC» in Der Bund, Bern, 5. 5. 1905, S. 2; - 13) «Vortrag von Hauptmann Albert Weber für den Offiziersverein Biel» in Bieler Tagblatt, Biel, 19. 1. 1907, S. 2; - 14) C. S., «Albert Weber» in Schweizer Goldschmied / L’oreèvre Suisse, Lausanne, Januar 1956, S. 33; 15) Jahresberichte vom Akademischer Alpen-Club Zürich; - 16) Albert Weber, Der Goldschmied - Richtlinien und Ausbildungsziele für die Lehre, Genf, 1955, S. 7ff; - 17) «Schweizerische Landesausstellung in Zürich» in Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst, Leipzig, 29. 9. 1883, S. 306; - 18) «Johann Christian Weber aus Pirmasens in Rheinbayern» in Schweizer Zeitschrift für Gemeinnützigkeit, Zürich, 1868, S. 228; - 19) «Erste Jungfraujoch- Traversierung» in Der Bund, Bern, 8. 6. 1901, S. 2; - 20) «Wie Zermatt Wintersportplatz wurde» in Briger Anzeiger, Brig, 3. 12. 1957, S. 2; - 21) Peterjosi, «Das Internationale Gornergrat-Derby in Zermatt» in Walliser Bote. 16. 3. 1956, S. 11; - 22) Schweizerische Bauzeitung, 23. 6. 1906, S. 297f; - 23) «Modernes Heim» in Bieler Tagblatt, Biel, 29. 8. 1905, S. 3; - 24) d., August Weber in Bieler Tagblatt, Biel, 1. 5. 1923, S. 2: - 25) «Übernahme des Vermögens mit Aktiven und Passiven der Kontrollgebäude AG. Biel, durch die Einwohnergemeinde Biel» in Bieler Tagblatt, 7. 10. 1950, S. 9; - 26) M. T., «Das Bieler Kontrollgebäude - kein Abbruchhaus» in Berner Tagwacht, Bern, 7. 1. 1978, S. 4; - 27) «Das westschweizerisch Technikum» in Berner Zeitung, Bern, 9. 8. 1893, S. 1; - 28) D., «Die Uhrenindustrie in Biel und im Seeland» in Der Bund, Bern, 11. 6. 1928, S. 4; - 29) Fredy Sidler, Bieler Jahrbuch 1987, S. 170f; - 30) J. Sahli, Résumé über den Werdegang des Westschweizerischen Technikums» in 20. Jahresbericht des Kantonalen Technikums in Biel 1909 bis 1910, S. 29f; - 31) «Bergführerwesen» in Verwaltungsbericht der Direktion des Inneren, Bern, 1912, S. 238; - 32) «Friedenspalme fürs Technikum Burgdorf» in Berner Schulblatt, Bern, 20. 1. 1894, S. 47; - 33) brö., «Geschichte der 100jährigen Eidgenössischen Turnerveteranenvereinigung» in Bieler Tagblatt, Biel, 26. 4. 1995, S. 25; - 34) «Bundesbeschluss eier Drahtseilbahn von Biel nach Magglingen» in Bundesblatt der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Band 4., Bern, 1884, S. 350f; - 35) E. Strub, Bergbahnen der Schweiz bis 1900, Wiesbaden, 1900, S. 6; - 36) «Vorstudien des Drahtseilbahn-Projekts Biel-Magglingen» in Tagblatt der Stadt Biel, Biel, 12. 11. 1884, S. 4; - 37) «Vertrag mit englischer Gesellschaft» in Der Bund, Bern, 19. 11. 1884, S. 5; - 38) K. Walloth, Die Drahtseilbahnen der Schweiz, Wiesbaden, 1893, S. 7ff; - 39) «Eröffnungsfeier der Drahtseilbahn Biel-Magglingen» in Intelligenzblatt für die Stadt Bern, Bern, 3. 6. 1887, S. 4; - 40) Emmanuel Haag, Daniel Müller, 100 Jahre Standseilbahn Biel-Magglingen, Biel, 1987, S. 5ff; - 41) Aufwärts! En avant! - Die Sanierung der Magglingenbahn vom 8. April bis 31. August 2019, VB / TPB, Biel 2019, S. 4ff; - 42) «Graf Fè d’Ostiani in Magglingen» in Seeländer Bote, Biel, 5. 8. 1884, S. 3; - 43) Botschaft des Bundesrats betreffend Fristverlängerung der Drahtseilbahn Biel-Leubringen, 20. 3. 1895; - 44) «Beerdigungs-anzeige von Johann Christian Weber» in Tagblatt der Stadt Biel, 24. 10. 1866, S. 4; - 45) Geschäftsbericht der Stadt Biel, 1910, S. 171; - 46) Instruktion für die Kondukteure der Drahtseilbahn Biel-Maggligen, 1895, S. 1-15; 47) Instruktionen für die Beamten und Angestellten der Drahtseilbahn Biel-Magglingen, Biel 1887, S. 3ff; - 48) J. Hardmeyer, Europäische Wanderbilder - Biel und seine Umgebung, Zürich, 1892, S. 27; - 49) b. «Das Bieler Kunstheim» in Der Bund, Bern, 11. 4. 1900, S. 2; - 50) «Der Kunstverein feiert August Weber» in Bieler Tagblatt, Biel, 16. 11. 1907, S. 2; - 51) Werner Bourquin, «50 Jahre Kunstverein Biel» in Bieler Tagblatt, Biel, 10. 5. 1941, S. 1; - 52) O. H., «Das 25 jährige Jubiläum als Präsident des Kunstvereins Biel» in Bieler Tagblatt, Biel, 13. 7. 1916, S. 2; - 53) «Tombola des Kunstvereis für das Benz-Haus» in Tagblatt der Stadt Biel, Biel, 16. 2. 1896, S. 4; - 54) August Weber, Jahresbericht für den Kunstverein von Biel und Umgebung 1897; - 55) «Wilhelm Albert Weber», Stadtarchiv Biel, Einwohnerregister Biel-Burger B-Band, AB.62.2, Nr. 314; - 56) «August Weber» Stadtarchiv Biel, Einwohnerregister Biel-Burger B-Band, AB.62.3, S. 82; - 57) «Karl Weber» Stadtarchiv Biel, Einwohnerregister Biel-Burger B-Band, AB.62.2, Nr. 313; - 58) «Christian Weber» Stadtarchiv Biel, Einsassen 1841-1856, AB.62.1.112-114, Nr.185; - 59) «Reorganisation der Freisinnigen Partei des Kantons Bern» in Berner Volksfreund, Bern, 15. 3. 1894, S. 2; - 60) «Die freisinnige Partei der Stadt Biel» in Der Bund, Bern, 14. 1. 1901, S. 2; - 61) Edmund Jeker, Festgruss des Kunstvereins Biel an seine Donatoren, Freunde und Mitglieder anlässlich der Eröffnung seines Heims im Zunfthause am 8. April 1900, Biel, 1900, S.11ff; - 62) «Die alte Krone in Biel» in, Bieler Tagblatt, 28. 5. 1915, S. 2; - 63) «Eine schwere Fuhr - Der Transport der Wagen für die Drahtseilbahn Biel-Magglingen» in Berner Volksfreud, Burgdorf, 19. 5. 1887, S. 2; - 64) «Montres et bijoux de Genève» in La Fédération Horlogère Suisse, La Chaux-de-Fonds, 14. 10. 1943, S. 617; - 65) «Weber & Cie SA», Abécédaire des hommes et des entreprises qui ont fait l'histoire de l'horlogerie, online, World Tempus, abgerufen 2025; - 66) «Albert Weber Uhren-Gehäuse Fabrik», online, Watch-Wiki, abgerufen 2025; - 67) Dr. med. Theodor Gsell-Fels, Die Bäder und Klimatischen Kurorte der Schweiz, Zürich, 1886, S. 276f; - 68) A. Lévy-Lambert, Chemins de fer funiculaire transports aériens, Paris, 1894, S.166; - 69) P. DS., «Chez les Bijoutiers» in La tribune de Genève, Genf, 5. 7. 1921, S. 5