Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1899-1905
Unterricht im Dufour-Ost und West
Am 31. Oktober 1899 wurde das Plänke-Primarschulhaus eingeweiht. Dies ermöglichte es dem Progymnasium, im 2. Stockwerk vom Knabenschulhaus, 4 Zimmer zu beziehen. Das Progymnasium befand sich nun in den zwei Schulhäusern Dufour-Ost und Dufour-West. Damit konnte dem Zeichnungsunterricht mehr Raum zur Verfügung gestellt und die Sammlung zweckmässig untergebracht werden.
1899
Gründung des neuen Gymnasiums (1899–1902) - 1. Etappe
Gegen Ausgang des 19. Jahrhunderts lag der Gedanke der Gründung eines Gymnasiums beständig in der Luft. Ein Legat, das der ehemalige Regierungsstatthalter Schöni zugunsten der Schaffung einer
höher, auf die Hochschule vorbereitende Lehranstalt gemacht hatte, zwang die Behörden, sich jährlich mit der Idee eines Bieler Gymnasiums zu beschäftigen. Diese Idee befürwortenden auch viele
Eltern. Dazu kam, dass die Stadt an Bevölkerung bedeutend zugenommen hatte. In den Behörden sassen Leute mit Erfahrungen in akademischen Berufen oder in industriellen und kaufmännischen
Unternehmen. Neben dem angesehenen Progymnasium war eine leistungsfähige Mädchensekundarschule entstanden. Beide Schulen waren geeignet, das Fundament für ein Gymnasium zu bilden. Ein Teil der
Lehrerschaft des Progymnasiums hatte inzwischen die Ausbildung für das höhere Lehramt erhalten und stand in Verbindung mit der Gymnasiallehrerschaft des Kantons und der übrigen Schweiz. Unter
solchen Umständen bedurfte es nur noch eines kräftigen Anstosses, um die Idee eines Bieler Gymnasiums der Verwirklichung entgegenzuführen.[3]
Als in der Stadtratssitzung vom 13. März 1899 die Garantie-Erneuerung des Progymnasiums zur Behandlung stand, gab der Berichterstatter, der damalige Stadtpräsident
Johann Hoffmann, der Hoffnung Ausdruck, dass nun bald die Zeit des Bieler Gymnasiums da sein möchte. Stadtrat Stauffer, der Bruder des Malers Stauffer stellte den Antrag, die Kommission des
Progymnasiums sei zu beauftragen, Erhebungen zu machen, ob das Gymnasium nicht schon jetzt gegründet werden könnte. Die Idee wurde vom Stadtrat einstimmig beschlossen und die Schulkommission
machte sich ans Werk.
Präsident der Schulkommission war Otto Tscherter, Direktor der Volksbank Biel. Rektor Jakob Wyss, Hauptförderer des Bieler Gymnasiums, übernahm im Auftrage der Schulkommission alle Vorarbeiten
und förderte sie so, dass die Frage schon in der Schulkommissionssitzung vom 21. Dezember 1899 behandelt werden konnte. Unterdessen hatten sich weitere Kreise der Stadt Biel selbständig mit der
Gründung des Gymnasiums beschäftigt. In einer gemeinsamen Eingabe an die Kommission des Progymnasiums traten am 21. Oktober 1899 der Kaufmännische Verein, die Unterrichtskommission des
Kaufmännischen Vereins, der Verein Schweizerischer Geschäftsreisender, Sektion Biel, und der Handwerkerverein für eine Schule ein, welche eine höhere allgemeine Bildung vermitteln sollte. Sie
machten gleichzeitig auch den Wunsch geltend, es möchte dem Gymnasium eine Handelsabteilung angegliedert werden. Diesen letzten Wunsch unterstützte später auch der Verein für Handel und
Industrie.[3]
«Als wir auf dem alten morschen Gestühl des ehemaligen College an der Dufourstrasse
unsere Hosenböden durchrutschten, war der Lehrplan noch ein primitiver. Aber die
Lehrerschaft war dennoch bestrebt, trotz der prekären Verhältnisse aus uns herauszuholen,
was zu holen war. Rektor Wyss verhalf Diesem oder Jenem ab und zu mit einem handfesten
Brätsch zu Fleiss und Aufmerksamkeit. Der Physiklehrer R. Jakob hütete mit wachsahmen
Auge seine geologische Sammlung, und konnte es nicht verputzen, wenn wir heimlich
in den vergilbten Bänden seiner Bibliothek herumschmökerten.»
Ehemaliger Schüler Fridolin 1899, Bieler Tagblatt, 21. April 1931
Niklaus Jakob verstorben
Niklaus Jakob, langjähriger Lehrer am Progymnasium Biel, verstarb mit 79 Jahren. Er machte sich namentlich als Verfasser geografischer Lehrmittel einen Namen.
1900
Die Gründung des neuen Gymnasiums (1899–1902) - 2. Etappe
Ermutigt durch diverse Unterstützung, arbeitete die Schulkommission in der Sitzung vom 12. Januar 1900 eine Eingabe an die Gemeindebehörden aus. Der vorgelegte Bericht sprach ausführlich über die
Wünsche, die gesetzlichen Grundlagen, die Organisation und die finanziellen Erfordernisse einer Oberabteilung. Die Finanzierung sollte sich aufgrund des Gesetzes über die Aufhebung der
Kantonsschule vom 27. Mai 1877 und desjenigen über die Sekundarschulen vom 26. Juni 1856 vollziehen. Im ersten Gesetz verpflichtete sich der Staat, höhere Lehranstalten, welche auf die
Hochschulen oder das Polytechnikum vorbereiteten, dann zu unterstützen, wenn sie einem allgemeinen Bedürfnis entsprachen, und im zweiten Gesetz wurde diese Unterstützung umschrieben; der Staat
hatte an die Lehrerbesoldungen solcher Schulen 50 % zu entrichten. Zwar wurde der Bericht anschliessend vom Gemeinderat mit Empfehlung an den Stadtrat weiter geleitet, die Reaktion liess jedoch
auf sich warten.[3]
Lehrer Giauque-Botteron verunglückt
Am 17. August 1901 verlor Giauque-Botteron bei einem Unfall mit dem Fuhrwerk, welcher sich auf der sogenannten neuen Strasse oberhalb Twann ereignete, das Leben. Er vertrat ab Frühling 1893 als Mitglied der Schulkommission des Progymnasiums die Gemeinde. Gleichzeitig gehörte er der Primarschulkommission an. So konnte er den Kontakt zwischen der französischen Primarschule und der französischen Abteilung des Progymnasiums fördern, der anfangs zu wünschen übrig liess.
1901
Die Gründung des neuen Gymnasiums (1899–1902) - 3. Etappe
Die Schulkommission prüfte die Idee vom Ausbau des Progymnasiums zum Gymnasium erneut, brachte an ihren Vorschlägen kleine Veränderungen an und reicht am 1. Juni 1901 eine zweite, fast
gleichlautende Eingabe wie die vom 12. Januar 1900 dem Gemeinderat ein. Dieser leitete sie weiter an den Stadtrat. Dort vertrat Stadtpräsident Stauffer der neue Vorschlag der Schulkommission.
Einstimmig wurde am 2. August 1901 dem Vorschlag zur Gründung eines Gymnasiums zugestimmt. Am 15. August gingen die Akten an den Regierungsrat nach Bern. Der Direktor des Unterrichtswesens,
Gobat, leitete die Bieler Eingabe zur endgültigen Entscheidung an den Regierungsrat. Der Vorsteher des Finanzwesens, Scheurer, beanstandete jedoch das Vorgehen des Unterrichtsdirektors. Er wies
die Angelegenheit an die Direktion des Unterrichtswesens zurück und verlangte, dass in Befolgung des Gesetzes über die Aufhebung der Kantonsschule zunächst geprüft werde, ob ein Bieler Gymnasium
einem Bedürfnis entspreche. Weiter aber forderte er eine umfassende staatspolitische Untersuchung über die Frage, welchen Einfluss ein Bieler Gymnasium auf das jurassische Gymnasium, die
Kantonsschule in Pruntrut, haben müsste.
Das sei eine wichtige Frage, denn es sei für Pruntrut von entscheidender Bedeutung, dass ihm nicht durch das Gymnasium Biel der protestantische Teil des Berner Juras verloren gehe. Daraufhin
machte sich Gobat an die Untersuchung der ganzen Frage von den erwähnten Gesichtspunkten aus und legte das Ergebnis in einem Vortrag dem Regierungsrat dar. Darin wies Gobat zunächst nach, dass
das Bieler Begehren vom Standpunkt des Gesetzes über die Aufhebung der Kantonsschule zu behandeln sei, indem Biel als eine deutschsprechende und im Grunde nicht zum ehemaligen Bistum Basel
gehörende Stadt zum alten Kantonsteil zu rechnen sei. Dem Einfluss eines Bieler Gymnasiums auf die jurassische höhere Schule in Pruntrut widmete Gobat besondere Sorgfalt. Er liess sich von
Pruntrut ein Gutachten geben und konnte dem Regierungsrat mitteilen, dass man in Pruntrut gegen ein Bieler Gymnasium nichts einzuwenden habe, falls die neue Anstalt nicht französische Klassen
eröffne.[3]
Die Gründung des neuen Gymnasiums (1899–1902) - 4. Etappe
Das Bieler Gymnasium öffnete am 14. April 1902, ohne Beschluss vom Regierungsrat, seine Pforten. Man hatte in Biel erwartet, dass der Regierungsrat spätestens auf Neujahr 1902 seine Zustimmung
für ein Obergymnasium geben würde. In dieser Erwartung hatte die Schulkommission die Anmeldeliste für die erste Tertia aufgelegt, und es hatten sich 23 Schüler angemeldet. Als der Frühling 1902
herannahte, und die regierungsrätliche Genehmigung nicht erschien, beschloss der Gemeinderat auf Antrag der Schulkommission, unter allen Umständen die erste Gymnasialklasse zu eröffnen, und der
Präsident der Schulkommission, Tscherter, teilte diesen Beschluss dem Regierungsrat unterm 4. März 1902 mit. Das Gymnasium öffnete deshalb am 14. April 1902 mit 22 Schülern, ohne Beschluss vom
Regierungsrat, seine Pforten. Am 26. April 1902 stimmte der Regierungsrat gemäss dem Antrag der Unterrichtsdirektion dem Begehren Biels zu, unter Aufnahme einer Schutzbestimmung für die
Kantonsschule in Pruntrut. Damit war der Rechtsboden für die künftige Entwicklung des Obergymnasiums vorhanden und genau abgesteckt, mit anderen Worten, es durfte wegen Pruntrut ausschliesslich
deutschsprachige Schüler unterrichten.[3]
1902
1903 konnte die Schule die Sekunda, welche eine Real- und eine Literarabteilung umfasst, anfügen und schuf damit zwei neue Lehrstellen. Dr. Juzi, Sekundarlehrer in
Langenthal unterrichtete die mathematischen Fächer, Dr. August Steiger, stellvertretender Lehrer am Gymnasium in Burgdorf unterrichtete Deutsch und Latein. Am Obergymnasium bezahlten die Schüler
ein jährliches Schulgeld von Fr. 100.- im Jahr.
Herr Sotzer, Sekundarleher in Oberdiessbach, wurde als Turnlehrer angestellt.
1903
Warum das «Gymnasium» «Gymnasium» heisst und das «untere Gymnasium» «Progymnasium»
Jakob Wyss im Bericht vom Schuljahr 1903/04: «Die Gesamtanstalt nennt sich Gymnasium, weil im Kanton Bern ein anderer Name weder anerkannt noch gebräuchlich ist. Gerne hätten wir diesen auf die
Oberklassen beschränkt. Die Praxis kann eine Gliederung nicht entbehren bei der Klasse, in welcher die obligatorische Schulzeit absolviert wird. So entstanden ein unteres Gymnasium mit 5 Klassen,
das sich mit dem alten Progymnasium deckt, und ein oberes Gymnasium mit 4 Klassen. Für dem täglichen Gebrauch möchten wir die Bezeichnung unteres Gymnasium ausschalten und beim gewohnten
Progymnasium verbleiben, und dies aus folgendem Grund: Eine zweite Knabenschule besteht in Biel nicht. Die Unterabteilung unserer Anstalt muss demnach der weitaus grösseren Zahl von Schülern als
fünfklassige Sekundarschule dienen. Ihre Funktion als unteres Gymnasium fällt erst in zweiter Linie in Betracht. Sie behält trotz des Ausbaus den Charakter der alten, bernischen Progymnasien, und
deswegen gebührt ihr der Name. Das Progymnasium umfasst eine deutsche und eine französische Parallelsektion. Am Obergymnasium ist Deutsch die Unterrichtssprache.»
Platzmangel
Das Progymnasium litt unter massivem Platzmangel: Vom Frühling 1904 an erhielten die deutschen Progymnasialklassen einen dritten Klassenzug bis zur zweitobersten
Klasse. Unter diesen Umständen genügte der Westbau von Dufourschulhaus nicht mehr. Bereits von 1898 an mussten in wachsender Zahl die Progymnasiumsklassen wieder in den Ostbau des
Knabenprimarschulhauses untergebracht werden. Eine entsprechende Anzahl Primarschulklassen durften mit Räumen in Barackenbauten und Privathäusern vorliebnehmen.
1904
Die Schule verzeichnet 26 Lehrer und 559 Schüler. Davon entfielen auf die deutsche Abteilung des Progymnasiums 363, auf die französische 136 und auf das Obergymnasium 60 Schüler. Auf das Progymnasium entfallen 17, auf das Obergymnasium 4 Klassen. Das Kadettenkorps bestand Ende des Sommers 1905 aus 400 Kadetten, davon 80 Primarschüler. Durch die Revision des Kadettenreglements sind nun die Waffenübungen ein Unterrichtsfach der Anstalt und in die Verwaltung des Gymnasiums einbezogen worden. Der Umbau des Erdgeschosses im Herbst 1905 vermehrte die Zahl der Schulzimmer um 3, kostete die Anstalt aber den Turnsaal. Dem Jahresbericht wurde eine historische Arbeit von Dr. Haag, Lehrer am Obergymnasium, beigefügt: «Garibaldi und das neapolitanische Fremdenbataillon von Mechel auf Sizilien 1860».
Erste Maturitätsprüfungen
Im Herbst 1905 fand die erste Maturitätsprüfung statt, welche 8 Literar- und 12 Realschüler bestanden. Die ersten Bieler Abiturienten konnten sich auf Grund des Maturitätsausweises an den
Hochschulen des Landes immatrikulieren liessen.
1905
Der Fortschritt vom Obergymnasium
Die 3 ½ Jahre von 1902 bis 1905 enthielten eine gewaltige Summe von Arbeit, die von Rektorat und Lehrern zu leisten war. Die meisten Lehrer hatten noch nie auf der Oberstufe des Gymnasiums
unterrichtet, mussten sich also ganz neu in die Aufgabe, den Stoff und die Unterrichtsziele hineinarbeiten. Der Unterricht in der ersten Tertia war folgendermassen verteilt: Religion: Rektor
Wyss, Deutsch: Heimann, Französisch: Dr. Sautebin, Englisch: Winzenried, Latein: Dr. Maag, Griechisch: Dr. Maag, Mathematik: Dr. Antenen, Geschichte: Dr. Maag, Geografie: Dr. Antenen, Naturkunde:
Christen, geometrisches und Kunstzeichnen: Schneebeli, Turnen: Pfund. Im zweiten Jahre nach der Unterrichtseröffnung, als die Sekunda bereits bestand, und die Prima organisiert wurde, wählte die
Schulkommission drei Gymnasiallehrkräfte, nämlich für Deutsch und Latein Dr. August Steiger, für die mathematischen Fächer Dr. O. Juzi und für Deutsch und alte Sprachen Dr. O. Blaser. Nach und
nach bildeten sich in den nächsten Jahren die Lehrstellen. Das Obergymnasium bestand aus einer Literar- und eine Realabteilung. Die Literarabteilung wollte vor allem mit dem Bildungsgut der alten
Sprachen, die Realabteilung mit demjenigen der neuen Sprachen, der Mathematik und der Naturwissenschaften arbeiten. Jedoch mussten die Schüler beider Abteilungen ihrer kleinen Zahl wegen und mit
Rücksicht auf die geringen zur Verfügung stehenden Geldmittel in den meisten Fächern gemeinsam unterrichtet werden. Da nicht daran zu denken war, für die Literarschüler die griechische Sprache
obligatorisch zu erklären, gab es genau genommen drei Abteilungen:
1.) Eine Abteilung mit Latein und Griechisch als Kernfächer.
2.) Eine Abteilung mit Latein und neuen Sprachen als Kernfächer.
3.) Eine Abteilung mit neuen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften als Kernfächer.
Alle drei Abteilungen haben gemeinsamen Unterricht in den Fächern Religion, Deutsch, Französisch, Mathematik, Geschichte, Geographie, Naturgeschichte, Physik, Chemie, Zeichnen und Turnen.
Die erste Abteilung hatte für sich allein Griechisch.
Die erste und zweite Abteilung hatte gemeinsam Latein.
Die zweite und dritte Abteilung hatte gemeinsam Italienisch und Englisch
Die dritte Abteilung hatte allein geometrisches und darstellendes Zeichnen.[3]
Biel hatte endlich eine Lehranstalt erhalten, welche eine höhere allgemeine Bildung vermittelte und auf die Hochschulen vorbereitete. Nachdem die Anstalt vom Präsidenten der eidgenössischen
Maturitätskommission, Prof. Geiser, einer eingehenden Prüfung unterzogen worden war, erhielt das Obergymnasium die eidgenössische Anerkennung, d. h. die Maturitätszeugnisses der
Literarabiturienten berechtigten von nun an ihre Inhaber zum Zutritt zu den medizinischen Prüfungen. Zu gleicher Zeit wurde nach einem Besuch des Präsidenten des eidgenössischen Schulrats, Dr. R.
Gnehm, mit dem Polytechnikum ein Vertrag abgeschlossen, welcher den Realabiturienten prüfungsfreien Übertritt an das Polytechnikum gewährleistete und den Literarabiturienten den Zutritt unter
Vorbehalt einer Nachprüfung in Physik und darstellender Geometrie zusicherte. Das Progymnasium indessen war eine Sekundarschule, in welcher eine Anzahl Schüler Gelegenheit erhielten, Latein und
Griechisch zu nehmen. Der Versuch, eine Handelsabteilung an das Gymnasium anzugliedern, wurde aufgegeben.
Fritz Emanuel Huguenin (1888-1939), Zifferblattfabrikant
Schüler am Progymnasium von 1900 bis 1905
Das Huguenin-Geschlecht ist in den Neuenburger Bergen tief verwurzelt mit der Uhrenindustrie. Bereist 1702 wird der Uhrengehäusemacher Huguenin in La Chaux-de-Fonds
erwähnt, verschiedene Pioniere der Uhrenindustrie namens Huguenin stammten aus Le Locle. So auch der Vater unseres Progymnasialschülers Fritz Huguenin, der sich entschloss in Biel 1882 unter dem
Namen «F. Huguenin» ein Atelier für Uhrendekoration zu gründen. Unterstützung erhielt er von seiner Frau Lina. Ihre beiden Söhne Fritz und Charles führten das Geschäft weiter.
Fritz-Emmanuel Huguenin-Bergenat kam 1888 in Biel zur Welt. Er besuchte im Dufourschulhaus von 1900 bis 1905 das französischen Progymnasium und anschliessend die Kunst und Gravierschule vom
Kantonalen Technikum. Anschliessend bildete er sich in Genf beruflich weiter aus. Nach Hause zurückgekehrt, trat er in das väterliche Atelier ein, das 1912 in die Kollektivgesellschaft «Fritz
Huguenin et fils» (Huguenin & Söhne) umgeändert wurde.[28] Am 24. Oktober 1913 heiratete er die diplomierte Sticklehrerin Juliette
Huguenin-Virchaux.
Fritz Emanuel vermochte das Atelier mit seinem Bruder Charles erfolgreich zu leiten, worauf sich Mutter Lina nach Genf zurückzog. Huguenin machte sich stark für eine Vereinheitlichung der
Uhrenteile. Schon früh schlug er vor, die folgenden Masse für die Zeigerpassungen allgemein durchzuführen:
1900
1905
Bei Werken bis zu 8 Linien der Stundenrohrdurchmesser:
„ von 9 - 12 Linien „ „
„ von 16 - 20 Linien „ „
Zeigerwellendurchmesser am Ende bei kleinen Werken
„
„ bei grossen
Werken
1,1 mm
1,3 „
1, 8 „
0,3 mm
0,45 mm
Bei der Durchführung dieser Normen würden die Zeiger billiger und blieben nicht als unanbringlich liegen.[29]
Huguenins Geschäft förderte erheblich die Neubelebung der Uhrendekoration, welche durch das Aufkommen der Armbanduhren, die auf dekorative Uhrenschalen verzichten konnte, dem Niedergang geweiht
war. Das Unternehmen gebrauchte ein Verfahren, das sich eignete, der künstlerischen Ausschmückung der Uhr einen neuen Aufschwung zu verleihen, indem es die Verzierung von der Schale auf das
Zifferblatt überträgt. Die Verzierung des Metallzifferblatts war durch das Glas gegen das beständige Abreiben in der Tasche geschützt. So bewahrte die Gravierung ihre ursprüngliche Feinheit und
Frische. Im Betrieb gab es ziselierte und gravierte Zifferblätter in alle Grössen und Stilarten zu bewundern: klassische Motive, Renaissancemotive und solche im Stil Louis XIV., nebst der ganzen
Stufenleiter der modernen dekorativen Kunst.[30] Am 11. 3. 1920 entschlief der Vater nach längerer Krankheit mit 63 Jahren und der Betrieb erhielt den Namen
«Les Fils de Fritz Huguenin». Als Mode und Zeitgeschmack sich dann doch vom Gravieren abwandten, spezialisierte sich das Geschäft auf die Herstellung von kunstvollen Lampen aus Weissmetall
(sogenannte Anticorodal), die unter anderem das Bieler «Café de l’Industrie» erhellten, Metallmöbeln und Metallzifferblättern.
1931 verstarb die Mutter im Alter von 76 Jahren. Fritz Huguenin nahm Anteil an allen politischen und öffentlichen Fragen. Er war Präsident des Verbandes der Zifferblattfabrikanten und der
Völkerbundsgruppe Biel. Diese Gruppe war für ihn besonders wichtig, da viele Schweizer zu diesem Zeitpunkt dem Völkerbund wenig Interesse entgegenbrachten. Fritz Huguenin im Bieler Tagblatt vom
7. Juli 1926: «Die Politik musste im Allgemeinen seit dem Bestehen des Völkerbundes viele ihrer Richtlinien ändern. Die Grosszahl der Leute hat noch nicht begriffen, dass der Völkerbund zu einer
allgemein anerkannten Notwendigkeit geworden ist und dass den Völkern durch ihn neue Pflichten auferlegt wurden. Darum müssen wir in unserem Land den Völkerbundesgedanken in alle Gaue tragen,
denn das Schweizervolk, das wie kein anderes auf der Welt sein eigener Herr und Meister ist, hat ein wesentliches Interesse daran, zu verhindern, dass die grossen Staaten den kleineren Ländern
vor die Sonne stehen. Dem Schweizervolk ist das Mittel in die Hand gegeben, zu den durch seine Bevollmächtigten an den Völkerbundesversammlungen gefasste Beschlüssen Stellung zu nehmen, diese
entweder gutzuheissen oder zu verwerfen. Gerade darum müssen die Schweizer mit der Völkerbundsidee vertraut gemacht werden, damit sie mit Verständnis zu den projektierten grossen Problemen
Stellung nehmen können. Dies ist die Aufgabe und das Ziel der Schweizerischen Vereinigung für den Völkerbund.»
Ab 1920 wirkte Huguenin als Kommissionsmitglied der französischen Primarschule, des Kantonalen Technikums und des Kantonalbernischen Handels- und Industrievereins der Sektion Biel. Er starb am 8.
3. 1939 im Alter von 51 Jahren an einem Herzschlag.[28]
Eugen Schürch (1889-1925), Kunstmaler
Schüler am Progymnasium von 1900 bis 1905
Schüler am Obergymnasium von 1905 bis 1908
Eugen Schürch kam 1889 als Sohn des Kommerzienrates Alfred Schürch zur Welt. Im Dufourschulhaus besuchte er zuerst das Progymnasium und anschliessend das Obergymnasium. Dann absolvierte er eine
kaufmännische Lehre im Drahtzug, um nach Beendigung seiner Lehrjahre in Bern und Zürich gemäss dem Wunsch seines Vaters den kaufmännischen Beruf auszuüben. Aus Liebe zur Kunst hänge er seinen
Beruf an den Nagel und beschloss sich in der Kunstschule in Lausanne zum Maler ausbilden zu lassen. Zwei Jahre studierte er Mathematik und Kunstgeschichte und ging im Frühjahr 1925 zur weiteren
Ausbildung an die Kunstakademie nach Paris. Sein Ziel, sich in Lausanne als Leiter einer privaten Kunstschule niederzulassen, erreichte er nicht mehr. Die in Paris entstandenen körperlichen
Anstrengungen zerrten an seinen Kräften. Schwer angeschlagen, kehrte nach Biel zurück, wo er 1925 in seinem abgelegenen Berghaus verstarb.[32]
1900
1908
Fernand Eugen Friedrich Schwab (1890-1954), Historiker
Schüler vom Progymnasium Biel von 1901 bis 1904
Fernand Schwab kam am 10. 7. 1890 als Sohn des Ingenieurs Friedrich Emil Schwab (1862-1928), Direktors der Vereinigten Drahtwerke, und der aus Aigle stammenden Laura Emma Elise Augusta, geb.
Buttin, zur Welt. Die 1888 geschlossene Ehe wurde 1902 geschieden. Die Mutter heiratete 1903 den Ingenieur Emil Eugene Lagier, der Vater 1907 Klara Hemmann (1879-1959). Fernands Geschwister waren
Renée Adèle Mary (geb. 1889), Marc Jean Emil (geb. 1891), Maria Mary (geb. 1894), alle aus erster Ehe, Gustav Emil (geb. 1910) und Hubertus (geb. 1912), aus zweiter Ehe.[21]
Von 1901 bis 1904 besuchte Fernand Schwab das Progymnasium Biel. Zu seinen Klassenkameraden zählten Handelslehrer Fritz Bloch (1890-1967); Hans Wendling (1891-1947); Chefarzt der chirurgischen
Abteilung vom Bieler Bezirksspital, Max Chappaz, Aktuar vom Richteramt Nidau; Albert Marfurt (gest. 1971), Progymnasiallehrer in Biel. Dann studierte er am Realgymnasium, die sogenannte
Industrieschule in Solothurn. Von 1912 bis 1915 absolvierte er seine Lehre in der Kantonalbankfiliale in Biel. Danach trat Schwab eine Stelle im Politischen Departement des Bundes an, gab diese
jedoch auf. In Zürich und an der juristischen Fakultät in Bern widmete er sich juristischen, nationalökonomischen und wirtschaftsgeschichtlichen Studien, die er bei Professor Moritz Rudolf
Weyermann mit einer Dissertation über die industrielle Entwicklung der Stadt Biel abschloss.[22]
1901
1904
«Fernand Schwab hat in seinem Werk Die industrielle Entwicklung der Stadt Biel
nachgewiesen, dass schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Biel mehrere Uhrmacher
arbeiteten und dass im Jahre 1788 bereits ein erster Versuch zur Eröffnung einer Uhrenfabrik
mit grösserer Arbeiterzahl durch einen Bürger der Stadt unternommen worden ist.»
Paul Renggli, Direktor der Asuag, 1949 (26)
1918 erschien seine Dissertation «Die industrielle Entwicklung der Stadt Biel» als Buch. Schwab beschrieb darin die Lage von Handel,
Gewerbe und Industrie vor und nach der französischen Besetzung und die historische Entwicklung der damaligen drei Hauptindustrien für Baumwolle, Eisen und Uhren. Dazu gehört auch die
Berufsbildung, wo er das Dufourschulhaus erwähnte: «Dem Gymnasium wurde versuchsweise eine Handelsabteilung angegliedert, die aber wegen ungenügender Frequenz wieder aufgegeben werden musste.»
Über den Bieler Gymnasiallehrer Ernst Schüler und die Uhrenindustrie bemerkte er: «Schüler war nicht der Improvisator der Bieler Uhrenindustrie, da Uhrmacher Samuel Hunziker schon von 1940 bis
1941 vier von auswärts eingewanderte Uhrmacher beschäftigte. Schüler begann mit der Fabrikation von Wanduhren, ging zu Taschenuhren über und beschäftige 1842 bereits 28 Arbeiter. Er stellte im
Gemeinderat den Antrag, es sei den Uhrmachern das Einzug- und Einsassengeld zu erlassen. Sein Name ist bis heute mit der Einführung der Uhrenindustrie in Biel verknüpft geblieben.»
1925 beschloss die Solothurnische Handelskammer zur Erinnerung an das 50-jährige Bestehen des Kantonale Solothurnischen Handels- und Industrievereins eine Festschrift herauszugeben. Schwab
verfasste dazu «Die industrielle Entwicklung des Kantons Solothurn und ihr Einfluss auf die Volkswohlfahrt». 1927 wurde der bisherige Privatdozent für Wirtschaftsgeschichte zum ausserordentlichen
Professor der juristischen Fakultät Bern ernannt. Einer seiner Schüler war der Künstler John A. Brown (1900-1987), der bei Schwab Wirtschafts-, Handels- und Industriegeschichte
studierte.[23]
1935 folgte eine Festschrift zum 300-jährigen Bestehen der Vereinigen Drahtwerke A. G. Biel mit dem Titel «300 Jahre Drahtindustrie». Den Grundstein dieser Industrie legte 1634 der Solothurner
Stadtphysikums Scharandi im sogenannten Loch zu Bözingen (Taubenlochschlucht). Einen Aufschwung erhielt der Drahtzug, als Rudolf Neuhaus-Verdan, Besitzer einer grossen Bieler Baumwollspinnerei,
den Drahtzug kaufte. Durch seine Familie mit den Drahtwerken seit Generationen verbunden, gehörte Schwab dem Verwaltungsrat an, und in der Ketten-Union A.G. versah er das Amt eines
Vizepräsidenten.[22]
Fernand Schwab war von 1928 bis 1954 Mitglied der Museumskommission. Am 21. Juni 1947 wurde in Biel das zwei Jahre geschlossene Museum Schwab wieder eröffnet. Der ehemalige Gymnasialschüler Werner Bourquin stellte es in mühevoller Kleinarbeit, ganz im Interesse des Stifters Oberst Friedrich Schwab, der Pfahlbauforschung zur Verfügung. Fernand Schwab erkläre an der Eröffnung als Sprecher der Familie Schwab, dass von nun an der Name Bourquin, mit dem des Stifters verbunden bleiben werde.[24] Er dankte der Stadt Biel für den Einsatz, die sie für die Neuaufstellung der Sammlung Schwab gebracht hatte und überreichte der Stadt einen vom Bieler Goldschmied Anton Breitner erstellten Silberpokal, der 1744 vom Abt Joliat von Bellelay bei Anlass der Erneuerung des Burgrechtes mit der Stadt Biel geschenkt und später im Revolutionstrubel wieder veräussert wurde.[25] Zudem schenkte Fernand Schwab dem Museum das Gewehr, das Friedrich Schwab seinerzeit von Napoleon III. erhalten hatte.
Schwabs letzte Arbeit war eine Forschung über die mittelalterliche Glasbläserei im Jura. Er starb am 1. 1. 1954.
Schriften (Auswahl): Die industrielle Entwicklung der Stadt Biel, Dissertation (Bern 1918), Die industrielle Entwicklung der Stadt Biel als Buchausgabe (Biel 1918), Beitrag
zur Geschichte der bernischen Geschirrindustrie (Weinfelden 1921), Die Entwicklung der solothurnischen Papier-Industrie (Solothurn 1927), Die industrielle Entwicklung des Kantons Solothurn und
ihr Einfluss auf die Volkswirtschaft (Solothurn 1927–1931), 300 Jahre Drahtindustrie 1634–1934 (Solothurn 1935)
Fritz Bloch (1890-1967) Regisseur, Schauspieler, Förderer der Liebhaberbühne Biel
Schüler am Progymnasium Biel von 1901 bis 1906
Schüler Obergymnasium von 1906 bis 1909
Hans Friedrich (Fritz) Bloch wurde am 12. März 1890 als Sohn des Karl Bloch und Lina Mollet geboren. Karl Bloch führte in Biel an der Mühlebrücke das Spezereigeschäft Bloch-Mollet, dessen Führung
er seiner Frau und seinen heranwachsenden Töchtern überliess, als er zum Stadtbuchhalter gewählt wurde.[12]
Karl gründete 1893 den dramatischen Verein, der das Publikum mit Wilhelm Tell-Aufführungen fesselte und später die Liebhaberbühne.[13] Der einzige Sohn Fritz trat nach dem obligatorischen Schulbesuch ins Gymnasium, das er 1909 mit
dem Maturitätsausweis verliess. Das Examen dauerte dreieinhalb Tage, davon zweieinhalb Tage schriftlich und einen Tag mündlich.
Nach dem Gymnasium studierte Fritz Bloch die Handelshochschule Leipzig. Vom Militärdienst in der Heimat und dem Ausbruch des Weltkrieges unterbrochen, schloss Fritz in Leipzig seine Studien mit
dem Patent eines Handelslehrers ab. Erst trat er eine Lehrstelle am Institut Rhenania in Neuhausen an, erwarb ein Haus und verheiratete sich 1922 mit Martha Lina Geyer. Er liess sich schliesslich
in Biel nieder, wo er erst an der Gewerbeschule und 1934 an der kaufmännischen Berufsschule 30 Jahre unterrichtete. Auch trat er der Liedertafel bei.[12]
Fritz Bloch hatte die Mitwirkung an der Liebhaberbühne von seinem Vater Karl übernommen. Wie der Vater, so hatte auch Fritz Bloch sich als Schauspieler für die schwierigsten Rollen zur Verfügung
gestellt. 1937 führte die Liebhaberbühne das im Oberländer-Dialekt gesprochene Schauspiel «E Masgeball-Bekanntschaft» auf. Das Bieler Tagblatt schrieb: «Regisseur Bloch verlieh dem Gemeinderat
Siebenthal alle Nuancen psychologischer Vertiefung.»[14] 1939 führte die
Liebhaberbühne zugunsten der Ferienkolonien von Biel und Umgebung des von Rudolf Balmer verfassten Lustspiels «Der Kumandant» auf. Bloch führte Regie und spielte die Titelrolle. Als Regisseur
unterstützte er am 1. Juni 1939 den «Verein zur Förderung der Fraueninteressen» mit dem humorvollen Einakter «Der Stimmrechtskaktus» von Kinderbuchautorin Elisabeth Müller (1885-1977). An diesem
Anlass hielt Radiosprecherin Elisabeth Thommen einen Vortrag über Frauenfragen, hauptsächlich über das Frauenstimmrecht. 1941 trat der Regisseur und Schauspieler in dem von Emil Andres
verfassten, preisgekrönten Stück «Im Rockhall» als Bürgermeister Wildermeth auf. Besondere Aufmerksamkeit bei Publikum und Presse erhielt 1944 eine Aufführung der Liebhaberbühne unter der Regie
von Bloch. Das berndeutsche Stück «D’Frau Betty und ihri Chinder» stammte aus der Feder der 1941 verstorbenen Bieler Schriftstellerin und Bühnendichterin Flora Ackeret. Einer seiner
Lieblingsrollen spielte Fritz Bloch für die Bieler Liedertafel jeweils an Weihnachten, nämlich den Samichlaus, dies über 30 Jahre lang.
Als Oberleutnant wurde ihm während der zweiten Grenzbesetzung das Kommando über die Bewachungskompanie 8 übertragen, die ihren Dienst in Altdorf, Aigle und Neuenburg absolvierte. 1960 starb seine
Lebensgefährtin Martha Lina Geyer, die Mutter seines Sohnes Roland.[12] Er starb in
Biel am 20. 1. 1967 im Alter von 76 Jahren.
1901
1909
John Huguenin-Hess (1886-1950), Wirt der Bielerstube und Café zur Burg, Mitglied vom Altstadtleist
Schüler am Obergymnasium Biel von 1902 bis 1906
John Huguenin kam in Biel am 6. Februar 1886 als Sohn von Uhrenfabrikanten zur Welt. In Biel besuchte er von 1902 bis 1906 das Obergymnasium und nach dessen erfolgreicher Absolvierung, befasste
er sich an der Universität Bern mit zahnärztlichen Studien. Als Zahntechniker arbeitete er zuerst in Genf, dann in Le Sentier und später während zweier Jahre auch in Vichy. Der plötzliche Tod
seiner Mutter veranlasste ihn 1918 zu seiner Rückkehr und er trat in die Uhrenfabrik seines Bruders am Pasquart ein. 1930 heiratete er die in Engelberg (OW) geborene Rose Hess, die das Hotelfach
erlernte. Der Ehe entsprangen zwei Söhne, von denen der eine früh verstarb. In der Krisenzeit 1935 sah er sich gezwungen, ein anderes Fach zu ergreifen. Zuerst war er an der Jakob-Rosiusstrasse
18 in der «Bielstube» tätig. Drei Jahre später musste er das Lokal verlassen, da er nur Pächter war. Ab 1938 führte er mit Rosa im Eckhaus Burggasse 12/Untergässli 1 das «Café zur Burg», von den
Bielern liebevoll «Café Huguenin» genannt. Er machte aus dem Restaurant zur Burg eine florierende Gaststätte, die in der ganzen Region bekannt wurde. Als Mitglied vom Altstadtleist nahm er Anteil
an dessen Bestrebungen, das schöne Altstadtbild zu erhalten. Für den Altstadtleist war Huguenins Lokal zum regelmässigen Treffpunkt geworden. Er starb am 26. Mai 1950 im Alter von 65 Jahren. Nach
seinem Tod führte Rosa Huguenin das Geschäft bis 1959 allein weiter.[27]
1902
1906
Dr. August Steiger (1874-1954), Gründer des Sprachspiegels, Mundartförderer im Duden
Lehrer am Gymnasium von 1903 bis 1908
Fächer: Deutsch und Latein
August Steiger kam am 2. 8. 1874 in Flawil als Sohn des Reallehrers Ulrich und der Elise, geborene Lenggenhager, zur Welt. Er besuchte zunächst das Gymnasium St.
Gallen. Dort gab er als Schüler der obersten Klasse der 16-jährige Marie Lenggenhager (1878-1969) Nachhilfeunterricht in Latein und Mathematik. Die beiden verliebten sich, doch Marie musste ihr
Studium am Gymnasium unterbrechen, da ihre Familie nach Bern übersiedelte. Ihre Wege trennten sich, als sie mit 17 Jahren eine Gouvernantenstelle bei einer deutsch-jüdischen Familie in Russland
annahm. Ein Jahr später kehrte sie zurück, studierte an der Berner Hochschule, absolvierte die Prüfung zur Sekundarlehrerin und arbeitete zwei Jahre als Hauslehrerin in
Oberitalien.[16] Inzwischen wurde August Steiger nach der Maturität Lehrer in
England und Neapel und studierte dann in Leipzig und Bern Germanistik. Als er 1903 als Deutschlehrer ans Gymnasium nach Biel kam, konnte er endlich seine Verlobte Marie heiraten. Das Paar bekamen
eine Tochter und ein Sohn und verbrachte in Biel eine glückliche Zeit.[17]
Während sie sich Marie schriftstellerisch betätigte, hielt August Steiger in Biel neben seinem Lehrerberuf zahlreiche Vorträge: 1904 in Magglingen an der Tagung vom
bernischen Lehrerverein der Sektion Biel über «Die Gräberlyrik des 18. Jahrhunderts», 1905 an der Gedenkfeier von Friedrich Schiller in der französischen Kirche zum Leben des bekannten Dichters,
1906 bei der Versammlung vom Seeländischen Mittellehrerverein in Magglingen über «Sprachschönheit und Sprachreinheit», an der Sitzung vom «Historischen Verein» über «Weimar und Goethe im
deutschen Zusammenbruch 1809», bei der „Jungfreisinnigen Vereinigung» thematisierte er «das Verhältnis von Politik und Poesie».
1908 gab er im Dufourschulhaus Abendkurse über deutsche Literatur.
Nachdem er 5 Jahre am Obergymnasium Biel tätig war, wurde Steiger 1908 als Lehrer an die obere Realschule von Basel gewählt. Ab 15. April 1909 wirkte er am
kantonalen Gymnasium in Zürich, wo er während drei Jahrzehnten als Lehrer für den Unterricht in deutscher Sprache und Literatur angestellt war. Seine Lieblingsgebiete waren die mittelhochdeutsche
Literatur und das schweizerische Schrifttum.[17]
Zur Pflege der deutschen Sprache wurde er Mitglied im «Deutschschweizerischen Sprachverein», dem er von 1916 bis 1942 als Schriftführer diente und von 1942 bis 1952
als Obmann vorstand. Dazu wurde ihm ab 1917 vom Verein die «Mitteilungen» und die «Jährliche Rundschau» anvertraut.[18] Als 1945 diese beiden Publikationen zur Monatsschrift «Sprachspiegel» ausgebaut wurden, übernahm er die Schriftleitung. 1913
brachte Steiger für den «Deutschschweizerischen Sprachverein» das Büchlein «Gottfried Kellers Mutter» heraus. Zur Förderung der Mundart erarbeitete er 1923 die Schrift «Was können wir für unser
Schweizerdeutsch tun?». 1941 beteiligte er sich mit seiner Studie über das «Schweizerisches Wortgut“ an der 12. Auflage des Dudens.[20]
Steiger zum Duden: «Der Hauptverdienst zur Sprachförderung gebührt Dr. Konrad Duden (1829-1911). Er gab 1872 zwei Schriften über Rechtschreibung heraus und wurde
deshalb 1876 zur ersten Orthografischen Konferenz beigezogen, die der preussische Unterrichtsminister nach Berlin einberufen hatte. Er erntete dort mit seinen Vorschlägen zur Vereinfachung der
Schreibweise grossen Erfolg. 1892 wurde der Duden in der Schweiz amtlich anerkannt. Am meisten Gebrauch vom Duden machen die Buchdrucker und ihnen waren die Schweizerwörter in der 11. Ausgabe
noch zu wenig. Darum wandte sich Ende 1935 der Arbeitsausschuss der Schweizer Korrektoren, der innerhalb des Bildungsverbandes Schweizerischer Buchdrucker besteht, an den Vorstand des
Deutschschweizerischen Sprachvereins mit der Klage, dass das schweizerische Wortgut ungenügend vertreten sei und wenigstens ein eigener Anhang zum Duden zu schaffen sei.
Zu diesem Zweck erstellte ich eine Liste neu aufzunehmender Wörter. In manchen Fällen musste für die Schweiz nur eine besondere Bedeutung festgestellt werden, in
andern eine eigene Schreibweise oder eine Eigentümlichkeit der Formenlehre oder des Geschlechts. Auch konnten bei der Gelegenheit einige kleine Irrtümer der älteren Ausgabe berichtigt und einige
als überflüssig erscheinende Wörter zugunsten wichtigerer ausgemerzt werden. Stand ein mundartliches Wort einmal im Duden, hatte es eine gewisse Anerkennung seiner Gültigkeit. Wenn nun bei der
12. Ausgabe das Wort Nidel steht, ermuntert das den Schweizer, dieses Wort zu verwenden und richtig zu schreiben.»[19] August Steiger starb am 30. 5. 1954 in Küssnacht mit 80 Jahren.[20] 1971 trat die Gemeinde Biel dem Bieler Sprachverein bei.
Schriften (Auswahl): Gottfried Kellers Mutter (1913), Spittelers Sprachkunst (1915), Zweierlei Deutsch (1915), Pflege und Schutz der deutschen
Sprache in der Schweiz (1917), Was können wir für unser Schweizerdeutsch tun? (1924), Von der Buchstabensuppe (1925); Sprachlicher Heimatschutz in der deutschen Schweiz (1930); Zur Lage der
deutschen Sprache im Inland und im Ausland (1941), Schweizerisches Wortgut im neuen Duden (1941), Pfarrer Eduard Bloch (1941), Sprachliche Modetorheiten (1943).
1903
1908
Georges Albert Grosjean (1888–1977), Redaktor der Turnzeitung «Le Gymnaste Suisse»
Schüler (1904 bis 1907) und Lehrer (1917 bis 1955) am Progymnasium
Als Sohn eines Uhrmachers und einer Uhrmacherin am 21. April 1888 in Biel geboren, durchlief Georges Grosjean die Schulen Biels und bestand am Gymnasium 1907 die
Matura. Einer seiner Mitschüler war Architekt Alfred Leuenberger (1888-1961). Die Studien in Bern und Lausanne schloss der zweisprachige Grossjean mit dem Sekundarlehrerpatent ab. Seine erste
feste Stelle fand er als Lehrer 1910 an der Sekundarschule in Bad Ragaz. Da lernte er seine Frau Anna Margaret Camén (1879-1970) kennen, eine Bündnerin aus Reams und Cazis.[1]
1917 wurde er ans Progymnasium Biel gewählt. Als Lehrer unterrichtete Grosjean während 40 Jahren Französisch an allen Parallelklassen des 8. und 9. Schuljahres des deutschen Progymnasiums
und des Untergymnasiums.[1] Nach dem Rücktritt 1955 [2] behielt er noch die Lehrmittelverwaltung.
Georges Grossjean beteiligte sich als Geschäftsführer am «Bieler Jahrbuch/Annales Biennoises». 1977 wurde seine Biografie im Bieler Jahrbuch durch den ehemaligen Stadtpräsident Fritz Stähli
veröffentlicht.
Lehrer Grosjean begann seine sportlichen Tätigkeiten in Bad Ragaz im Turnverein und Alpenklub. Als Skifahrer nahm er seine Schüler mit auf die Pisten des Pizol-Gebietes. 1915 übernahm er das Amt
des Hüttenchefs der neuerbauten Pizolhütte, an deren Entstehung er mitwirkte. Mit ausländischen Gästen, auch internierten Offizieren während des Ersten Weltkrieges, hat er als Führer und
Bergkundiger zahlreiche Gipfel, auch Viertausender, der Schweizer Alpen bestiegen, nicht nur im nahen Bündnerland, sondern auch im Berner Oberland und Wallis. Seine Turnerfahrung stellte er dem
Bieler Jugendkorps als Leiter einer Abteilung zur Verfügung. Kurze Zeit leitete er auch das ganze Korps. Im Eidgenössischen Turnverein trat Georges Grosjean von 1930 bis 1948 als
Chefredaktor der französischsprachigen schweizerischen Turnzeitung «Le Gymnaste Suisse» hervor. In dieser Eigenschaft besuchte er 1936 die Olympiade von Berlin. In jener Zeit nahm Grosjean eine
eindeutige und kompromisslose Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus ein.[1]
Grossmann wurde in drei Musterungen für den Militärdienst als untauglich befunden. Dafür war er Kommandant der Bieler Feuerwehrkompanie und während des Zweiten Weltkriegs auch
Kommandant der 4. Kompanie des Luftschutzbataillons der Stadt Biel.[15]
Grossmann verkaufte das Haus am Höhenweg 28, dessen Pläne er mithilfe eines befreundeten Architekten selber gezeichnet hatte und siedelte 1959 mit seiner Frau wieder nach Bad Ragaz, wo sie 1970
starb. Wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag verstarb auch er am 18. Dezember 1977. Sein Sohn war der Geograf und Zeichner Dr. Georges Grosjean (1921-2002).[1]
1904
1907
Quellen/Sources: 1) Fritz Stähli, Neues Bieler Jahrbuch, Nouvelles Annales Biennoises 1977, W. Gassmann, Biel, S. 205ff; - 2) Bieler Tagblatt, 30. 3. 1955,
S. 3; - 3) Dr. Hans Fischer nach Quellen von Jakob Wyss, 25 Jahre Gymnasium Biel 1902 - 1927, Biel, 1927, S. 5ff (Staatsarchiv Bern) - 4) - 5) - 6) - 7) - 8) - 9) - 10) - 11) - 12) Werner
Bourquin, «Zum Hinschied von Fritz Bloch, alt Handelslehrer» in Bieler Tagblatt, Biel, 23. Januar 1967, S.3; 13) Werner und Marcus Bourquin, Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, Büro Cortesi, Biel
1999; - 14) Bieler Tagblatt, Biel, 16. November 1937, S. 3; - 15) Stb., «Georges Grosjean zum Gedenken» in Bieler Tagblatt, Biel, 24. Dezember 1977, S. 3; - 16) Marie Steiger-Lenggenhager zum 80.
Geburtstag in Zentralblatt des Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenvereins, Nr. 10, 1958, S. 227; - 17) «Prof. Dr. August Steiger gestorben» in Die Tat, Zürich, 2. Juni 1954, S. 6; - 18)
W., «Professor August Steiger», in Sprachspiegel, Mitteilung des Deutschschweizerischen Sprachvereins, Nr. 6. Zürich 1954, S.66; - 19) August Steiger, «Schweizer Wortgut im Duden» in
Jährliche Rundschau des deutschsprachigen Sprachvereins, Zürich, 1941, S. 62ff; - 20) Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 2. Juni 1954, S. 9; - 21) Julius Albrecht, «Emil Schwab Fabrikant, Biel» in Bieler
Jahrbuch, Biel, 1929, S. 98: - 22) Werner Bourquin, «Professor Dr. Fernand Schwab» in Bieler Tagblatt, Biel, 2. Januar 1954, S. 3; - 23) Christian Engel, Badener Neujahrsblätter, Nr. 88, 2013, S.
134; - 24) N., «Die Wiederöffnung des Museums Schwab» in Der Bund, Bern, 28. Juni 1947, S. 4; - 25) Geschäftsbericht der Stadt Biel, Biel, 1947, S. 118; - 26) Paul Renggli, «100 Jahre Bieler
Uhrenindustrie» in Bieler Tagblatt, Biel, 1. 2. 1949, S. 48; - 27) A. T., Bieler Tagblatt, Biel, 30. Mai 1950, S. 3; - 28) «Fritz Huguenin» in Bieler Tagblatt, Biel, 10. 3. 1939, S. 3; - 29)
«Zeigernormen» in Die Uhrmacherkunst, Nr. 15, Halle 1921, S. 265; - 30) «Bieler Uhrenindustrie» in Bieler Tagblatt, Biel, 10. 7. 1920, S. 4; - 31) - 32) d., «Eugen Schürch» in Bieler Tagblatt,
Biel, 14. 7. 1925, S. 3; - 33) - 34) - 35)
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