Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1881-1887
Carl Spitteler (1845-1924), Lehrer, Dichter, abgelehnter Nobelpreisträger
Carl Spitteler, geboren in Liestal, am 24. 4. 1845, studierte Rechtswissenschaft und Theologie in Basel, Zürich und Heidelberg. «Wegen Unglaubens» liess ihn das
Liestaler Pfarrerkollegium nicht zum Examen. Spitteler reiste nach Petersburg und war dort während 8 Jahren Erzieher in einer Generalfamilie. Dann kehrte er in seine Heimat zurück. Das
Stadtgeschichtliche Lexikon Biel erinnert: «Als 1881 die Lehrstelle für Griechisch, Deutsch und Geschichte am Progymnasium Biel zur Besetzung ausgeschrieben wurde, fand sich unter den acht
Bewerbern auch Spitteler, Lehrer an der höheren Töchterschule in Bern. Neben der Darstellung seines Lebenslaufes legte er seiner Bewerbung die Empfehlungsschreiben von J. V. Widmann und Prof.
Hitzig bei. Er kam zusammen mit Karl Müller, dem späteren Bund-Redaktor, in die engere Wahl. Nach drei Sitzungen fielen im Verwaltungsrat des Progymnasiums unter dem Vorsitz des Präsidenten Dr.
med. Eduard Bähler auf Spitteler und Müller je vier Stimmen. Einem Losentscheid wurde eine nochmalige Abstimmung vorgezogen, wobei fünf Stimmen auf Müller und nur zwei Spitteler entfielen. Im
nämlichen Jahr sollte Spitteler am Progymnasium in Neuenstadt Erfolg haben, indem er dort einstimmig gewählt wurde. Eine Gedenktafel am dortigen Schulhaus erinnert daran, dass er 1881-1885 in
Neuenstadt als Lehrer tätig gewesen war. 1919 erhielt er als einziger Schweizer den Nobelpreis für Literatur. Er starb in Luzern am 29. 12. 1924.»[5]
Karl Müller (1855-1916), Kriegsberichterstatter, Redakteur vom Bund
Lehrer am Progymnasium Biel von 1881 bis 1885
Fächer: Geschichte, deutsche Sprache
Karl Müller wurde als das fünfte von acht Geschwistern, am 19. Juli 1855 im Pfarrhaus zu Limpach geboren. Sein Vater war dreissig Jahre Pfarrer in Limpach gewesen. Es war ihm wegen seiner
besonderen Verdienste das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde geschenkt worden, da die Familie ursprünglich aus Zofingen stammte. Im zwölften Lebensjahr kam Müller ans Progymnasium Burgdorf. Darauf zog
er nach Bern ans Gymnasium, und nach abgelegter Maturitätsprüfung liess er sich an der Berner Universität immatrikulieren, um Geschichte und alte Sprachen zu studieren. Dort begeistere er sich
fürs Fechten. Während der Studentenjahre starben seine Eltern und er hatte im Inselspital einen schweren Typhus durchzustehen.[2]
Er unterrichtete in der Kantonsschule Bern Geografie an der 8. Klasse der Literaturabteilung und wirkte von 1878 bis 1880 als Lehrer am Progymnasium in Thun.
1881 wurde er als Lehrer für Geschichte und deutsche Sprache ans Progymnasium in Biel gewählt. In der Uhrenstadt heiratete er seine Studentenliebe Marie Gnägi. Er verliess das Bieler Progymnasium
1885 und übernahm neben Karl Schenk die Redaktion der «Berner Post», die bald darauf den Namen in «Berner Zeitung» wechselte. 1888 wurde sie zur grossen «Berner Zeitung» umgestaltet, indem das
«Berner Intelligenzblatt», das «Berner Stadtblatt» und die «Berner Zeitung» an eine Aktiengesellschaft übergingen. Karl Müller wurde nun neben Gisi und Hager Redakteur der vergrösserten «Berner
Zeitung» und hatte darin die kantonale Politik zu bearbeiten. Nach der Tessiner Revolution 1890 sandte ihn die Zeitung ins Tessin, und da schrieb er eine Reihe fesselnder Briefe über den Kanton
und seine politischen Stürme. Die «Berner Zeitung» hatte Mühe, sich zu halten.
Karl Müller wurde Sekretär der kantonalen- und 1895 der eidgenössischen Militärdirektion. Die Politik liess ihn jedoch nicht mehr los. Mehrere Jahre war er Mitglied des Berner Stadtrates, des Grossen Rates und Präsident der freisinnig-demokratischen Partei des Kantons.[2] Der Beutezug auf die eidgenössischen Staatsfinanzen, die sogenannte Zweifranken-Initiative, hatte in aufgeregt und er schrieb dagegen die Protestschrift «Der Beutezug, eine nationale Gefahr». 1894 ging die «Berner Zeitung», die wieder zu einem kleineren Format und zu einem Redakteur zurückgekehrt war, an den «Bund» über. Vier Jahre später, im Mai 1898, trat Müller in die Redaktion des «Bund» ein. Während der 18 Jahre seiner Redaktionstätigkeit am «Bund» schrieb er viele militärischen Artikel und seine Berichterstattung aus den Manövern. Umfassend behandelte er die Militärorganisation von 1907.[2]
Zur Einweihung des Denkmals am Grauholz am 29. August 1886 schrieb Karl Müller als Infanterie-Hauptmann die Gedenkschrift «Die letzten Tage des alten Bern»,
herausgegeben vom kantonalen bernischen Offiziersverein.
Foto links: Das Grauholzdenkmal, geschaffen vom Tessiner Bildhauer Luigi Piffaretti (1861-1910). Es wurde am 29. August 1886 durch Gruppen mit historischen Uniformen von 1798 und mit den
Stimmen des Gesangsvereins von Biel eingeweiht. Dabei wurde auch der ehemalige Bieler Progymnasiallehrer Karl Müller als Autor der Gedenkschrift «Die letzten Tage des alten Bern» geehrt. Das
Denkmal wurde 1930 versetzt und neu eingeweiht. Fotograf: Chriusha, Wikipedia
Militärische Karriere: Nachdem er seine Rekruten- und seine Aspirantenschule 1875 und 1876 absolviert hatte, wurde er als Subalternoffizier dem Bataillon 28 zugeteilt; auf Ende 1890 wurde er zum
Major und Kommandanten des Bataillons 25 befördert. Von 1895 bis 1898 war er Sekretär des Chefs des eidgenössischen Militärdepartements. 1900 beförderte man ihn zum Oberstleutnant und
Kommandanten des zehnten Infanterieregiments. 1909 wurde er zum Obersten befördert. Später wurde Müller zum Platzkommandanten von Bern ernannt und hat als solcher die Kriegsmobilisation 1914 auf
dem Korpssammelplatz Bern geleitet. Der Abschluss seiner militärischen Laufbahn war, als er am 5. August 1914 auf dem Beundenfeld zu Bern der 3. Division den Fahneneid abnahm. Als er ab 1914 als
Kriegsberichterstatter an Einsetzen in der deutschen Westfront und an der österreichisch-italienischen Front teilnahm, legte er auch das Platzkommando nieder. Mitten in seinen Plänen für eine
neue Aufgabe der Kriegsberichterstattung starb er mit 61 Jahren am 7. 3. 1916.[2]
Gottfried Ischer (1832-1896), Pfarrer in Mett und Mitarbeiter der geologischen Karte der Schweiz.
Religionslehrer, Mitglied vom Verwaltungsrat am Progymnasium
Pfarrer Ischer wurde am 19. Dezember 1832 in Thun geboren. Sein Vater Karl Christian Ischer (1796-1859) arbeitete als Pfarrer in Hilterfingen. Seine Mutter ist
Karoline Schrämli. Seine theologischen Studien absolvierte er in Thun und Bern und besuchte, nachdem er bereits in den bernischen Kirchendienst aufgenommen war, von 1860 bis 1861 die
Universitäten von Berlin und Paris. Von 1861 bis 1870 wirkte Ischer als Pfarrer an der Lenk (Obersimmenthal). Hier heiratete er Sophie Steinhäuslin (1832-1897). Der Ehe entsprangen zwei Söhne,
von welchem der eine Arzt, der andere Apotheker wurde, sowie eine Tochter. Im Herbst 1870 wurde er nach Biel Mett berufen wo er nun 26 Jahre als Pfarrer wirkte. In der Kirchgemeinde
Mett-Madretsch hat er als Freund und Ratgeber der Lehrer viel zur Hebung der Schulen beigetragen. Auch um das Progymnasium in Biel hatte er sich als langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates (ab
1881) und als Religionslehrer an dieser Schulanstalt Verdienste erworben. Ischer war anerkannter Geologe. Zusammen mit E. Favre verfasste er 1882 im Auftrag der geologischen Kommission das Blatt
17 der geologischen Karte der Schweiz vom westlichen Berner Oberland. Seine geologische Karte umfasste ein Gebiet von 1000 Quadratkilometer.
«Was ein Architekt anstrebt, wenn er die Gestalt eines Doms nicht nur nach
äusseren Formen der Schönheit, sondern auch aus baugesetzlichen und
cultischen Grundgedanken zu würdigen sucht, das verfolgt der Freund der Berge
in der geologischen Forschung».
Gottfried Ischer [8]
Trotz seiner Wissenschaftlichen Arbeiten, blieb die Pflicht als Pfarrer an erster Stelle. So eilte er einmal aus dem Gebiet der Walliser Alpen schleunigst zur Beerdigung eines armen, alten
Mütterchens in Madretsch, denn keiner durfte ohne sein Geleit zu Grabe getragen werden. Ischer war von 1882 bis 1896 Mitglied der Bieler Museumskommission. Er betreute im Museum Schwab die
geologisch-mineralogischen Sammlungen. Während seiner geologischen Studien erfuhr Ischer nachhaltige Förderung durch Professor Bernhard Studer, mit dem er einen Umfangreichen Briefwechsel
pflegte. Er starb am 4. Dezember 1896 mit 64 Jahren in Biel Mett. Ischers Sammlungen haben nach seinem Tod das Museum von Biel bereichert.[5] Auch die Seeländische Armenanstalt in Worben hatte an Pfarrer Ischer einen ihrer Gründer und Förderer
gefunden.[9]
1882 wurde die alte Schulgasse ostwärts verlängert, auf 21 Meter verbreitert und als Dufourstrasse bezeichnet.
En 1882, la «rue de l’Ecole» fut prolongée en direction de l’est, agrandie et rebaptisée «Rue Général-Dufour» et le bâtiment scolaire devenait ainsi
le «Collège Dufour».[4]
1880 bis 1887 wuchs das Progymnasium von 5 auf 9 Klassen an. Seit 1887 stand das Progymnasium unter der Leitung von Rektor Wyss.
Hans Johann Rudolf Moser (1871-1946), Bieler Gerichtsaktuar und Hobbymaler
Schüler am Bieler Gymnasium 1884
Hans Johann Rudolf Moser, auch Chriesascht genannt, kam am 2. 2. 1871 in Biel zur Welt. Seine Eltern waren der Uhrenschalenfabrikant Karl Emanuel Moser (1842-1905), der an der Zentralstrasse 83
die Uhrenschalenfabrik «Kramer & Moser» betrieb und Sophie Elise Leuenberger. Nachdem Hans Moser das Gymnasium in Biel und Burgdorf besucht hatte, studierte er einige Semester an der Berner
Hochschule Theologie und Kunstwissenschaften in München. Aus inneren Überlegungen heraus entsagte er der eingeschlagenen theologischen Laufbahn, um in seiner Vaterstadt Biel die Stalle
eines Gerichtsaktuars zu übernehmen.
Ein Bieler Original: Man erkannte ihn durch seinen braunen Manchesterkittel, mit dem breitkrempigen mit einem grünen Tannenzweiglein (daher sein Übernahme Chriesascht) geschmückten schwarzen Hut,
dem Weichselstock in der Hand und jederzeit von seinem treuen Dackel Trapp begleitet.[14] Eine ganze Reihe von Dackeln begleiteten Hans Moser einer nach dem andern durchs Leben. Es mögen sechs oder sieben gewesen sein. Die Hunde wechselten, aber der Name Trapp
vererbte sich vom ersten bis auf den letzten. Trapp begleitete Moser auch in die Amtsstube. [15] Kaum einer kannte die Bielersee-Gegend, das Seeland und den Jura so gut wie Hans Moser, der eine geschickte Feder führte und mit Stift, Pinsel und Spachtel, namentlich in den
Jahren seit seiner Pensionierung, künstlerisch Beachtenswertes schuf.[14]
Moser malte 1915 den Fahnenträger am Besentürli mit folgendem Spruch:
Mir stande do wol uf der Wacht
u gä zum Bielerfändli acht
Wosch rüttle dra chasch nume cho
das Rüttle wird der gly vergoh
Zusammen mit August Kunz fertigte er 1909 einen Entwurf zu einem Nationaldenkmal an der Felswand der Mythenstöcke, ein Riesenrelief mit zwei alten Schweizern, überhöht vom Schweizer Kreuz.[5] Über 42 Jahre war Hans Moser Mitglied der Museumskommission der Stadt Biel. Er erzählte gerne aus seiner Soldatenzeit. Er war bei den Truppen, die im September 1890 anlässlich des Tessinerputsches aufgeboten wurden und hatte 1914 als Landsturmoberleutnant Dienst getan.[14] Er starb am 9. 2. 1946.
Albrecht Winzenried (1858-1939), Gymnasiallehrer
Lehrer am Progymnasium Biel von 1884 bis 1927
Fächer: Deutsch, Englisch, Geographie, Naturkunde, Turnen und Verfassungskunde
Albrecht Winzenried stammte aus einer kinderreichen Bauernfamilie in Herzwil bei Oberwangen, wo er seine Kindheit verbrachte. Frühzeit fasst er den Entschluss, sich dem Lehrerberuf zu widmen und
trat ins bernische Staatsseminar in Münchenbuchsee ein. Im Konvikt hatte der Junge einen strengen Tagesablauf. Als neu patentierter Lehrer fand er seine erste Anstellung in Steffisburg. Nach
kurzer Primarschulpraxis bildete er sich an der bernischen Hochschule zum Sekundarlehrer in sprachlich-historischer Richtung weiter. 1881 erhielt er das Patent für Pädagogik, Aufsatz, Deutsch,
Französisch, Englisch, Geschichte und Turnen. Dann folgte ein zweijähriger Aufenthalt in England und Schottland.[3] Im Frühjahr 1884 wurde Albrecht Winzenried zuerst provisorisch als Sprachlehrer ans Progymnasium Biel gewählt. Er wurde Bieler
und heiratete am 30. Dezember 1889 die in Biel wohnende Ida Mathilde Schindler, von Röthenbach. 1890 zeigte Winzenried in der Tonhalle Biel an der Jahresversammlung des schweizerischen
Turnlehrervereins mit einer Klasse des Progymnasiums Sektionsturnen am Barren. Beim Ausbau der Anstalt zur höheren Mittelschule übertrug ihm die Kommission 1902 den Englischunterricht an der
Oberabteilung, den er bis zu seinem Rücktritt im Herbst 1927 betreute.[7]
Fridolin, ehemaliger Schüler, im Bieler Tagblatt vom 5. 4. 1940: «Als mich später in meiner Laufbahn am Hudson der damalige Einwanderungskommissar Colonel Weber auf Ellis Island im New Yorker
Hafen mit seinem ‹Where did you learn english?› interpellierte, so war ich um eine Antwort nicht verlegen und erwiderte stolz ‹in Biel, Switzerland!› Viele andere meiner damaligen Kommilitonen,
die es vielleicht in Länder verschlug, wo die Sprache Shakespeares zu Hause war, werden sich gerne des genialen Unterrichts ihres Meisters Winzenried erinnert haben.»[10] Winzenried schätzte die Zweisprachigkeit und schloss sich als Musikliebhaber der Liedertafel an.
Im Vorstand des bernischen Mittelschullehrer-Vereins amtete er als Sekretär. Am 21. August 1939 starb er in seinem Heim an der Schützengasse im Alter von 81 Jahren.
Dr. phil. Albert Maag (1862-1929), Herausgeber von Militärliteratur
Lehrer am Progymnasium und Gymnasium Biel von 1886 bis 1928
Fächer: Griechisch und Geschichte
Albert Maag, der 42 Jahre am Gymnasium Biel wirkte, wurde am 13. 6. 1862 in Bern geboren. An der Universität Bern studierte er Geschichte und klassische Sprachen, wo er 1885 promovierte. Auf
seine Initiative erfolgte 1888 die Gründung des Historischen Vereins, für dessen Bieler Neujahrsblatt Maag von 1908 bis 1911 als Redaktor tätig war. Dem Verein «Pro Petinesca», der es sich zur
Pflicht gemacht hatte, die römischen Ruinen von Petinesca zu erforschen, diente er seit 1896 als Sekretär. 1889 heiratete er Flora Clara Olga Stebler, von Seedorf.
Besondere Verdienste erwarb sich Maag um die Erforschung der Kriegsdienste der Schweizerregimenter in fremden Diensten.[5] Das erste dieser Werke «Die Schicksale der Schweizerregimenter in Napoleons I. Feldzug nach Russland 1812» (1889) ist in mehreren Auflagen erschienen. Im Laufe der Jahre folgten die «Geschichte der Schweizertruppen im Kriege Napoleons I. in Spanien und Portugal 1807-1814» (Biel 1892-1893), «Geschichte der Schweizertruppen in französischen Diensten vom Rückzug aus Russland bis zum zweiten Pariser Frieden 1813-1815» (1894), «Geschichte der Schweizertruppen in französischen Diensten während der Restauration und Juli-Revolution 1816-1830» (Biel 1899), und schliesslich als grossangelegtes, durch die Stiftung von Schnyder von Wartensee herausgegebenes Werk die «Geschichte der Schweizertruppen in neapolitanischen Diensten 1825-1861» (Biel 1909). Die Veröffentlichung seines in seinen Anfängen auf mehr als zehn Jahre zurückgehendes Werk «Der Schweizersoldat in der Kriegsgeschichte» (Bern 1931) erlebte er nicht mehr.
Ausserdem hatte Albert Maag eine grosse Zahl weiterer wissenschaftlicher Arbeiten veröffentlicht: «Die Republik Bern als Beschützerin englischer Flüchtlinge während
und nach der englischen Revolution» (Bern 1888), «Die ersten Buchdrucker in der Stadt Biel» (Biel 1891), «Georg Friedrich
Heilmann als Gesandter des Stadt Biel am Wiener Kongress 1814-1815» (Bern 1892), «Erinnerungen des Obersten Johannes Landolt von Zürich aus den Jahren 1807 bis 1815» (Zürich 1893), «Johann
Philipp Becker von Biel und die deutsch-helvetische Legion 1849» (Basel 1904).[13] Albert Maag starb mit 64 Jahren an den Folgen eines Halsleidens am 10. 4. 1929 in Basel. In diesem Jahr erhielt die Stadtbibliothek Biel den Nachlass des Gymnasiallehrers, die
14 Bände der Gesetze und Dekrete des Kantons Bern, 1715-1861.
Stundenplan des Progymnasiums von 1887. In den Klammern stehen die Ziffern, welche nur die den Lateinschülern zukommenden Stunden bezeichnet. Reproduktion aus Tagblatt der Stadt Biel, Biel, 4. März 1887.
Jakob Wyss (1856-1931), Grossvater von Schriftstellerin Laure Wyss
Rektor am Progymnasium von 1887 bis 1917 und am
Gymnasium von 1902 bis 1917
Fächer: Deutsch, Französisch, Rechnen
Jakob Wyss unterrichtete zuerst als Primarlehrer in Wattenwyl und Twann und als Sekundarlehrer in Büren. Ab 1883 brachte er am Bieler Progymnasium seinen Schülern der Klasse 5 und 6 Französisch
und Rechnen bei. 1887 übernahm er gegen seinen Willen das Rektorat. Sein ehemaliger Schüler Robert Walser beschrieb ihn als «baumlange Erscheinung von soldatischer Haltung. Wir fürchten und
achten ihn.» Unter Jakob Wyss erfolgte stufenweise von 1891 bis 1908 die Schaffung des französischen Progymnasiums. Die Neugründung des Obergymnasiums begann 1902 mit der ersten Klasse. 1905
erfolgte die erste Maturität. Mit dem raschen Wachstum der Schule traten seine Lehrtätigkeiten in den Hintergrund. Sorgen bereitete ihm der ständige Platzmangel, so waren zeitweise die Klassen in
bis zu 5 Gebäuden untergebracht.
Durch seine Initiative entschloss man sich zu einem Neubau, der von 1907 bis 1910 an der Alpenstrasse errichtet wurde. Das Schulhaus kostete 802‘367 Franken, hatte 28 Klassenzimmer, 7
Spezialräume, eine Turnhalle und wurde am 23. April 1910 eingeweiht. Im neuen Gebäude amtete Wyss 7 Jahre. Die Klassen waren jedoch ungegliedert und der Verwaltungsapparat unübersichtlich und
schwerfällig.[1] Deshalb musste die Schule aus pädagogischen und administrativen
Gründen reorganisiert werden. Vom pädagogischen Standpunkt aus bedeutete dies die Ausscheidung von Klassen für vorbereitenden Unterricht-Gymnasialklassen und Klassen für abschliessenden
Unterricht-Sekundarschulklassen. Vom administrativen Standpunkt aus sollte die Leitung von mehr als 700 Schülern von mehreren Personen bewältigt werden, denn der Vorsteher sollte, um mit den
Schülern in Kontakt zu bleiben, auch Unterrichtsstunden erteilen.[6] Jakob Wyss
begann mit den Vorbereitungen und leitete die Reorganisation ein. Schon lange hatte er den Plan in sich herumgetragen, die neunklassige Anstalt, die man seit dem Jahre 1902 Gymnasium nannte, in
eine wirkliche Sekundarschule und ein ausgebautes Gymnasium zu trennen. Er legte der Schulkommission einen Entwurf einer neuen Organisation vor, welche vorsah:
1. Die Ausscheidung einer fünfklassigen deutschen Knabensekundarschule.
2. Die Ausscheidung einer fünfklassigen französischen Knabensekundarschule mit Latein und Griechisch.
3. Die Ausscheidung eines siebenklassigen Gymnasiums, bestehend aus einer Literar- und einer Realabteilung.
Jede der drei Anstalten sollte ihre eigene Lehrerkonferenz und ihren eigenen Vorsteher haben; alle drei sollten aber von der gleichen Schulkommission zusammengehalten und verwaltet werden. Die
Hauptabsicht dieser Organisation war, jeder der drei Anstalten ihre besondere Entwicklung zu sichern. Pfarrer Blattner, der seit 1911 an der Spitze der Schulkommission stand, brachte den Entwurf
in der Schulkommission und Stadtrat H. Bleuer, damals Vertreter des Rektors, in den Behörden durch. Am 5. März 1917 wurde der Plan von Wyss vom Bieler Stadtrat beschlossen. Kurz vor seinem
Rücktritt im selben Jahr erlebte Wyss die administrative Trennung in eine deutsche Knabensekundarschule mit 12 Klassen, ein französisches Progymnasium mit 9 Klassen und ein Gymnasium mit 7
Klassen. Damit verbunden war die Dreiteilung mit 3 Vorstehern. Wyss schuf somit ein Gymnasium unter einheitlicher Führung.[6]
Nach seinem Rücktritt widmete sich Wyss historischen Arbeiten. Er publizierte im Bieler Jahrbuch 1927 eine Studie über die «Bieler Fluren und ihre Namen». Eine weitere erzählte über die
Besitzverhältnisse am See. Besondere Beachtung fanden die 2 Bände zum Bieler Schulwesen. 1919 erschien das erste in Biel gedruckte Werk «Das Bieler Schulwesen von seinen Anfängen bis zur
Bereinigung der Stadt mit dem Kanton Bern 1269-1815». Wyss stütze sich dabei auf Originalquellen aus dem Bieler Stadtarchiv. In Vorwort erzählt er, dass sein Buch als Ausführung einer Skizze zu
betrachte ist, welche er im Bieler Neujahrsblatt 1909 (Vorgänger vom Neuen Bieler Jahrbuch) veröffentlicht hat. Wyss glaubte «das gesamte einschlägige Archivmaterial gesichtet zu haben; es ist
nicht wenig, und doch reicht es nicht, die Entwicklung der Dinge lückenlos nachzuweisen. Es war ursprünglich beabsichtigt, die Schulgeschichte, als Programmarbeit des Bieler Gymnasium bei Anlass
der Jahrhundertfeier herauszugeben. Das Gymnasium erwies mir die Freundlichkeit, meiner Arbeit für später einen Platz zu reservieren, auch nachdem Erkrankung meinen Rücktritt vom Schuldienst
unvermeidlich gemacht hatten.» 1927 erschien die Fortsetzung «Das Bieler Schulwesen während der ersten hundert Jahre bernischer Zugehörigkeit 1815-1915».
Eine kurze Zeit war Jakob Wyss auch Mitglied des Stadtrates. Ab 1907 war er Präsident des bernischen Mittellehrervereins. Jahrelang wohnte er, der zwei Ehefrauen verloren hatte, bei seinem Sohn
in Leubringen. In seinen letzten Jahren zog er zu seiner Tochter nach Schloss Laufen am Rheinfall, wo er am 22. Juli 1931 verstarb.[1] Jakob Wyss war der Grossvater der Schriftstellerin Laure Wyss (1913-2002).
Philipp Wilhlem K
Quellen/Sources: 1) d., «Jakob Wyss, alt Rektor» in Bieler Tagblatt, Biel, 24. 7. 1931, S. 2; - 2) «Karl Müller» in Der Bund, Bern, 2. Juni 1916, S. 1; - 3) F.
A., «Albrecht Winzenried» in Berner Schulblatt, Nr. 31, Bern 1939, S. 627 - 4) Pietro Scandola, Häuser erzählen ... die Geschichte Biels vom Mittelalter bis heute, Biel: Museum Neuhaus, 2010, S.
6ff; - 5) Werner und Marcus Bourquin, Biel Stadtgeschichtliches Lexikon, Biel 1999; - 6) Staatsarchiv Bern, BBIIIb 1565, Gymnasium und Mittelschulen Akten 1917-1925;
- 7) n., «Albrecht Winzenried, alt Lehrer» in Der Bund, Bern, 27. 8. 1939, S. 3; - 8) Gottfried Ischer, Jahrbuch des Schweizer Alpenclub, 1877-78, Band 13, Bern, 1878, S. 473; - 9) Berner
Schulblatt, Nr. 51, Bern 1896, S. 927; - 10) Fridolin, Bieler Tagblatt, Biel, 5. 4. 1940, S. 6: - 13) Dr. A. Magg in Neue Zürcher Zeitung, Zürich 16. April 1929, S. 1; - 14) Ry, «Hans Rudolf
Moser» in Der Bund, Bern, 24. Februar 1946; - 15) Tobias Kupfernagel, «Malefizschreiber Chriesascht» in Nebelspalter, Nr. 2, Rorschach, 1956, S. 21
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