Reformierte Stadtkirche Biel III / UHREN, GLOCKEN, ORGELN

Kirchenchronik 1914 - 2021

1913: In der Stadtkirche sind die Glasmalereien an den Chorfenstern fertiggeworden. Ein Glasmaler der Neuenburger Firma Hitten hat sich bemüht, die Farben der Ornamentscheiben dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden grossen Benediktusfenster in der Mitte und den kleineren, wunderschönen Glasmalereien der übrigen Chorfenster anzupassen.[40]

1933: Eine aus Kantonsbaumeister Egger, Staatsarchivar Kurz und dem Direktor des Kunstmuseums Prof. Mandach bestehende Kommission beschloss Massnahmen zur Erhaltung der schadhaften Fresken.

1937: Oskar Engelhard, Musiklehrer und Organist im 65. Altersjahr verstorben. Er versah seit dem Jahr 1906 bis zu seinem Hinschied das Organistenamt in der Stadtkirche.
[44]

1941: Gottlieb Suter, ehemaliger Siegrist der Stadtkirche, ist mit 72 Jahren verstorben.

 

1941: Der verstorbene Carl Monhaupt (1856-1941) war 44 Jahre als Solo-Cellist in der Öffentlichkeit tätig. Sein Vater war Direktor einer Wanderbühne und gastierte gerade in Biel, als der kleine Carl zur Welt kam. Dieser begann mit 14 Jahren sein über alles geliebtes Cello zu spielen. In Dresden war Monhaupt Schüler des bekannten Cellisten Grützmacher und kam dann im Jahre 1880 nach Bern als Solo-Cellist für Opern-. Sinfonie- und Kammermusik. Als dieser später mit dem Berner Stadtorchester oft in der Stadtkirche Biel konzertierte, freute er sich immer, dass er vor «seinem» Taufstein spielen durfte.[49]

1943: Organist Samuel Ducommun, hat, einer Berufung nach Neuenburg folgend, seine Demission eingereicht.

 

1943/1944 Der Sandsteinlettner wurde leicht modifiziert, die konsolenartige Sandsteinplatte des Rückpositives mit den Figuren wurde angebracht.[3]


Rückpositivkonsolen von 1944 mit Bildhauerarbeiten von Bildhauer Piquet, Bern.

  

1951: Die Einweihung der erneuerten Turmuhr bereichert das Programm des traditionellen „Bieler Chlouser-Märits“ in der Altstadt.[32]

1953: Die dritte und letzte Etappe des Umbaus der Orgel von einem romantischen zu einem auf der Bach-Orgel fussenden, modernen Instrument, ist unter Leitung der Herren Schiess und Berchtold sowie Lanz (architektonische Gestaltung)beendet und mit einer Plastik des Bildhauers Piguet gekrönt worden.
[31]

1954: Einführung in das neue Kirchengesangbuch durch Pfarrer E. Helbling.

1955: Am Samstagnachmittag den 10. September 1955, im Augenblick, da ein wolkenbruchartiger Regen über das Seeland niederging, wurde durch eine muntere Kinderschar eine neue Glocke zu ihren vier läutenden Glockenschwestern in den Turm hinaufgezogen. Es handelt sich um eine in der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau gegossene cis-Glocke, die als fünfte Stimme des Geläutes der reformierten Stadtkirche am Bettag dieses Jahres erstmals mitschwingen und mitklingen wird. Die neue cis-Glocke wiegt 2050 kg und trägt den Spruch aus Matthäus 2/10: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ (46). „Als Sonntagsschüler durfte ich mithelfen die Glocke in die Glockenstube zu ziehen. Bei dieser Aktion löste sich bei mir der rechte Schuh, den ich bei den vielen Kinderbeinen suchen musste. Gottlob kickte ein Bursche den Schuh zur Seite. Glücklich konnte ich den Schuh festbinden und das Seilziehen wieder aufnehmen.“  Ex-Sonntagsschüler Heinz Strobel

 

1959: Neubau der Stadtkirche in Melide. Swissminiatur wird eröffnet. Als Gründer Gelten Pierre Vuigner und Georges Wütherich. Erstellt wurde der Ringplatz mit dem überdimensionalen Modell der Stadtkirche, umgeben von Patrizierhäuser. Der offizielle Führer zeigt auf dem Titelblatt die Kirche zusammen mit Caterina Valente.

  

Impressionen aus Melide: Verzichtet wurde auf die Ausschmückung des Portals und auf die Wetterfahne.

 

Links: Orignal-Uhr, welche in Biel statt mit "IV" mit "IIII" beschriftet ist. Rechts: Uhr von Swissminiatur mit "IV" versehen.

 

   


 

1963: Architekt Eduard Lanz und Progymnasiallehrer Hans Berchtold veröffentlichen eine Monographie über die Sankt-Benedikt-Kirche unter dem Titel „Fünfhundert Jahre Bieler Stadtkirche“. Ihr Werk wurde vom Kirchgemeinderat der Evangelisch-reformierten Kirche Biel-Stadt im Verlag der Heimatkundekommission Biel herausgegeben.

1967: Eduard Lanz, Verfasser der ausgezeichneten Schrift über die Stadtkirche, erhält den Kunstpreis der Stadt Biel.

Bei der Renovation von 1967-1971 durch die Architekten Eduard Lanz und André Meier wurde auf die farbige Fassung von 1569 zurückgegriffen.

Der Ausschlag zur umfassenden Renovation gab der bedenkliche Zustand des Bauwerkes, auf den Architekt Ed. Lanz hinwies. Die Gesamtkirchengemeindeversammlung von 19. April 1967 stimmte dem Kredit von 2 Millionen Franken einstimmig zu und erteilte damit grünes Licht zur Inangriffnahme der Konsolidierungs- und Renovationsarbeiten. In den letzten Jahren machte sich ein stetes, auf die Grundrissfläche unregelmässig verteiltes Absinken der Kirche bemerkbar. Die Risse in den Hochmauern der NW-Ecke wiesen Dimensionen bis zirka 10 cm auf. Da der tragfähigere Boden für eine Untergründung zu tief lag, wurde eine Konsolidierung mit Zementinjektionen (in den oberen Partien) bei sämtlichen Schiffspfeilern und beim Turmfundament vorgenommen. Insgesamt wurden rund 150 Tonnen Zementbrei und 70 Tonnen Silikat bis in 6 m Tiefe injiziert. Für die Innenrenovation wurde zwei Drittel der Gesamtkosten aufgewendet.
[9]

Bauetappe 1967:
Konsolidierungsarbeiten der Fundamentmauern der südlichen Seitenschiffkapellen, von Turm und Schiffspfeilern. Renovation des Turmes, anbringen der Inschrift „Renovation 1967“ auf der Turmkugel. Nachbildung und Vergoldung der verrosteten Wetterfahne (Foto rechts). Aussenrenovation des Chores samt Strebepfeilern.
[1]


2. Bauetappe 1968:
Konsolidierung Schiffoberbau, Hochmauern des Mittelschiffes gestützt und mit Zugankern mit dem Turm verbunden. Renovation der Fassaden und Dächer. Renovation der Chorscheiben mit bruchsicherem Glas.
Zwischenetappe 1969:
Archäologische Untersuchungen: Nebst einigen Mauerstücken und mehreren Gebeinen ergaben sich keine wesentlich neuen Erkenntnisse. Konzeption der Innenrenovation abgeklärt.
[9]


3. Bauetappe 1970 bis Ende Mai 1971:
Einbau 3 neuer Kellerräume. Neuer heller Bodenbelag durch Kalksteinplatten mit Bodenheizung. Einbau einer neuen Kaminanlag in die Turmwand im Chor.
Gewölbe und Wandflächen: Abschlagen und ergänzen des Verputzes, Anstricharbeiten, Ablösen der Dekorationsmalerei aus der Zeit der letzten Renovation, Freilegung des Dekors von 1569 (Arabesken, Blumenmotive), Restauration sämtlicher Fresken.
Einbau der neuen Beleuchtung und elektroakustische Installationen (Lautsprecher und Schwerhörigenanlage). Einbau eines Archivraumes im Turm 1. Stock. Revision der Türen und Windfänge. Mobiliar: Die alten, unbequemen Bänke wurden entfernt und durch bewegliche, gepolsterte Stühle ersetzt. In der Kirche wurden aufgestellt: 1 Abendmahltisch, 1 mobile Kanzel, Gesangbücher- und Zeitschriftenständer. Abbruch und Neubau der WC-Anlage auf der Südseite, der als Zugang zu Chor und Sakristei dient.
[9]

1972 verstirbt mit 87 Jahren der Bieler Architekt Eduard Land (Renovation der Stadtkirche 1967-71, Verfasser der Jubiläumsschrift „500 Jahre Stadtkirche Biel“).

 

1972: Das Museum Schwab besitzt seit 1873 aus der Erbschaft Heilmann eine spätgotische doppelseitig bemalte Altartafel (Kreuzigung Johannes der Täufer mit den heiligen Margaretha und Veronika) die laut Schätzung von Kunstsachverständigen einen Wert von etwa 150 000 Franken darstellt. 1956 wurde die Tafel der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Biel als Depositum überlassen und soll nun ihren neuen Platz an einem geeigneten Ort in der renovierten Stadtkirche finden. Das Gemälde bedarf indessen dringend einer gründlichen Restauration die im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft in Zürich durchgeführt werden kann. Die Kosten der Restaurierung wurden auf rund 25 000 Franken geschätzt. Die evangelisch-reformierte Gesamtkirchgemeinde Biel übernimmt einen Beitrag von 5000 Franken. Der Gemeinderat beschliesst die Restauration durchführen zu lassen die ungefähr ein Jahr dauern wird.[45]

1975: Hans Berchtold (1894-1975): Hauptamtlich als Lehrer am Progymnasium Biel tätig war er während 25 Jahren Mitglied und Sekretär des Kirchgemeinderates. Als begeisterter Liebhaber und Kenner von Orgelbau und Orgelmusik rief er die Orgelabende in der Stadtkirche ins Leben. Als Präsident des Orgelausschusses leitete er Auftrag und Bau der Orgeln in der Stadtkirche und im Wyttenbach-Haus. Sein reiches Wissen gestattete ihm auch gewichtige Urteile über Literatur und Kunst - er verfasste selbst tiefsinnige Verse - und so war er massgebend an Planung und Gründung der Wissenschaftlichen Bibliothek und am ersten Bieler Jahrbuch beteiligt. Mit einer Arbeit über die Geometrie der gotischen Stadtkirche welche er noch für das Bieler Jahrbuch 1976 fertigstellen konnte schloss sich der Kreis der in so reichem Masse durchgeführten Aufträge aus Schule, Kirche und Kunst welche für ihn eine selbstverständliche Einheit bildete.
[47]

 

ln der Porträt-Reihe «Gschichte wo s Läbe schriibt» stellt 1982 das Fernsehen DRS den Bieler Hans Büchner vor. Er wurde 1900 in Biel geboren und trat 1922 ins Seminar der Basler Mission ein, um sich als Missionar ausbilden zu lassen. Nach Studien in Basel, Berlin, London und Tübingen sowie nach der Ordination in der Stadtkirche Biel reiste er am 1. Januar 1928 an die Goldküste in Westafrika, ins heutige Ghana wo er immer wieder für bestimmte Gelegenheiten wie die Einweihung einer Kirche oder einer Mädchenschule teilnimmt.[48]

2009 fusionieren die 4 deutsch-reformierten Kirchgemeinden Biel-Stadt, Madretsch, Mett und Bözingen.

2010: Für Andreas Urweider, der 30 Jahre lang reformierter Pfarrer in Biel war, findet ein Abschiedsvesper statt.

2011: Einweihung der neu erbauten Hauptorgel.

Renovation 2011: Sylvia Eberhardt, Architektin: „Neben dem Bau der Orgel wurden auch bauliche Massnahmen in der Stadtkirche nötig. Die alte Orgel war mit einem Rückpositiv ausgestattet, für das ein Loch in die Emporenbrüstung geschnitten wurde. Nach dem Rückbau dieses Instrumententeils musste diese Lücke geschlossen werden. Die bisher verdeckte Fensterrosette wird wieder weitestgehend sichtbar gemacht und umspielt das Instrument mit farbigem Licht. Das so genannte Fischblasenornament (Foto link), das häufig in spätgotischen Masswerken zu finden ist, wird als Füllung des Geländers invers verwendet und freier angeordnet. In seiner Dimensionierung wird das neue Metallgeländer ebenfalls an das alte Sandsteingeländer angelehnt - jedoch materialgetreu viel präziser und geradliniger ausgeführt. Aufsteigende Feuchtigkeit und Salze in den Mauern machten Konservierungsarbeiten der Wandmalerei im Kirchenraum nötig. Die Heizung hat zu Verschmutzungen der Wände, Decken und Fenster geführt, welche sanft gereinigt werden mussten. Bisher unter einer Holzverkleidung an der Westwand hinter der alten Orgel verdeckt, konnten Reste von Ornamenten aus einer früheren Fassung gefunden werden, die als „Befundfenster“ sichtbar bleiben. Entdeckt wurden auch alte Unterschriften aus früheren Renovierungen.[13]

2015: Organistin Pascale Van Coppenolle präsentiert die neue Doppel-CD: „Die Orgeln der Stadtkirche Biel“:  CD 1: Vom Hexachord zur Chromatik: eine überraschende Thematik voller unerwarteten Ereignissen! Mit Werken von Scheidt, Byrd, Frescobaldi, Bull, Sweelinck, Bach und Liszt. CD 2: Zauberhafte Improvisationen mit den winddynamischen Möglichkeiten der Hauptorgel, in Zusammenspiel mit Hans Koch (Bassklarinette), Jonas Kocher (Akkordeon), Hannah E. Hänni (Stimme) und Luke Wilkins (Geige).

   

Uhren

Sonnenuhr


Links: Kirche und 1. Pfarrhaus von Biel, nach S. Weibel,1827 . Rechts: Sonnenuhr von Heinz Schilt, aufgenommen 2023.

   

Sonnenuhr von Heinz Schilt

Dr. Ernst Lobsiger, Physiker und pensionierter Lehrer für Physik, Mathematik und Informatik am Wirtschaftsgymnasium Biel gibt uns folgende Beschreibung über die Sonnenuhr an der Stadtkirche Biel und deren Konstrukteur Dr. Heinz Schilt (1910-1999):
«Heinz Schilt hat als junger ETH Abgänger im Jahr 1936 eine erste öffentliche Sonnenuhr für die Kirche seiner Wohngemeinde Grosshöchstetten berechnet. Während viele klassische Sonnenuhren nur einen Polstab besitzen und so nur die Sonnenstunden anzeigen können, baute Heinz Schilt wenn immer möglich Uhren mit einer (zusätzlichen) Punktanzeige. Solche Uhren sind in der Lage, im Jahresverlauf weitere astronomische Ereignisse und Grössen anzuzeigen. Heinz Schilt wurde ebenfalls 1936 als Lehrer an das Realgymnasium in Biel gewählt, wo er bis zu seiner Pension 1975 unterrichtete. Teilweise war Heinz Schilt auch als Privatdozent an der Universität Bern tätig. Er besass ein Haus am Höheweg 5 in Biel und erlangte zu Lebzeiten auch international einen hervorragenden Ruf als Fachmann für Sonnenuhren. Sein Wissen hat er ab 1985 in einem Buch ‹Ebene Sonnenuhren verstehen und planen, berechnen und bauen› in mehreren Auflagen im Eigenverlag zusammengefasst. 

In allen Landesteilen der Schweiz gibt es insgesamt über 50 Sonnenuhren die von Heinz Schilt entweder vollständig neu geschaffen wurden oder deren Renovation er mit Nachrechnungen und Beratung begleitete. Neben der unten näher beschriebenen Uhr an der Stadtkirche sind von ihm in Biel am Kloosweg 87, Höheweg 5, an der Seevorstadt 87, beim ehemaligen Technikum und am heutigen Oberstufenzentrum Rittermatte Sonnenuhren zu finden. In der Region bekannt sein dürfte auch die grosse eiserne Sonnenuhr an der N5 Stützmauer vis à vis vom Restaurant Gottstatterhaus in 2505 Vingelz. Auch diese stammt von Heinz Schilt.»
   

 

Eine defekte Sonnenuhr

Ernst Lobsiger: «Die Uhr kann momentan (Aufnahme 21.08.2023, 11:06 MESZ) leider nicht richtig funktionieren, weil der Schattenzeiger zweifach stark verbogen worden ist. Die Zeitgleichung beträgt auf dem Foto -3.25 Minuten d.h. die Sonnenstunden gehen leicht nach. Wegen der zusätzlichen Stunde Sommerzeit sollte die Uhr 10:03 zeigen. Der Gnomon sollte 04:31 Babylonische Stunden zeigen, d.h. die Sonne ist 4 Stunden 31 Minuten vor der Aufnahme des Bildes aufgegangen. Fazit: Die Uhr geht am 21. August 2023 über 2 Stunden falsch und der Schatten des Gnomon zeigt schon fast eine Tag- und Nachtgleiche. Die nächste (Herbst) Tag- und Nachtgleiche kommt aber erst am 23. September 2023. Dann sollte der Kugelschatten genau entlang der Geraden gleiten.

 

Beschreibung der Sonnenuhr (HS 1981), wenn sie funktioniert.

Ernst Lobsiger: «Die Messungen und Berechnungen stammen von 1980. Als Schattenzeiger hat die Uhr einen nicht abgestützten Polstab mit einem Gnomon (Kugel, Punktanzeige). Der Polstab muss bei einer Sonnenuhr immer gerade und exakt parallel zur Erdachse sein.
Ohne die Beschädigung des Schattenzeigers zeigt diese Uhr die nachstehenden Dinge an: Der Polstab-Schatten zeigt auf den (violetten) Römischen Zahlen die Sonnenstunden für eine geografische Länge von 15°. Man spricht von der Wahren Ortszeit (WOZ) von 15°. Dies entspricht, bis auf eine während des Jahres ändernde Abweichung von höchstens ¼ Stunde, der gleichmässig laufenden ‹Mitteleuropäischen Zeit› (MEZ). Diese Abweichung nennt man Zeitgleichung. Sie ergibt sich aus der Schiefe der Erdachse und der leicht elliptischen Bahn der Erde um die Sonne und ist auf der Uhr nicht korrigiert. Eine Verschiebung um eine Stunde während der Sommerzeit (MESZ) muss vom Betrachter als Kopfrechnung bewältigt werden.

Zum genaueren Ablesen der Sonnenstunden sind auf dem inneren Rahmen Stundestriche angebracht. Diese zeigen in der Verlängerung alle auf den Fusspunkt des Polstabes. Halbe Sonnenstunden sind mit Rauten markiert. Das Zifferblatt zeigt zudem zwei Scharen von Strecken.  Diejenigen Strecken, welche unten mit 3, 4, 5, 6, 7 angeschrieben sind, bedeuten die ‹Babylonischen Stunden› (B). Diese entsprechen den Stunden seit dem astronomischen Sonnenaufgang. Abzulesen sind sie beim Schatten des Gnomons. Die anderen Strecken, welche oben mit 14, 16, 18, 20 angeschrieben sind, entsprechen den ‹Italienischen Stunden› (I), welche ab dem letzten astronomischen Sonnenuntergang jeweils von 0 bis 24 gezählt werden. Aus Platzgründen ist nur jede zweite Stunde angeschrieben. Abzulesen sind diese Angaben wieder beim Schatten des Gnomons. Aus dem Komplement (24-I) ergeben sich die noch verbleibenden Stunden bis zum astronomischen Sonnenuntergang. In dieser Schreibweise der sog. ‹Inversen Italienischen Stunden› wären die Strecken oben mit 10, 8, 6, 4 angeschrieben. Heinz Schilt hat auf einigen seiner Uhren auch die inverse Schreibweise verwendet. Mit (B+24-I) ergibt sich die aktuelle Tageslänge.

Zu erwähnen wäre noch die Sommersonnenwende (längster Tag des Jahres).  Dann läuft der Schatten des Gnomons über alle unteren Enden der Strecken. Bei der Wintersonnenwende (kürzester Tag des Jahres) läuft der Schatten des Gnomons über alle oberen Enden der Strecken. Zweimal pro Jahr gibt es eine Tag- und Nachtgleiche. Dann läuft der Schatten des Gnomons durch alle Kreuzungspunkte für welche gilt I-B=12. Diese Punkte liegen auf einer Geraden, welche auf vielen Punkt Sonnenuhren ebenfalls ausgezogen ist.  Mit etwas Übung findet man diese Gerade, welche den vom Gnomon Schatten überstrichenen Bereich des Zifferblatts in ein Sommer- (unten) und Winterhalbjahr (oben) teilt. Die Sonnenuhren von Heinz Schilt sind Meisterwerke der Präzision und bisweilen, wie hier, auch der Abstraktion.»
  

Uhr
Die Stadtkirche hat nur ein Zifferblatt das auf den Ring gerichtet ist. Das ursprüngliche Turmuhrwerk mit dem Zifferblatt unter einem Vordach befand sich wie das heutige an der Turmnordseite, wurde im Jahr 1696 durch einen Neuenstadter Uhrmacher bloss verbessert. Aus dem 16. Jahrhundert stammt nur noch der grosse gotische Zeiger, der an Stelle des neugotischen Minutenzeigers anlässlich der Erneuerung des Vordaches und Zifferblattes wieder zu Ehren gezogen wurde (Der Stundenzeiger ist neuern Datums).  Das 1870 konstruierte Uhrwerk läuft mechanisch, also mit Pendel und Gewichten. „Prètre et fils à Rosureux“ steht auf dem weissen Zifferblatt. 1886 entsteht eine neue Kirchenzeit, d.h. Zifferblatt und Zeiger unter dem ersetzten charakteristischen Vordach am Turm. 1951 wird das der Einwohnergemeinde gehörende Uhrwerk der Kirche versetzt und das Werk elektrifiziert, das Vordach erneuert und das neugotische Zifferblatt samt Zeigern neugestaltet unter Verwendung des spätgotischen Stundenzeigers.
[16] Bei der Kirchen-Renovation 1971 erfolgte an der Uhren- und Glockenanlage eine allgemeine Revision und Ergänzung sowie der Einbau einer automatischen Steuerung.[9] In den 1950er Jahren wurden die Zeiger ersetzt und das Zifferblatt von 2,9 Meter um 10 Zentimeter vergrössert. Das heutige Zifferblatt misst 3 Meter.  1970 wurde die Uhr von der Turmuhrenfabrik Baer in Sumiswald einer gründlichen Revision unterzogen. Die etwa 6 bis 8 kg schweren Zeiger wurden nach Sumiswald verbracht und vollständig überholt. Auch die Hammer wurden erneuert.[15] Die Zifferblattstruktur zeigt die römische 4 mit IIII Strichen und nicht als IV. Grossuhrmacher Oskar Näpflin liefert im Bieler Tagblatt vom 29. 08. 2008 dazu eine Erklärung, die ins 16. Jahrhundert zurückführt: „Zu dieser Zeit waren die Männer, die Feuerwache halten mussten, Analphabeten. Weil sie nicht lesen konnten, wurde ihnen gesagt: Du musst wachen vom ersten bis zum letzen Strich, vom ersten bis zum letzten V oder vom ersten bis zum letzten X.“


Uhrwerk der Stadtkirche Biel

Glocken

Das Feuerglöcklein, die älteste Glocke der Stadtkirche Biel.
Das Feuerglöcklein, die älteste Glocke der Stadtkirche Biel.

Der Guss der Glocken fand in früheren Jahrhunderten, vor allem bei grossen Glocken, am Fuss des Kirchturms statt. Der Glockenguss im 19. Jahrhundert beschritt neue Wege. Die Technik kennt exaktere Methoden sowohl für die Bestimmung der Tonhöhe wie für die Sauberkeit des Dekors. Die Glocken werden in der Werkstatt oder Fabrik nach genau berechneten Schablonen gegossen. Die Grösse der Schallöffnungen und die Hängung der Glocken innerhalb der Turmstube sind Teil eines akustisch komplexen Systems.

 Das uralte Geläut aus der Zeit der zweiten und dritten (heutigen) Kirche bis 1882 bestand aus fünf Glocken, von denen noch jene aus der ersten Hälfte des 14. Jh. übrig geblieben ist (siehe Bild). Bei der Ave Maria- oder auch Feuerglocke mit dem Ton fis‘ handelt es sich um das einzig erhaltene Objekt der Zeit vor der Zerstörung der Stadt Biel durch den Stadtbrand von 1367. Gewicht: 200 kg. Durchmesser im Kranz: 45 cm, Metalldicke im Anschlag: 43 mm. Die Halsinschrift in gotischen Majuskeln ergibt eine Alphabetreihe mit 24 Buchstaben, von denen die erste Hälfte (A-M) auf dem Kopf stehend, die zweite (N-Z) aufrecht, jedoch rückläufig angebracht ist. Auf der Flanke befindet sich ein kleines Relief einer Kreuzigung. (4, 16) Die damals dem Museum Schwab (Neues Museum Biel) geschenkte und zum Bestand seiner historischen Sammlung gehörende Glocke fand 1956 eine würdige Aufstellung in der Stadtkirche selbst. (Geschäftsbericht der Stadt Biel)

 

Das ursprüngliche Geläut: Die allererste Glocke war von 1369 ohne Inschrift als „Fusa fuit haec campana, anno Domini 1369.“ Wenn auch eine im Kirchenneubau 100 Jahre später übernommene Glocke das Datum 1369 trägt (die Glocke, die dann 500 Jahre bis 1875 den Dienst versah), so setzt dies nicht ohne weiteres den damaligen Neubau der Kirche voraus. Es kann sich eher um den Neubau und die Instantstellung des Turmes gehandelt haben. Diese zweite Glocke (die „gespaltene Glocke“) stammt hatte im Laufe der Zeit verschiedenen Namen: Ratsglocke (15. Jh.), Wacht-Glocke (16. Jh.), Drü-Glocke (17. Jh.).  

Aus dem Jahre 1423 stammen zwei Glocken, die sogenannte Grosse Glocke, im 16. Jh. Salve-Glocke und im 17. Jh. Mittagsglocke genannt, und die andere, im 15. Jh. als Messglocke und im 16./17. Jh. als Ratsglocke bezeichnet.

1457 ging man an den Aufbau des Turmes mit einer höheren Glockenstube, weil das Geläut durch das Kirchendach beeinträchtigt wurde.

1467 werden die alten Glocken in die neue Glockenstube gehängt: „die zwo gloggen in den helm ze hencken, von der zitgloggen, als die von der grossen gloggen uff die kleine gemacht, die wachtgloggen anderst ze henken.“

1480 wurde die „Soll-Glocke“ in g‘ (tief, eher fis‘)gegossen. Der Glockengiesser Lienhard kommt nach Biel, Stephan Scherre geht die Glocke in Bern abwägen. Gewicht: 2,000 kg. Andere Benennungen: 17. Jh. „Achti-Glocke“, 16. Jh. „Zytgloggen“, 15. Jh. „Wacht-Glocke“. Durchmesser im Kranz: 114 cm, Metalldicke im Anschlag: 85 mm. Aufschrift in gotischen Minuskeln:„o rex glorie xpe (christe) venit nobis cum pace ihs (Jesus). maria. anno m.cccc.lxxx ». (16) In diesem Jahr beschloss der Rat den Turm höher zu bauen, da an einigen Orten der Stadt das Geläut der Glocken nicht gehört wurde. Danach wurden die zwei grössten Glocken aufgehängt. Als man noch zwei Glocken hinaufziehen wollte stürzte 14. 7. 1481 der Kirchturm mit fürchterlichem Getöse auf den Ringplatz. Mit dem Turm stürzte ein im Glockenstuhl beschäftigter Zimmergeselle herunter und kam glücklicherweise unverletzt zwischen die zwei grossen Glocken zu liegen, nur eine ausgerenkte Schulter hatte er zu beklagen. Auch die beiden Glocken fanden sich unbeschädigt.
[16]

1483 wurde der Turm unter der Aufsicht eine von Kolmar herbeigezogenen Werkmeisters ausgeführt und die Glocken wieder aufgehängt. Die grosse Glocke (nach dem Turmsturz) wurde schon 1423 gegossen mit der Umschrift: Mentem spontaneam; honorem deo; patriae liberationem. O rex gloriae Christie, veni urbis cim pace.“

Glockenverzeichnis von 1882
Glockenverzeichnis von 1882

1650 scheint der Glockenstuhl erneuert worden zu sein, wobei die Mittaggloggen umkert, item auch die drügloggen, item auch die achtigloggen…, das Ratglöggli wird das joch abgestrubet.

1855 mussten die Glocken neu gehängt werden, der Anschlag der Kallen war seit 200 Jahren unverändert geblieben.

 

Das neue Geläut: 1881 nahm man die Erneuerung des Geläutes in Angriff. Entgegen der Stimme des Sekretärs der Baumkommission, die alten intakten Glocken als historisches Monument zu erhalten, wurden 1882 durch die Glockengiesserei Rüetschi in Aarau, von den 5 Glocken die 4 aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammenden zu einem neuen Fünfergeläut umgegossen. Kosten Fr. 8‘000.-, Anteil der Einwohnergemeinde Fr. 6‘000.-. Die Übergabe und Glockenweihe fand am Pfingsten 1882 statt, wobei der gemischte Chor in der Kirche Schillers „Glocke“ aufführte.[16]

Das heutige Geläut: Die zwei obersten Geschosse des Turms enthalten den eichenen Glockenstuhl. Die Glockenstube öffnet sich durch mächtige, dreiteilige Schallfenster mit prächtigem Masswerk (16). Heute erklingen in der Glockenstube folgende 5 Glocken mit einem Gesamtgewicht von 7900 kg.: [12]

1) H-Glocke, 3000 kg, gegossen 1882 (Gebrüder Ruetschi, Aarau), mit der Inschrift: «Ehre sei Gott in der Höhe.», Lukas 2/14. Vorgänger: Die «grosse Glocke» in e‘ (event. d‘) gegossen 1423. Gewicht: 5,000 Kg. Früherer Benennungen: 17. Jh. «Mittagsglocke», 16. Jh. «Salveglockle». Durchmesser im Kranz: 150 cm, Metalldicke im Anschlag: 120 mm. Aufschrift in gotischen Minuskeln: «mentem sanctam spontaneam, honorem deo et patrie liberationem. o rex glorie criste veni nobis cum pace. anno dmi. m.cccc.xx.III». Eine in jener Zeit bei Glockeninschriften häufige Beschwörungs- und Gebetformel. Zu deutsch: «Freies geheiligtes Gemüt, Ehre Gott, und der Heimat Befreiung. O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns mit Frieden. Im Jahre des Herrn 1423». Nach Rapport 1877: «ihr Mi-Ton klingt unschön. Form hübsch. Verziert mit zwei Legenden-Objekten. Hängt etwas schräg im Glockenstuhl». [16]


Inschrift auf der Vorder- und Rückseite der H-Glocke (Glocke 1)


3) dis‘-Glocke, 1450 kg, gegossen 1882 (H. Ruetschi, Aarau), «O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort». Jeremia 22/29.

4) fis‘-Glocke, 860 kg, gegossen 1882, «Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes». Hebr. 4/9.


Details der fis' Glocke.

Eine neue Disposition erhielt das Geläut 1947. 

 

5) gis‘-Glocke, 540  kg, gegossen 1947, «Wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wachet der Wächter umsonst». Psalm 127/1. Am Bettag 1947 wurde die neue gis‘ - Glocke aufgezogen und eingeweiht. Zugleich setzte der elektrische Geläuteantrieb ein. Vorgänger: Für diese neue Disposition wurden die bisherigen Glocken h‘ und dis»‘ umgegossen. Diese beiden Glocken wurden dann auf Vorschlag von Herrn Pfarrer Helbling kriegsgeschädigten Gemeinden im Elsass geschenkweise überlassen (die grössere, 124 cm hoch und 365 kg schwer nach Engwiller; die kleinere, «Kleinste“, 96 cm hoch und 175 kg schwer nach Illhäusern).

Das damalige Vierergeläut wurde am Bettag 1955 um eine weitere Glocke auf das «klassische» Fünfergeläut erweitert. Der alte eicherne Grundbalken musste der Metallkonstruktion weichen.

 

2) cis‘-Glocke, 2050 kg, gegossen 1955 (Gebrüder Ruetschi, Aarau), «Dein Reich komme, Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel».
 Vorgänger: Sie ersetzt die
«gespaltene Glocke» in f‘ (event. e‘) gegossen 1369. Gewicht: 2,500 – 3,000 kg. Frühere Benennungen: 17. Jh. «Drü-Glocke», 16. Jh. «Wacht-Glocke», 15. Jh. «Ratsglocke». Durchmesser im Kranz: 129 cm, Metalldicke im Anschlag: 100 mm. Aufschrift in gotischen Majuskeln: «FUSA FUIT HAEC CAMPANA ANNO DOMINI M.CCC.LXVIIII». Eine damals geläufige Gussinschrift.  Zu deutsch: «Gegossen wurde diese Glocke im Jahre des Herrn 1369». [16]

Orgeln

 

«Die Ganzheit und Geschlossenheit der Kirche tritt erst mit der

Einbeziehung von Orgelbild und Orgelklang in Erscheinung»

Hans Berchtold

Schiffshochwandorgel

Ursprüngliche Orgel: Im Jahr 1459 hatte man die Kirche mit einer Hängeorgel ausgerüstet und einen Organisten angestellt. 1480. ein Jahrzehnt nach Abschluss des Kirchenbaues, wurde wieder eine Kirchenorgel aufgehängt. Es handelt sich um ein Werk mit 6 Registern. 1495 erhielt Meister Lienhard Louberer aus Bern den Auftrag, das bestehende Werk zu erneuern und auf 10 Register zu erweitern.[12]
1517 unterzeichnete Meister Hans Tugi aus Basel mit den «Räten von Byell» den Vertrag für den Bau einer neuen Orgel in der Stadtkirche Biel. Diese sollte 6 Register umfassen, zudem ein «hipsch Positiff zu Ruck» (Rückpositiv) mit «zwey lieplich Registern» aufweisen (Faksimile des Vertrags mit Übersetzung im Anhang). Die Tugi-Orgel «hing» zentral im Kirchenraum in grösstmöglicher Höhe an der Nordwand. Die flache Südwand wirkte als idealer Schallreflektor mit fast identischer Kraft wie die Klangquelle selbst. Dadurch musste der damalige Hörer, die Orgel wirklich von der Mitte des Kirchengewölbes her vernommen haben, also gleichsam «aus dem Himmel herab». Durch die Nähe der Südwand war im weitern die Klarheit der Ton-An- und Absprache gewährleistet. 1527, knapp 10 Jahre, fiel sie dem reformatorischen Bildersturm zum Opfer, die Kunst jeder Art aus der Kirche verbannt. Man erzählt sich, dass zwei Pferde für diesen Gewaltakt angespannt worden seien.[11]

 

Es folgten zweieinhalb Jahrhunderte orgellose Zeit. In dieser Epoche waren die «Vorsänger» und die «Posaunisten» am Werk.[12] Seither zeugten hoch oben in der Nordwand einzig das nun ins Leere führende Organistenpförtchen und die gegen oben abgerundete, etwa 50 cm tief Pfeifennische von der einstigen Orgel.[11] Erst im 18. Jahrhundert fand die Orgel in unseren Kirchen wieder Eingang. Noch im Jahr 1663 wurde auf eine Anfrage des Kantors Bitzi des Berner Münsters wegen Einführung einer Orgel von den gnädigen Herren bestimmt: «wir findend nid anstendig, dass in der kilchen zu zeit der reformation ageschafftermassen widerum orgeln oder positiv (kleine Orgeln) gelassen werdind.» Erst 1781 vernehmen wird von der Erstellung der Orgel in der Heiliggeistkirche, da von einem Zeitgenossen geklagt wird, dass «cette paroisse, la seconde de Berne, soit obligée de se contenter de la terrible musique des trompettes (en allemand Posaunen), qui accompagnent le chant des psaumes.  Ces instruments aussi bien qu’une espèce de cornet ou de clarinette dont le son est très aigu, font une musique insupportable.» 1756 schlug der Schulrat die Anschaffung einer neuen Orgel zu Begleitung des Gesangs vor, «da die Posaunenbläser bereits alt und vielleicht bald mit dem Tod abgehen». Aus finanziellen Gründen wurde aber von einer neuen Orgel abgesehen.[4]

In  einer  Sitzung  der  Musikkommission  der Stadtkirche Biel war 1988, angeregt von Organist Daniel  Glaus,  ist erstmals die Rede von der Idee, an derselben Stelle, wo 1527 die Orgel des Meisters Tugi aus Basel gewalttätig weggerissen worden war, eine  Orgel  wiederzubauen.[8]

Neue Schiffshochwandorgel
Der Prozess wieder eine
«Schwalbennestorgel» zu bauen wurde begünstigt durch den immer desolateren Zustand der Orgel auf der Westempore, die wegen uneinheitlicher Konzeption, fragwürdiger Aufstellung unter anderem der Pedalpfeifen (schlechte Auswirkung auf die Präzision) und auch rein optischer Ästhetik nicht als sanierungswürdig taxiert wurde. Es wurde 1992 im Gesamtkirchgemeinderat - bei sofortigem Einbau der Schwalbennestorgel - ein mittelfristiger Neubau der Hauptorgel protokolliert.
Die vor rund 460 Jahren dem reformatorischen Bildersturm zum Opfer gefallene Hochwandorgel wurde nach moderner Orgeltechnik als Übergangslösung rekonstruiert und am 24. Dezember 1994 eingeweiht.
Das grosse Vertrauen, das die Kirchenbehörden Daniel Glaus schenkten, erlaubten ihm, fast kompromisslos seine ganz persönliches Orgelkonzept zu verwirklichen. Als schliesslich der Auftrag vertraglich geregelt war, ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem Orgelbauer Andreas Metzler (Dietikon), mit den Denkmalpflegern Rudolf Bruhin und Dr. Jürg Schweizer, mit dem Berater Werner Minnig und mit dem Architekten und Präsidenten der Orgelbaukommission, Roland Gisiger. Das Team konnte sich einzig am Geist der Zeit und an Instrumenten der Epoche orientieren, so dass schliesslich nicht eine Rekonstruktion, sondern eine Interpretation einer spätgotischen Orgel resultierte. Das Gehäuse ist aus massivem Eichenholz. Das klangliche Resultat ist grossartig: wunderbare, singende, aber doch helle Prinzipale, runde, charaktervolle Flöten, kräftige, jedoch nicht aufdringliche Mixtur und Sesquialtera und ein überaus flexibles und keckes Regal. Maler Egbert Moehsnang wurde schliesslich der Auftrag erteilt, die Flügel innen und aussen zu bemalen und auch die Gestaltung der Schleierbretter und die Bekrönung des Gehäuses zu entwerfen. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die Form und Ausführung des
«cul-de-lampe» gerichtet, was zur originellen Lösung des Architekten Roland Gisiger führte. Speziell erwähnenswert scheint im übrigen noch zu sein, dass es sich bei der Orgel im weiteren Umkreis um den ersten Nachbau einer vorreformatorischen Schiffshochwandorgel handelt.[11]
Am Ostersonntag 1995 konnte die Kirchgemeinde Biel die bemalten Flügeltüren zur neuen Orgel einweihen. Anstelle von Heiligenbildern hat der Künstler Egbert Moehsnang ein leuchtendes Weltenrund geschaffen.[3]

  


Kunst von Maler Egbert Moehsnang. Das strahlendes Sonnenlicht fliesst als bemalung in die Flügeltür.

Johannes an der Himmelsdecke und Orgel bilden ein harmonischen Zusammenspiel der Farben.


 

Disposition der neuen Schiffshochwandorgel (Schwalbenest)

II. Manualwerk
CDEFGAB -
g2a2 = 41 Töne

1. Praestant
2. Coppel
3. Octave
4. Waldflöte
5. Mixtur IV
6. Sesquialtera II
7. Regal

I. Rückpositiv
FGAB –
g2a2 = 38 Töne

8. Gedackt
9. Principal

Mixtur IV 2‘
C      2
′     113′      1′    23

C′  223′      2′    113′    1

C2    4     223′     2  113

 

Sesquialtera II
C    
113′    45

Co   223′    135

 


8

8

4
2

2


8





8

4









P. Pedal
CDEFGAB – d
1= 23 Töne
Fest angehängt an das „Manualwerk“

Nebenzüge
Tremulant: Kanaltremulant auf beide Manuale
Vogelgesang: 3 Pfeifchen
Zimbelglöcklein: 2x6 Bronceglöcklein, Windrad-Antrieb
Kalkantenglocke: Betätigung mittels Taste C des
Rückpositives
 
Stimmung
Die Orgel ist mitteltönig gestimmt mit 8 reinen Terzen.
Zwei weitere reine Terzen entstehen mittels der
Umschaltung für die Subsemitonien.
Stimmtonhöhe:
a1 = 44o Hz.

Windanlage
Drei Keilbälge, untergebracht in der Balgkammer hinter
der Orgel. Der oberste Balg liefert den Spiel-Wind, der
mittlere ist als Schöpfbalg zum Treten eingerichtet, der
unterste beruhigt den Motorwind.



Hauptorgel

1783 baute Jacques Besançon aus St-Ursanne auf einer neuen, hölzernen Westempore eine zweimanualige Orgel mit klassisch-französischer Disposition (26 Register). Die Kosten beliefen sich auf: 2159 Kronen, 13 Batzen und 2 Kreuzer. Zum ersten Mal wurde diese Orgel am 20.09.1783 gespielt. Eine aufbewahrte Quittung zeigt den Vermerk von Jacques Besançon 1784: «pour solde des orgues que j’ai fait pour l’église de la ville de Bienne».[42] Zum ersten Mal wurde diese Orgel am 20.09.1783 gespielt. 1826 wurde sie durch den Mechaniker Abraham Rihs von Orpund repariert.[4] Beim Umbau 1905 blieb vom Klangmaterial des Meisters Besancon nichts mehr übrig. Dieser Meister baute nach dem Prinzipien des berühmten Elsässer Orgelbauers Johann Andreas Silbermann. Welche ausgezeichneten Klangqualitäten dem alten Bieler Werk zu eigen waren, können wir heute noch an der bestenden Schwesterorgel aus der Hand Besançons, an der Orgel zu St. Ursanne hören. An diesem Instrument kann man sich vor Augen und Ohren führen, wie das alte Instrument geklungen haben mag und wie herrlich der Aufbau mit Rückpositiv und dem prächtigen Barockschmuck gewirkt hatte.[42]

1855 traf die Orgel ein schwerer Schlag. Der Seeländer Bote von 26. Juli 1855 berichtete: «Gestern, 25. 7., starkes Erdbeben. Zwei Steine des gotischen Kirchengewölbes fielen hinunter auf das Positiv der Kirchenorgel und zerschmetterten das Gehäuse samt den darin befindlichen Orgelpfeifen und die Bank des Organisten.» Von diesem Unglück sollte sich die Orgel nicht mehr erholen. Auf einen Reparaturvorschlag der Orgelbauer Johann Weber aus Bern und Gottlieb Müller aus dem Buchholterberg wurde vorerst nicht eingegangen.[4] Zusehend verfiel das herrliche Instrument.[12] Am 28. August 1875 berichtete das Bieler Tagblatt über den Zustand der Orgel: «Defekt, weder Konzert- noch Gottesdienst-verwendbar. Ein Harmonium würde bessere Dienste leisten.» Von den ursprünglichen 26 Registern – laut Zeitungsbericht – noch 6 spielbar.[12] 1876 bauten die Orgelbauer Weber aus Bern und Müller, Buchholterberg, ein neues 21-Regiersterwerk. Das schöne barocke Gehäuse wurde seines Schmuckes beraubt, um neugotisch «modernisiert» zu werden. Auch das 76er-Instrument befriedigte nicht restlos.[12] Die Orgel stand auf einem, bis in die Seitenschiffe sich hinziehenden, hölzernen Letter, der anlässlich der Kirchenrenovation in den Jahren 1883-1885 durch einen verkleinerten steinernen, gestrichenen Orgellettner ersetzt wurde. Der Wassermotorantrieb gab bis zum Ersatz durch einen Elektromotor mit Ventilation im Jahre 1907 ständig zu Klagen Anlass.[42] 1902 baute dann die Firma Kuhn, Mähnedorf, ein 31-Registerwerk.[12]
Mehrere Neubauten in immer wieder wechselnder Klangästhetik und Bauart (Röhrenpneumatik, Elektropneumatik mittlerweilen auf einer neogotischen, grauen Sandsteinempore, die überhaupt nicht in den hellen, gelblichen Raum passt), führten schliesslich zum Stand einer «sinfonischen», dreimanualigen, elektropneumatischen Orgel.[11]

1943 wurde die Orgel weitgehend erneuert - unter Verwendung erhaltener Teile der Besançon-Orgel.[4]

Am 19. März 1944 erklang erstmal das imposante Werk von Metzler, Dietikon, ausgeführt nach Anweisungen des bekannten Berner Orgelexperten Ernst Schiess. Er berichtete 1944: «Das neue Instrument zählt 44 klingende Stimmen, nebst einer Pedaltransmission mit zwei Auszügen und hat gesamthaft die stattliche Pfeifenzahl 3406. Die grösste Pfeife hat eine Länge von 5 Metern, die kleinste misst nur 9 Millimeter. Die aus der alten Orgel wiederverendeten Stimmen sind gründlich umgearbeitet worden, so dass sie sich dem neuen Pfeifenwerk in bester Weise anschliessen. Hinter dem Rückpositiv steht der mit den sich als rationell erwiesenen Spielhülfen ausgestatte Spieltisch, der dem Organisten eine ausgezeichnete Klangkontrolle über das Werk vermittelt. In wochenlanger Arbeit haben die Monteure das komplizierte Werk aufgebaut, wobei besonders das weitverzweigte System der Taste und Pfeifenventil verbindenden elektrischen Traktur viel minutiöse Arbeit erforderte.»[42]

Die Orgel wurde bereits 1952 stark erweitert und umintoniert, mit 52 klingenden Registern), die sozusagen über das stark malträtierte Besançon-Gehäuse «hinausgewuchert» ist.[11]

Die Hauptorgel wurde immer schwieriger zu bespielen. Der Zahn der Zeit hat deutliche Spuren hinterlassen. Die bestehende Orgel arbeitet nach dem elektro-pneumatischen Prinzip. Das heisst, dass ein Tastendruck wie ein elektrischer Schalter die entsprechende Orgelpfeife betätigt. Dieses Prinzip ermöglicht die einfache Installation einer grossen Anzahl von Orgelpfeifen, ist aber spielerisch und künstlerisch wegen fehlender Anschlagdynamik und erheblichen Laufzeitunterschieden zwischen den Pfeifengruppen unbefriedigend. Nebst der mechanischen Abnützung machen sich auch Oxidationen und Mängel in der Elektrik unangenehmen bemerkbar. Aus diesen Gründen wurde das Projekt einer neuen Orgel nach mechanischem Prinzip ins Auge gefasst. Daher soll als Überbrückung am Orte und nach dem Vorbild der historischen Vorgängerin (1517) der bisherigen Orgel an der Seitenwand des Hauptschiffes eine «Schwalbennestorgel» installiert werden, die später, je nach Musikmaterial, auch als Ergänzung zur neuen Orgel weiterhin musikalisch wertvolle Dienste leisten wird.[10] Tatsächlich dauerte es dann, nach der Einweihung der Schwalbennestorgel, weitere 16 Jahre, bis die neue Hauptorgel erstmals in der Stadtkirche erklingen sollte.[8]

  

Neue Metzler-Orgel mit Weltneuheit
Die neue Orgel der Orgelbauer Metzler in Dietikon wurde im August 2011 nach Biel geliefert und danach eingebaut. Am Reformationssonntag, 6. November wurde das Instrument aus 30 Eichen eingeweiht. Die neue Orgel kostet 1,74 Millionen Franken. 90 Prozent des Betrages bezahlt die reformierte Kirchgemeinde mit eigenen Mitteln, die restlichen 10 Prozent werden über Spenden finanziert. Die grösste Pfeife ist eine Säule von fast 5 Meter Höhe, die kleinste misst wenige Millimeter (Andreas Urweider, Bieler Tagblatt. 24. Mai, 2011) In die Hauptorgel integriert wurde eine sogenannte
«Winddynamische Orgel», die das Spektrum der Spiel-Möglichkeiten des Instrumentes massiv erweitert. Die winddynamische Orgel: Die Pfeifeorgel ist das einzige Instrument, bei dem der Spieler den Ton nicht beeinflussen kann. Sobald er eine Taste drückt, strömt eine bestimmte Menge Luft mit konstantem Druck durch die Pfeifen, so dass ein unveränderlicher Klang beliebiger Länge entsteht. Diese «übermenschliche» Eigenschaft machte die Orgel zur Königin der Instrumente.
Zeitgenössische Komponisten hingegen arbeiten nicht nur mit Tönen, sondern auch mit Klängen und Klangverfremdungen. Sie können der nur beschränkt manipulierbaren Orgel deshalb immer weniger abgewinnen. Um diese Einschränkung aufzuheben, regte Daniel Glaus schon vor 20 Jahren an, eine Technik zu entwickeln, die es dem Spieler ermöglicht, Menge und Druck des Pfeifenwindes auch an der Taste zu steuern. In die neue Orgel wird nun zum ersten Mal ein solches System eingebaut. Damit kann die Entstehung eines Tones mit seinen Unter- und Obertönen gezeigt werden, sowie das ganze Klangspektrum einer Pfeife, vom leisesten Hauch bis zu vielstimmigen Akkorden. Dies erlaubt völlig neue Klangwelten, welche für sich alleine stehen können, oder aber auch mit den konventionellen verwoben werden.
Die Spieltraktur ist zweiarmig und die Pfeifen stehen auf einer normalen Schleiflade. Dem Organisten stehen vier Bedienungselemente zur Verfügung:
- Über einen Registerzug kann der Tastentiefgang verstellt werden (0-16 mm).
- Mit einem Schwelltritt lässt sich das Übersetzungsverhältnis der Spieltraktur verändern (1:2 bis 8:1).
- Ein zweiter Schwelltritt reguliert den Gebläsemotor und erlaubt eine stufenlose Einstellung des Winddruckes von praktisch 0 bis ca. 170 mm WS.
- Dank einem Fusstritt kann der Spieler direkten Einfluss auf das Windsystem nehmen.
[13]

Pascale Van Coppenolle, Hauptorganistin der reformierten Kirchgemeinde Biel:
«Die Ausschöpfung neuer klanglicher Möglichkeiten mit der Orgel fasziniert mich seit langem. So war ich schon vor 30 Jahren an den ersten Versuchen mit der Orgel des Palais des Beaux-Arts in Brüssel beteiligt. Zeuge meines Interessens sind auch die Nachforschungen über realisierte, neue technische Mittel, als folge der Revolution der sechziger Jahre, eingeleitet von Ligeti, Kagel und Hambraeus. Diese Forschungen sind in meiner Diplomarbeit festgehalten: «Die Verwendung der Orgel in der zeitgenössischen Musik», (Köln, 1993). Dann, als Nachfolgerin von Daniel Glaus, arbeitete ich seit August 2007 am Projekt einer neuen Orgel, die Daniels Ziele verwirklichen sollte: Eine winddynamische Orgel, eingebaut in eine traditionelle mitteldeutsche Barockorgel, es war der Prototyp IV. Das Vorhaben überzeugte mich denn auch sofort. Viele überwundene Hürden und auch ein paar Wunder haben die Realisation schliesslich möglich gemacht. Dies hat mich zur Wahl der Kantate von Johann Sebastian Bach (BWV 35), «Geist und Seele wird verwirret», als Musik zur Einweihungsfeier motiviert. Die Orgel soll Herzen ergreifen und uns mit einer universellen spirituellen Energie verbinden».[13]

Orgeldisposition der Metzler-Hauptorgel

I Hauptwerk C - g3

Praestant
Octave
Viola
Flauto traverso
Hohlflöte
Octave
Spitzflöte
Quinte
Superoctave
Cornet V
Mixtur IV
Fagott
Trompete

II Positiv C -
g3
Quintade
Rohrflöte
Principal
Gemshorn
Kleingedackt
Sesquialter
Octave
Larigot
Scharf IV
Dulcian
Tremulant

III Schwellwerk C -
g3

Gedackt
Principal

Gambe
Voix céleste
Holzflöte
Principal
Traversflöte
Nasard
Waldflöte
Terz
Sifflet
Trompette harm.
Oboe
Clairon
Tremulant

 

 

16′ (Prospekt ab F)
8′
8′
8′ (ab fiso)
8′ (gedeckt)
4′
4′
2 
23

2′
8′ (ab c1)
1 
13

16′
8′

 

8′
8′
4′
4′
4′
2 
23

2′
1 
13

1′
8′


 

16′
8′
(C - H komb.
mit Holzfl.)

8′
8′

8′

4′
4′
2 
23

2′
1 
35

1′
8′
8′
4′

IV Winddynamische Orgel F - f2

Flauto
Octave
Quintade
Terzade
Windharfe

Tastentiefgang
Trakturübersetzung (Schwelltritt)
Winddruck (Schwelltritt)
Tritt Balgstösse

P. Pedalwerk C -
f1

*Subbass
*Holzprincipal
*Subbass
*Octavbass
Viola
Choralbass
Rauschpfeife IV
*Posaune
*Trompete

*Grosspedal

Normalkoppeln:
III - P, II - P, I - P, II - I, III - I, III - II

Elektronische Setzeranlage

Winddrossel













 

8′
4′
2 
23

1 35

4′







32′
(Verl. von Subass)

16′
16′
8′
8′
(Transmission)

4′
2′
16′
8′





















Konzerte

Die kultische Kirchenmusik dient einer vorbestimmten kirchlichen Norm, hochstehend im 16. Jahrhundert durch die lutherischen Bekenntnisse: «Jede echte Kirchenmusik atmet den Geist der Andacht und des Gebetes. Um das zu erfassen, dazu gehört gläubige Herzensstimmung, kirchlicher Geist und Liebe zum Gebet. Eine Bedingung, unter welcher dem kirchlichen Sängerchor die Pflege profaner Musik gestattet ist, lautet: der Kirchenchor soll durch diese Pflege nicht vom Erreichen seines Zieles abgelenkt werden.»
In Biel wirkten Predikanten, die sich sehr für das Kirchenlied einsetzten. So Ambrosius Blaurer, Pfarrer in Biel 1551-1559, der mit seinem Bruder Thomas und Dr. Johannes Zwick das
«Nüw Gesangsbüchle von viel schönen Psalmen und geistlichen Liedern» herausgab, das 1536 in Konstanz erschien. Auch Jakob Fünklin, Pfarrer in Biel 1549-1565, ist durch einige Lieder in der 1570 erschienen Sammlung unter dem Titel «Psalmen und geistlicher Gesang» vertreten. 1670 wurden Blasinstrumente zur Stützung des Gemeindegesanges eingeführt. Posauner Isaac Diebold, der als ordentlicher Posauner angestellt war, hielt auch die Nachtwache auf dem Kirchturm.[49] 1741 gründete Pfarrer Gabriel Guerre das Musikkollegium. Es setzte sich die Pflege kirchlicher Musik und die Instrumentalbegleitung des Kirchengesangs zum Ziel.[4]
Der öffentliche Kirchengesang ging jedoch sehr unordentlich vonstatten und 1776 überlegte der Rat «ob man an eine Orgel denken könne.» Als die Kirche 1781-1783 renoviert wurde, baute man die Orgel gleich mit ein. 1784 wurde Johann König von Iffwyl als Elementarlehrer und Organist gewählt. Dabei verpflichtete er sich, seinen 14jährigen Sohn in der Choralmusik zu unterrichten, damit er ihn im Krankheitsfall vertreten könne. Das Organistenamt verblieb während einiger Jahrzehnte in der Familie König.[49] Mitte 19. Jahrhundert entstand eine Modernisierung der kultischen Musik in Form von neuen liturgischen Ordnungen.
Die Organisten der Stadtkirche Biel haben durch ihr Spiel auf der Haupt- und Schwalbennestorgel das Verständnis für die religiöse Musik neu erweckt.  Durch eine Zunahme der hervorragenden Gesangsvereine von Biel und Umgebung erweiterte sich die musikalische Vielfältigkeit in der Stadtkirche:

Sängerbund Biel (*1850)
Frauenchor Biel (-)
Liedertafel Biel (*1855)
Musikschulgesellschaft Biel (*1931)

Männerchor Grütliverein Biel (* 1850)
Männerchor Bözingen (-)
Kreisgesangsverein (*1866)
Orchestergesellschaft Biel (1969)

Gemischter Chor Concordia Biel (*1852)
Gemischter Chor Bözingen (-)
Lehrergesangsverein Biel-Seeland (* 1916)
Alfred Schilt’s Bieler Kantorei (1984)


Die Bieler Liedertafel fusionierte 1982 zum Gemischen Chor Liedertafel-Concordia Biel, 2001 Namensänderung in Klassikchor Biel. Mit dem von Francois Pantillon geleiteten Choeur Symphonique de Bienne gelangten grosse Chorwerke zur Aufführung. Regelmässig bieten die Bourg-Konzerte ein abwechslungsreiches Programm an. Der Freundeskreis der Orgelabende Biel (FOAB) organisiert und finanziert seit vielen Jahren Anlässe mit den Orgeln der Stadtkirche.

Quellen (Stadtkirche I-IV): 1) Prof. Dr. L. Mojon, André Meier, Ausstellungskatalog „Chorfenster der Stadtkirche Biel“; Biel 1971 2) Der Bund, 3. Juli 1911; 3) Heinz Strobel, Archivar Altstadtleist (Literatur*); 4) Werner und Marcus Bourquin, Biel - stadtgeschichtliches Lexikon, Büro Cortesi, Biel 1999; 5) Paul Ganz, „Betrachtungen über die Heraldik in der Architektur“ in Schweizerisches Archiv für Heraldik, Heft 1, 1897; 6) Neue Zürcher Zeitung, 25. Aug. 1911; 7) Liselotte Lefert-Weibel, Bieler Chronik 1911-12; 8) Online: Andreas Urweider, FOAB Freudeskreis der  Orgelabende Biel, „Das Jubiläum der Hochwandorgel in der Bieler Stadtkirche“, PDF der Reformierte Kirchgemeinde Biel, 2015; 9) André Meier, „Renovation der Stadtkirche Biel 1967-1971“ in Neues Bieler Jahrbuch = Annales Biennoises 1971, W. Gassmann, Biel; 10) Per Magnus Larsson, „Sinnliche Klänge für eine neue Orgel“ in Bieler Tagblatt, 2. 4. 1993; 11) Daniel Glaus, „Stadtkirche Biel – Die neue Schiffhochwandorgel (Schwalbennest) nach Hans Tugi 1517“ in Musik und Gottesdienst, Nr. 6, Gotthelf Verlag Basel, 1996; 12) Robert Aeberhard, Kirchen Im Seeland, W. Gassmann AG., Biel 1980, S85ff; 13) Andreas Metzler, Sylvia Eberhardt, Pascale Van Coppenolle, Festschrift „Die neue Orgel in der Stadtkirche Biel“, Kirchgemeine der Stadt Biel, Biel, 2011; 15) Bieler Tagblatt, 8. September 1970; 16) Eduard Lanz und Hans Berchtold, 500 Jahre Bieler Stadtkirche, Verlag Heimatkundekommission, 1963; 17) Heinrich Ludwig Lehmann, Das Bistum Basel, der Zankapfel zwischen Frankreich und der Schweiz, Leipzig, 1798, S133; 18) Hans Lehmann, Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz, II. Teil, Zürich 1907, S. 252ff; 18) E. J. Propper, „Die Wiederherstellung der Bieler Stadtkirche“ in Schweizerische Bauzeitung, Nr. 17, 1913; 19) Dr. Lanz, Anzeige für Schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Zürich, Mai 1900, S. 56f; 20) Dr. Max Grütter, „Berner Glasmaler des Mittelalters“ in Der Bund, Nr. 104, Bern, der 23. 3. 1967; 21) Das alte Biel und seine Umgebung, Tafeln u. Abb. im Text von Emanuel Jirka Propper ; Text von Heinrich Türler ; Unter Mitwirkung von Emil Lanz-Bloesch und Arnold Bähler, Biel 1902; 22) Bieler Tagblatt, 7. 8. 1969; 23) Gustav Blösch, Chronik von Biel, von den ältesten Zeiten bis Ende 1873, Biel 1875; 24) Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils , Bern, 1893, S. 103f; 25) G. Tobler, „Rudolf Hofmeister“ in Sammlung Bernischer Biografien, Bern, 1884, S401ff; 26) Emil Schulthess, Die Städte- und Landessiegel der Schweiz, Zürich 1853; 27) E. Blösch, Geschichte der schweizerische-reformierten Kirchen, Bern 1898; 28) Werner Bourquin, Biel - Ein Führer für Geschichts- und Altertumsfreunde; Biel 1922; 29) Professor R. Steck, „Die Familie Göuffi von Biel“ in Neues Berner Taschenbuch, Bern 1905; 30) Annemarie Geissbühler-Lanz in „Bieler Chronik 1955“ aus Bieler Jahrbuch; 31) Annemarie Geissbühler-Lanz in „Bieler Chronik 1953“ aus Bieler Jahrbuch; 32) Annemarie Geissbühler-Lanz in „Bieler Chronik 1951“ aus Bieler Jahrbuch; 33) Reto Lindegger in „Bieler Chronik 2012“ aus Bieler Jahrbuch; 34) Dr. Margrit Wick-Werder in „Biels päpstliche Ehrenfahne“ in Bieler Jahrbuch 2009, S. 21f; 35) Simone Häberle, Madeleine Betschart in „Fisch: wichtige Nahrungsquelle im Mittelalter“ in Bieler Jahrbuch 2009, S. 21f; 36) Mailard, Türler, Attinger, Godet, Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5, Neuenburg 1929; 37) Mailard, Türler, Attinger, Godet, Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 3, Neuenburg 1926; 38) Paul Aeschbacher, „Die Geschichte der Fischerei im Bielersee und dessen Nebenflüssen“ in Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern. 1. Heft, Bern 1923, S. 99ff; 39) P. A., „Türmer und Nachtwächter im alten Biel“ in Der Bund, 22. Mai 1933; 40) Liselotte Lefert-Weibel in „Bieler Chronik 1913“ aus Bieler Jahrbuch; 41) Professor H. Türler, Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Heft 1, Jahresbericht 1926/27; 42) Eduard Lanz, Bericht zur „Orgeleinweihung in der Deutschen Stadtkirche am 19. 3. 1944“; 44) Liselotte Lefert-Weibel in „Bieler Chronik 1936-37“ aus Bieler Jahrbuch; 45) „Schmuck für die Stadtkirche“ in Der Bund, Nr. 70, Bern 23. 3. 1972, S. 21; 46) Der Bund, Bern 12. 9. 1955; 47) kws, „Künstler und Pädagoge“ in Der Bund, 14. 5. 1977; 48) „Bieler Missionar“ in Thuner Tagblatt, 30. 11. 1982, S14; 49) Arnold de Groot, Der Bund, 13. 9. 1941; 49) Dr. Eduard M. Fallet-Castelberg, „Von der Bläserbegeleitung zur Orgel“ in Bieler Jahrbuch 1948, S. 48ff; 51) Olivier Clottu, „L'héritage de Janne Chouderier“ in Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik, Nr. 1-2, 1991, S. 192ff