Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1839-1842

 

Frequenz

Die Schülerzahl betrug bei der Frühlingsprüfung 69 und Ende Jahres stieg sie auf 81.

 

Personal
An Stelle des Albrecht Jahn wurde August Hollmann zum Lehrer der deutschen Sprache ernannt, und Pfarrer Appenzeller der Unterricht in der Religion übertragen, der aber bald wegen Gesundheitsgründen die nachgesuchte Entlassung erhielt. Herr Hollmann liess sich bald ein höchst unwürdiges Benehmen zu Schulden kommen, so dass er abberufen werden musste, worauf Kandidat Gerster, aus Twann, beide vakante Stellen übertragen wurden. Emanuel Denner wurde für Naturkunde, Technologie und Buchhaltung definitiv als Lehrer gewählt. Einen nicht geringen Verlust erlitt die Anstalt durch den unerwarteten Austritt des Direktors Hisely, der nach Lausanne als Lehrer am neu errichteten Gymnasium ernannt wurde.

 

Zweisprachigkeit

Zur Abhilfe des Problems, dass einige der deutschen Sprache nicht angehörige Schüler vom Lehrer fordern, den Unterricht bald in deutscher bald in französischer Sprache zu erteilen, wurde 1839 dem Administrationsrat vorgeschlagen für diese Schüler entweder eine eigene Vorbereitungsklasse zur Erlernung der deutschen Sprache mehr auf praktischem Wege zu errichten, oder sie an den Privatunterricht zu weisen, bis sie dem Unterricht folgen könnten.

 

Bibliothek

Zur Wiederherstellung der etwas vernachlässigten Bibliothek des Progymnasiums bewilligte man die Summe von 200 Fr.

 

1839


Ein Haus, drei Schulen: Progymnasium, Mädchenschule, Knabenschule

Der Burgerrat wollte für die burgerliche Mädchenschule im ehemaligen Kloster Unterkunft und stiess damit beim Erziehungsdepartement auf Widerstand, weil ihm die Vereinigung der Knaben und Mädchen im gleichen Gebäude bedenklich erschien. Es gab seine Zustimmung erst, als man versprach, durch geeignete bauliche Massnahmen allen Unzukömmlichkeiten vorzubeugen, und nun wurden im Sommer 1840 nach den Plänen des polnischen Flüchtlings Jankowsky wieder eine Reihe von Veränderungen am alten Hause vorgenommen. Man brachte das Kunststück fertig, aus dem zweigeschossigen und seinen Grundrissen nach so ausserordentlich einfachen Hause drei vollständig unabhängige Abteilungen zu machen, abgesehen von den Pension Räumlichkeiten, die beibehalten wurden, und jeder Abteilung noch einen eigenen Hof zuzuteilen. Der Mittelteil stand dem Progymnasium und dem Pensionat zur Verfügung, im östlichen Flügen war die Knabenschule untergebracht, im westlichen Flügel die Mädchenschule. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Umgebung des Schulhauses in etwas bessern Stand gestellt.

 

Zweisprachigkeit

Zur Erreichung, die Anstalt den Schülern aus dem Jura zugänglicher zu machen, erliess das Erziehungsdepartement ein vom Verwaltungsrat entworfenes Regulativ über den Vorbereitungsunterricht für französisch sprechende Schüler, welcher dieselben in möglichst kurzer Zeit dahin bringen soll, dass sie dem in den Klassen in deutscher Sprache erteilten Unterrichte folgen können.

 

Personal

Als Lehrer für Zeichnen und Schreiben wurde 1840 provisorisch bis Ostern 1841 mit 800 Franken für 20 Stunden wöchentlich Herr Benz, Kunstmaler von Biel, angestellt.

  

1840


Das Schulreglement wird revidiert

1842 reduzierte das Schulreglement die Schulzeit am Progymnasium von 6 auf 5 Jahreskurse, setzte dagegen das Eintrittsalter um ein Jahr hinauf. Welschen Schülern stand der Eintritt ebenfalls offen; in den untersten Klassen erhielten sie Unterricht in Religion, Französisch und Deutsch.[5]

 

1842


Karl Robert Pabst (1809-1873), Philologe
Lehrer am Progymnasium Biel von 1839 bis 1846, ab 1841 Direktor
Fächer: Geographie, Geschichte, Latein und Griechisch
Karl Robert Pabst wurde am 10. Juli 1809 in Elberfeld geboren, wo sein Vater Schuldirektor war. Der freidenkender Katholik, erzog seine 12 Kinder nach der Konfession der Mutter, protestantisch. 1820 zog die Familie nach Erfurt, wohin sein Vater als Seminardirektor berufen worden war. Auf den dortigen Anstalten, namentlich auf dem Gymnasium, studierte Karl Robert neben den bevorzugten humanistischen Fächern die Mathematik. Mit 18 Jahren ging er mit einem Stipendium an die Universität Halle. Hier studierte er zuerst Theologie und dann ganz der Philologie zu. Nach drei Semestern, die er in Halle zugebracht hatte, ging Pabst nach Breslau, wo er durch seine Fähigkeiten die Aufmerksamkeit Franz Passows auf sich lenkte, der dem wenig bemittelten Studenten freie Kost und Logis anbot, wogegen dieser den Kindern des Professors täglich einige Privatstunden geben musste. Das schöne Verhältnis löste sich jedoch bald, indem Passow am 11. März 1833 starb.
Karl Robert Pabst verliess nun die Universität Breslau und nahm eine Stelle als Erzieher in einer Familie von Rymptsch zu Jäschkowitz, unweit Breslau, an, die er ein Jahr lang innehatte. Pabst konnte in Breslau sein Fachstudium, die Philologie, ablegen. Daneben beschäftigte ihn in jener Zeit das Ideal patriotischer Einigung und Befreiung. Als Vorsitzender der dortigen Burschenschaft nahm er den späteren aargauischen Landammann Augustin Keller in die Verbindung auf und schloss mit ihm und dem jungen Pädagogen Karl Wilhelm Bouterweck Freundschaft. Letzterer lud ihn ein, mit ihm eine Erziehungsanstalt zu gründen. Die Ereignisse, welche jedoch folgten, vereitelten die Verwirklichung dieses Planes vollständig. Nach dem verunglückten Frankfurter Putsch erfolgte 1833 eine scharfe Demagogenheze, welche sich besonders gegen die Burschenschaft richtete.
Pabst, durch seine Teilnahme am Burschentag zu Erlangen kompromittiert, rettete die von ihm entworfene Verfassung der Breslauer Sektion nach Jäschkowitz. Er wurde vorgeladen und zuerst freigelassen, dann aber im Februar 1834, als er eben seine Doktordissertation «Über das Orakel des Altertums» beendigt hatte, gefangen gesetzt und in Berlin über ein Jahr lang in Untersuchungshaft gehalten. Zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, kam er 1835 auf die Festung Kolberg. Im Frühling 1838 erfolgte die Begnadigung. Papst verliess am 2. März Kolberg und bald darauf, nachdem er im Mai des gleichen Jahres in Erfurt Hochzeit gehalten, auch Deutschland. Seine Gemahlin war die Schweizerin Pauline Clément von Romont. Pabst hatte sie, da sie als Erzieherin in Breslau lebte, schon vor seiner Einkerkerung kennengelernt. Der Ehe entsprossen 4 Töchter. Unterdessen hatte Karl Wilhelm Bouterwek 1834 in Wabern bei Bern ein Institut gegründet. Pabst gelangte ohne einen Pass in Bern an, wo er als Flüchtling geduldet und mit einer Aufenthaltskarte versehen, in Bouterweck's Anstalt eintrat. Er verliess diese kaum nach einem Jahr.
Pabst meldete sich nunmehr an eine Lehrerstelle am Progymnasium in Biel und stellte sich dem damaligen Erziehungsdirektor Karl Neuhaus, späterem Schultheiss, als Bewerber vor. Neuhaus empfing den Flüchtling «von oben herab». Pabst, etwas gereizt, erklärte, er sei nicht gekommen, nach Gunst zu suchen, und wollte sich entfernen. Da eilte Neuhaus, den das feste Benehmen des jungen Mannes umstimmte, auf ihn zu, fasste ihn bei der Hand und versicherte ihn seiner Unterstützung. Nach einem glänzenden Examen übernahm Karl Robert Pabst im Mai 1839 in Biel den Unterricht in Geografie, Geschichte, Latein und Griechisch; das zuerst genannte Fach konnte er jedoch auf seinen Wunsch bald wieder abgeben. Im Oktober 1841 wurde er zum Direktor des Progymnasiums ernannt und von da an alljährlich einstimmig wieder bestätigt.
In dieser Zeit hatte das Progymnasium eine Abnahme der Schülerzahl zu verzeichnen. Obwohl die Zahl der französischen Sprachstunden für sämtliche Schüler von 18 auf 25 erhöht wurde, entstand das Gerücht, das Erziehungsdepartement hätte die Anstalt in eine rein deutsche umgewandelt. Deshalb verliessen mehrere französische Schüler das Progymnasium.
1845 wurde Pabst Bürger der aargauischen Gemeinde Alliswil (heute Boniswil), wahrscheinlich durch Mithilfe seines Freundes Augustin Keller, und bewahrte von da an der Schweiz, eine solche Zuneigung, dass die Bemühungen des damaligen preussischen Gesandten von Bunsen, ihn wieder seinem Geburtsland zu gewinnen, erfolglos blieben. Um die gleiche Zeit schloss Pabst mit Pater Gregor Girard, dem hervorragenden Pädagogen, dessen «Education dans la langue maternelle» er übersetzt hatte, in nähere Beziehung Freundschaft. Im Dezember 1847 wurde Pabst zum Lehrer am höheren Gymnasium (Kantonsschule) in Bern gewählt und siedelte infolgedessen dahin. Sein Hauptfach war hier die deutsche Sprache, mit Einbezug der Literaturgeschichte. Von 1855 bis 1862 führte er das Rektorat der Anstalt. Zugleich wirkte Pabst als ausserordentlicher Professor an der Berner Hochschule. Im Juni 1871 wurde er zum ordentlichen Professor für deutsche Sprache und Literatur ernannt. Seine akademische Tätigkeit war nicht von sehr langer Dauer. Am 26. April 1873, unmittelbar vor dem Beginn des Sommersemesters, verstarb er in Bern. Mit schriftstellerischen Arbeiten hatte Pabst sich ebenfalls einen Namen gemacht. Sein Hauptwerk war die Biografie Theodor Müllers: «Der Veteran von Hofwyl», 3 Teile. (Aarau, H. R. Sauerländer. 1861-1863.)
[17]

 

1839-

1846


Johann Jakob Kummer (1828-1913), Direktor des eidgenössischen statistischen Büros und Versicherungsamtes

Schüler am Progymnasium von 1841 bis 1845

Johann Jakob Kummer wurde als Sohn eines Landwirts am 3. Oktober 1828 in Wynau, Amtsbezirk Burgorf, geboren. Von 1841 bis 1845 besuchte er das Progymnasium Biel und von 1845 bis 1848 das Gymnasium Bern und studierte sodann während 3 ½  Jahren an der Universität Bern Theologie. Am 9. September 1851 wurde er ins Predigtamt aufgenommen. Der freisinnig-theologischen Richtung angehörend, die damals noch von der Orthodoxie hart angefochten war, hatte er mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, bis er eine dauernde Anstellung fand. Es war die Zeit des konservativen Fünfziger Regiments. 1857, nach mehr als fünfjährigem Vikariat, wurde er Klassenhelfer in Herzogenbuchsee und ein Jahr später, 1858, wurde er Pfarrer von Huttwil, wo er während 4 Jahren wirkte. Am 25. Juli 1862 wurde Kummer zum Mitglied des bernischen Regierungsrates gewählt. Während 1 ½  Jahren, bis Ende 1863, war Karl Schenk sein Kollege in der Behörde. Kummer übernahm die Leitung des Erziehungswesens, eines damals besonders hart umstrittenen Gebietes. Die junge kirchliche Reformbewegung, der Kummer mit voller Überzeugung anhing, wurde mit grosser Leidenschaftlichkeit angegriffen. Namentlich gab eine Schrift des Pfarrers und Seminarlehrers Ed. Langhans in Münchenbuchsee, den «Frommen» im Land Anlass zu einer kirchlichen und religiösen Bewegung. Von extrem-orthodoxer Seite wurde den Bekennern des «neuen Glaubens» geradezu das Christentum abgesprochen. Es fanden heftige Kämpfe statt.
Die Gossratswahlen von 1866 hatten für die Liberalen einen Rückschlag ergeben. Kummer unterlag bei den Regierungsratswahlen am 7.Juni 1866. Der an seiner Stelle gewählte konservative Gemeinderat A. v. Wattenwyl lehnte jedoch die Wahl ab. Erst als auch der für v. Wattenwyl in die Regierung gewählte Gerichtspräsident E. Schneider in Frutigen die Wahl ebenfalls ausschlug, gelangte Kummer, nach einer Unterbrechung von 1 ½  Monaten, wieder in die Regierung: am 24. Juli 1866 wurde er wieder zum Regierungsrat gewählt. Seine zweite Wiederwahl im Juni 1870 erfolgte dann ohne Opposition mit 191 von 230 Stimmen. Der gesetzgeberische Erfolg von Kummers Wirken im Berner Regierungsrat war das Primarschulgesetz von 1870, das den Lehrern eine bescheidene Besoldungserhöhung brachte und in der Volksabstimmung mit 34,728 gegen 23,042 Stimmen angenommen wurde.  Am 31. Mai 1871 wurde Kummer zum Regierungspräsidenten für das Amtsjahr 1871-72. Während einiger Zeit leitete er neben der Erziehungsdirektion auch die Finanzdirektion. Auch hatte Kummer sich entschieden mit anderen Berner Politikern für Berns Mitwirkung am Zustandekommen der Gotthardbahn einzutreten.
Am 11. Februar 1873 reichte Kümmer dem Grossen Rat seine Entlassung als Regierungsrat ein, nachdem er zum Direktor des eidg. statistischen Büros gewählt worden war. Nach seinem Austritt aus der Regierung wurde Kummer von der Stadt Bern 1874 in den Grossen Rat gewählt, dem er bis 1880 angehörte. Er war während dieser Zeit auch Mitglied der Staatswirtschaftskommission. Die Universität Bern ehrte seine Verdienste um das bernische Schulwesen, indem sie ihm im 1873 die Würde eines Dr. phil. hon. causa verlieh. Als Direktor des eidg. statistischen Büros baute Kummer das Gebiet der Bevölkerungsstatistik aus. An den Vorarbeiten zum Bundesgesetz über Zivilstand und Ehe und zur Alkoholgesetzgebung hat Kummer einen wesentlichen Anteil genommen. 1886 erfolgte Kummers Wahl zum Direktor des eidg. Versicherungsamtes, welches er bis 1904 versehen hat. Unterdessen war auch die «Schnapspest» zu einem echten Problem geworden, dessen Bekämpfung Bundesrat Schenk, vereint mit Direktor Kummer, sich zur Lebensaufgabe machten. und letzterer veröffentlichte 1885 «sachliche Mitteilungen zur Alkoholfrage».
Kummer hat eine ganze Reihe von Schriften verfasst. 1873 erschien: Geschichte des Schulwesens des Kantons Bern, 1874 das Fortbildungsschulwesen, 1897 die Gesetzgebung über das Versicherungswesen in der Schweiz, 1883 die Gesetzgebung der europäischen Staaten betreffend die staatliche Beaufsichtigung der privaten Versicherungsanstalten, 1883 die Bevölkerungsfrage, 1885 die Geschichte der Statistik in der Schweiz und Statistik der Lebensversicherung, 1889 eine neue Armenstatistik, 1893 die Bibliographie des Versicherungswesens in der Schweiz, 1894 die Ruhegehalte der Primarlehrer im Kanton Bern und anderes mehr. Er widmete seine letzten Lebensjahre dem Andenken seines Freundes Bundesrat Schenk und veröffentlichte 1908 das 500 Seiten starke Buch: Bundesrat Schenk. Sein Leben und Wirken, ein Stück bernischer und schweizerischer Kulturgeschichte.
Neben seiner Amtstätigkeit fand Kummer stets noch Zeit, sich Gemeinnützig zu beteiligen: Seit 1834, also seit der Gründung, war er Präsident des bernischen Hochschulvereins. An der Neuordnung der Bibliothekverhältnisse in Bern durch Verschmelzung der ehemaligen Hochschulbibliothek mit der Stadtbibliothek und an der Veranstaltung von öffentlichen populär-wissenschaftlichen Vorträgen von Hochschullehrern im Lande herum hat er ein wesentliches Verdienst. Er war seit vielen Jahren Präsident der schweizerischen statistischen Gesellschaft. Die Vereinigung schweiz. Versicherungsmathematiker ehrte ihn, indem sie ihn zu ihrem einzigen Ehrenmitglied ernannte. Er starb in Bern am 19. Januar 1913 mit 85 Jahren und wurde 1913 im Bremgartenfriedhof in der Nähe seines Freundes Bundesrat Schenk begraben.[6]

 

1841-

1845


Heinrich Hattemer (1809-1849), politischer Flüchtling, Sprachwissenschaftler
Lehrer am Progymnasium von 1842-1848
Fächer: Latein

Heinrich Hattemer wurde 3. 7. 1809 in Mainz geboren, studierte in Giessen Philosophie und trat nach vorübergehender Tätigkeit als Hauslehrer eine Lehrstelle am Gymnasium zu Darmstadt an.  In den bewegten politischen Zeiten, da hauptsächlich in Süd- und Westdeutschland die Mitglieder der Burschenschaften mit den jungen Handwerkern gemeinsame Sache machten, schloss sich auch Hattemer dieser Bewegung an, und als der Frankfurter Putsch von 1833 der Reaktion die willkommene Gelegenheit gab, gegen die Anhänger der Volksbewegung vorzugehen war auch Hattemer einer der 1800 Angeschuldigten, deren Namen auf der schwarzen Liste der deutschen Bundeszentralbehörde stand. Wie Ernst Schüler floh er aus Deutschland und siedelte in der Schweiz über. In St. Gallen fand er an der Kantonsschule ein neues Tätigkeitsfeld als Lehrer der deutschen und der lateinischen Sprache und forschte in der Stiftsbibliothek. Von 1841 bis 1842 war er Rektor dieser Lehranstalt. Als einer der ersten, der es verstand, die Forschungen Grimms dem Schulunterricht zu erschliessen. 1839 gab er eine Deutsche Sprachlehre und 1842 seine Lateinische Sprachlehre heraus.  1840 heiratete er Augusta Lina Schröder aus München, die Hattemer bei Karl Mathy in Grenchen kennengelernt hatte.

Dann fand er 1842 in Biel neben anderen politischen Flüchtlingen eine neue Stelle als Lateinlehrer am Progymnasium, wo er bis 1848 tätig war. Hier besorgte er die Veröffentlichung des in St. Gallen gesammelten Materials über altdeutsche Sprachschätze. 1842 bis 1848 erschien sein Hauptwerk, die Denkmäler des Mittelalters in drei Bänden.[11] Dies brachte ihm 1844 das Diplom als Ehrenmitglied der Gesellschaft für nordische Altertumskunde in Kopenhagen ein. Er schrieb diverse Schulbücher die der genetischen Methode folgen und wendete diese auf die lateinische und deutsche Sprache an. Hattemer glaubte nicht, dass die Grammatik das wahre Mittel ist, eine Sprache zu erlernen, indem z. B. die lateinische Sprache, trotz aller Grammatik, eine tote Sprache geblieben ist, die der Schüler, wenn er es weiter gebracht hat, höchstens mit Künstlerhand mosaikartig zerlegen und zusammensetzen kann. Daher wollte er, um sie seinen Schülern lebendig zu machen, nach Ahn’s bekannter Methode, in geordneter Stufenfolge in seinem Tiro latinus reichliches Material in 3 Stufen anbieten und wandte diese Methode in Biel zwei Jahre erfolgreich an. In Mainz, St. Gallen und Biel war es sein Bestreben, die Schule ganz von der Kirche zu trennen; dafür tritt er in Wort und Schrift auf und kämpft gleichmässig gegen katholische und protestantische Geistlichkeit an.[7]

Hattemer hatte das Glück nach der Aufhebung des alten Gymnasiums, weiter im städtischen Schuldienst bleiben zu können. Als 1848 eine neue Welle politischer Flüchtlinge in die Schweiz kam, um sich mit anderen Flüchtlingen zu verbinden, wurde auch Hattemer in diese neue Bewegung hineingezogen. Führer dieser Bewegung war Johann Philipp Becker, der in Biel die Zigarren- und Tabakindustrie einführte. Er übertrug Hattemer die Organisation der deutschen Revolutionäre in der Schweiz. Die geplante Streitmacht der Bewegung hiess «Deutsche Legion aus der Schweiz». Die Mitglieder hielten in Biel militärische Übungen ab und verkauften Aktien, aus deren Erläs die Waffen angeschafft werden sollen. Um unter den Deutschen den Kontakt aufrechtzuhalten, gab Becker die Zeitung «Die Revolution» heraus.  Die bernische Regierung verbot die Zeitung und verhaftete Johann Philipp Becker und Heinrich Hattemer, seinen Sekretär. Sie wurden aus dem Kantonsgebiet ausgewiesen.[11] Nachdem Hattemer am Aufstand im Grossherzogtum Baden mit den Waffen in der Hand teilgenommen hat, wird er, wegen Verletzung der schweizerischen Neutralität, als Angestellter der Regierung, auf 6 Monate aus dem Kanton Bern verbannt. Die Aufregungen schwächen seine Gesundheit. In der Verbannung wurde er schwer krank und lag mehrere Monate im Krankenlager, ohne seine Familie um sich zu sehen. Wenige Tage nach seiner Rückkehr nach Biel starb er am 11. November 1849 in den Armen seiner Familie.[7]

 

Philipp Wilhelm K

   

1842-

1848



Quellen/Sources: 4) Pietro Scandola, Häuser erzählen ... die Geschichte Biels vom Mittelalter bis heute, Biel: Museum Neuhaus, 2010, S. 6ff; - 5) Bieler Tagblatt, 12. Januar 1952, S. 7; 6) Der Bund, Nr. 32, Bern, 21. Januar 1913, S. 1; - 7) «Heinrich Hattemer» in Neuer Nekrolog der Deutschen, 2. Teil, Weimar 1851, S293f; - 11) Bq, Zur Erinnerung an Heinrich Hattemer Ein Blatt aus der Geschichte Biels und der Flüchtlingszeit, Bieler Tagblatt, Biel, 9. März 1932, S. 2; - 17) Sterchi, Karl Robert Pabst in Sammlung bernischer Biographien, Band 2, Historischer Verein des Kantons Bern, Bern, 1896, S. 456ff