Das Dufour-Schulhaus / L' école Dufour 1893
Eduard Amsler (1882-1937), Gerichtspräsident, Altstadtleist-Präsident von 1915 bis 1937
Schüler am Progymnasium von 1893 bis 1898
Eduard Amsler kam am 16. August 1882 als Sohn von Bäcker und Wirt Johann Friedrich Hans (1854–1907) und der Langnauerin Lucile Gilomen in Corgémont zur Welt. Als
1891 die Wirtschaft und Bäckerei niederbrannte, zog die Familie nach Biel und übernahm in diesem Jahr die Wirtschaft Bielstube (Café Amsler), in der Eduard aufwuchs. 1893 bis 1898 verbrachte er
im fünfklassigen Progymnasium Biel, zum damaligen Zeitpunkt noch ohne Obergymnasium. Daher musste er in Bern das Gymnasium besuchen. Er studierte Jura und legte das praktische Fürsprecherexamen
1906 ab. Als Fürsprecher erweiterte er seine praktischen Tätigkeiten im Büro Moll in Biel und später als Hilfsgerichtsschreiber des bernischen Obergerichts. 1907 demissioniert er infolge seiner
Wahl zum Untersuchungsrichter von Biel. Dieser Aufgabe ging er von 1909 bis 1911 nach. Ab 1911 war er 2. Gerichtspräsident und Mitglied der Vormundschaftsbehörde. Der Unterschied vom 1.
Gerichts- und 2. Gerichtspräsident war der, das ersterer Zivilrichter und letzterer (Amsler) Polizeirichter war. 1920 eröffnete er ein eigenes Anwaltsbüro. Politisch stand er auf der Seite des
Freisinns. Er wohnte an der Rosiusgasse 18. In seinem Haus befand sich das Arbeits- und Passantenbüro der städtischen Armen- und Vormundschaftsdirektion.
Die ersten Leiste der Stadt Biel
Bereits im 19. Jahrhundert hatte sich in Biel zur Wahrung gemeinschaftlicher Interessen sogenannte «Leiste» gebildet. Die NZZ vom 26. 2. 1859 erwähnte den Industriellen Leist (spendete 1872 der
Uhrmacherschule 600 Franken) und die Ältere Leistgesellschaft, die für Biel Bedeutung hatten. Anfang 20. Jahrhundert kamen hinzu: Neu-Quartierleist (1880) [22], Zentralstrasse-Leist (1908), Rebberg-Quartierleist (1912) [23], Vingelz-Leist (beschäftigte sich 1915 durch die
drohende Petrolnot mit der Einführung des elektrischen Lichtes), Bahnhof-Quartierleist (1912) und der aus dem Cercle du Quartier de la route de Boujean mit dem Cercle de la rue Dufour
hervorgegangenen Ost-Quartierleist (1913) [24]. Zu ihnen gesellte sich 1915 der Altstadtleist.
1. Präsident vom Altstadtleist
Eduard Amsler, 1915: «Die Tatsache, dass in den letzten Jahren die Altstadt keine Fortschritte gemacht hatte und ihr grundlos der Verkehr entzogen wurde, verlangte dringend einen Zusammenschluss
der Altstädter zur Wahrung ihrer gefährdeten wirtschaftlichen Interessen. Auch andere Stadtteile hatten erkannt und uns das Beispiel gegeben, dass nur durch ein gemeinsames Vorgehen etwas zu
erreichen ist. Wir wollen hinweisen auf das Ostquartier, das durch das energische Eingreifen seines Leistes zu einer Post kam und eine Kanalisation erhält und den Rebberg, dessen Leist die
Erstellung einer Wasserversorgungsanlage erreichte. Auch die Altstadt hat berechtigten Anspruch, dass etwas getan wird.»[19]
Zum Zweck der Förderung und Entwicklung der Altstadt wurde im Hotel zum weissen Kreuz am Freitag, dem 30. April 1915, durch Grundbesitzer und Bewohner der Altstadt, der Altstadtleist gegründet.
Gerichtspräsident Eduard Amsler wurde zum 1. Präsident ernannt und prägt in dieser Funktion 20 Jahre das Bild der Altstadt mit. Vizepräsident war der Metzgermeister Ernst Schneeberger,
Sekretär-Kassierer der Bieler Stadtschreiber und Notar Karl Suri. Die Mitgliedschaft betrug 3 Franken pro Jahr. Der Vorstand erhielt den Auftrag, die Begrenzung des Leistgebietes zu besprechen,
ein Tätigkeitsprogramm aufzustellen und für den Beitritt weiterer Interessenten zu sorgen.[1] Der Leist verfügte damals über kein festes Lokal. Im
«Adressbuch von Biel und Umgebung» standen lediglich die Kontaktnamen der Vorstandsmitglieder vom Altstadtleist unter «Verein mit wirtschaftlichem Zweck». Eduard Amslers Wunsch nach einem
festen Domizil sollte sich erst viele Jahre später verwirklichen. 1973 konnte der Leist an der Untergasse 38 ein Lokal mit Besprechungszimmer und Archiv einrichten. 1985 zügelte der Leist an die
Juravorstadt 6, 1991 an die Untergasse 19 und schliesslich 2002 an die Brunngasse 11.
Die erste Arbeit Amslers war die Organisation des Leistes, in dem 1915 bereits 140 Mitglieder beitraten. Das Tätigkeitsprogramm enthielt eine Anzahl Aufgaben, deren Lösung und Durchführung neues Leben in die Altstadt bringen soll. Es umfasste Verbesserung der allgemeinen Verkehrsverhältnisse (Strassenkorrektionen- und Beleuchtungen), sowie die Erhaltung des Verkehrs und historischer Gebäude (alte Krone).[2] Am 29. Juni 1915 hielt der Altstadtleist seine erste ordentliche Versammlung in der Bielstube ab, wo die bereinigten Statuten genehmigt wurden. Der Vorstand erweiterte sich durch die Kaufleute S. Hetz (Damenmode), Kürschner Ernst Hochuli-Jenny, Weinhändler Oswald Probst-Ritter (von dem der Staat 1917 das Grundstück zum Technikums-Bau erworben hatte), Weinhändler Emil Walker, Schuhhändler Emil Schmid, Apotheker Robert Minder, Spezierer Cäsar Zimmer (von 1937 bis 1939 Nachfolger von Amsler) und dem Bankbeamten Eduard Studer (später Kassierer). Architekt Emanuel Propper (1863-1933) freute sich über die Gründung des Altstadt-Leistes und wies darauf hin, wie sehr bauliche Schönheiten geneigt sind, die wirtschaftlichen Bestrebungen der Altstadt zu fördern.[4]
Rettung der Alten Krone
1915 berief Eduard Amsler im Hotel Bären eine Versammlung ein: Die alte Krone, 1578 bis 1582 erbaut, drohte zu verschandeln und soll nun dringend von der Gemeinde erworben werden. Mithilfe des
Altstadtleistes bekräftigte er die Forderung durch die Vertreter des Historischen Vereins, des Kunstvereins, des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, des Vereins zum Heimatschutz. Die Bau- und
die Elektrizitätskommission wie die Gemeindebehörde waren für die Erwerbung der alten Krone. Nach einer Gebäuderennovation sollen die Verkaufslokale des städtischen Elektrizitätswerks und die
Büros der Verwaltung untergebracht werden.[5] Mit dem Kauf der alten Krone durch die Stadt blieb das historische Gebäude der Nachwelt erhalten. 1916 konnte an der alten Krone das alte
Wirtshausschild wieder aufgehängt, eine Goethe-Gedenktafel aufgestellt und eine Uhr angebracht werden. Das städtische Elektrizitätswerk blieb bis 1965 im Gebäude.
Der Leist sorgte auch für eine Verbesserung der Beleuchtung: An der Untergasse, beim Haupteingang zur Stadtkirche, wurde eine elektrische Bogenlampe gesetzt. Allerdings mussten an die
Erstellungskosten Private und der Leist selbst einen Beitrag leisten. Auch die Beleuchtung des Rosiusplatzes und der Kanalgasse haben auf die Verwendung des Leistes hin eine Verbesserung
erfahren.
Der Chlauser kehrt zurück
Erfolgreich waren auch die Bemühungen am 14. Dezember 1915 den Chlausermarkt in die Altstadt zurückzuführen.[3] Das Heim des Chlausers war bereits im 19.
Jahrhundert in der Burg. Der Markt fiel jeweils auf den Tag des Nidaumarktes. Der Samichlaus kam daher nicht am 6. Dezember, sondern immer verspätet am darauffolgenden Dienstag in der Bieler
Altstadt an.[17] Wegen zu viel Radaus wurde der Chlauser von den Behörden zwischenzeitlich aufgehoben. 1909 versuchte die sogenannten «Chlauserbewegung»
vergeblich mit einer Unterschriftensammlung sein Dasein verlängert: «Ihr Stadtväter, liebi Herre, löt der Chlauser doch no do. Dä alt Gritti mit em Säckli söll doch wieder zu üs cho.»
[18]. 1910 war der Chlauser für Biel «tot und begraben» bis man sich entschloss zur Erhaltung eines alten Brauches, den Chlauser probeweise am 10. Dezember
1912 auf dem Neumarktpatz wiederauferstehen zu lassen. Dank dem Leist kehrte der Chlauser 1915 unter polizeilichen Vorsichtsmassregeln wieder in die Altstadt zurück und Eduard Amsler erkannte,
dass bereit mit dem 1. Jahr der Altstadtleist seine Existenzberechtigung bewiesen hatte.[3]
1920 beschloss der Leist, für die Juravorstadt bessere Strassenverhältnisse anzustreben und für einzelne Quartiere eine Ergänzung der Beleuchtung zu verlangen. An die Renovation des Kunsthauses
wurde ein Betrag von 200 Franken bewilligt.[6] 1923 hält Historiker Werner Bourquin an der Generalversammlung im Bären einen Vortrag. Um das Geschäftszentrum an der Kanalgasse nicht vom Verkehr
abzuschneiden, wurde rege diskutiert.[7]
Es wurde beschlossen, Schritte zu unternehmen, damit die Fahrzeuge der Automobilgesellschaft Aarberg und Umgebung auch auf der Mühlebrücke eine Haltestelle einrichten.[8] 1925 war der Leist bestrebt eine neue Autobuslinie zwischen Vingelz-Biel-Madretsch-Madretsch Friedhof zu fördern. Madretsch verlangte ebenfalls eine Personentransportverbindung nach dem Stadtzentrum.[9]
1930 stellte der Altstadtleist fest, dass die Gemeinde versucht, die alte Krone ohne stichhaltige Gründe zu verkaufen. Der Altstadt standen bisher die Postbüros an
der Seevorstadt und an der Juravorstadt zur Verfügung, die nun durch Gemeinderatsbeschluss verschwinden sollten. Im Hof vom Dufourschulhaus wollte man dafür Baracken zu Postzwecken erstellen.
Eduard Amsler forderte die Altstadtbewohner dazu auf, an der Generalversammlung des Altstadtleistes am Dezember teilzunehmen, um in diesen Angelegenheiten Stellung zu beziehen.[10] 1934 wurde die
Altstadt durch ein grosses Bauprojekt gefährdet. Auf der Nordseite der Obergasse, in der Nähe der Station der Leubringenbahn, entschloss sich eine Firma an Stelle der dortigen Gärten, zwei Wohn-
und Geschäftshäuser von 17 Metern zu erstellen. Damit würde die Sicht auf einen bedeutenden Altstadtteil vollständig verdeckt. Der Leist machte Einsprache.[11]
Die Bieler Woche (BIWO) 1935/36
Eine Wirtschaftskrise traf die Industriestadt Biel besonders hart und brachte grosse Arbeitslosigkeit hervor. Die 1932 gegründete Genossenschaft «Bieler Woche» entstand im Glauben an eine bessere
Zukunft. Die Zeit der Not wollte sie 1935 zusammen mit der Bieler Bevölkerung aus eigener Kraft durch eine gross angelegte Altstadtrenovation überwinden. Mit dieser Selbsthilfeaktion konnten
besonders bei den Kleinhandwerkern Stellen geschaffen werden und die Altstadt erhielt ein schönes Erscheinungsbild. Dies war auch bitter nötig. Die Altstadt fiel in einen bedenklichen Zustand der
Vernachlässigung und ihre Fassaden fristeten ein Dasein in tristem, von Ölfarbe verkrustetem Grau. Vom schönen Hausstein aus Jurakalk war nichts mehr viel zu sehen. Der Unterverputz wies grosse
Risse auf. Zusätzlich wurden die Baudenkmäler durch das Anbringen von blechernen Reklametafeln abgewertet. Die originelle Idee für «ein altes Biel im neuen Gewand» stammte von Architekt und
Technikums-Direktor Hans Schöchlin, Ehrenmitglied vom Altstadtleist. Zusammen mit dem BIWO Präsident Nicolet wurde sie nach einheitlichen Gesichtspunkten von 1935 bis 1936 in zwei Etappen die Tat
umgesetzt.
Für die Gestaltung wurden die sonnenzugänglichen Orte mit «warmer» Farbe (sie absorbieren das Licht) und die schmalen Altstadtgassen mit «kalten» Farben (reflektieren das Licht) behandelt.
Stadtarchivar Werner Bourquin wusste, dass die Altstadt ursprünglich ein farbiges Aussehen hatte und wollte sie wieder in ihrem alten Gewand sehen. Er unterstützte das Projekt bei historischen
Fragen. Am 16. April 1935 wurden die Architekten Alfred Leuenberger und Eduard Lanz (ab 1939 dritter Altstadtleist-Präsident) mit der 1. Etappe der Renovationsarbeiten in der Altstadt betraut.
Leuenberger betreut die Burg, Rathausgässli, Untergässli und Obergässli. Lanz die Untergasse, Kirchgässli und Ring.[20]
Die Wiederherstellung der Altstadt durch die BIWO entstand mit finanzieller Unterstützung durch Gemeinde, Kanton, Bund und der Solidarität der beteiligten Hausbesitzer, die 50 Prozent der Kosten übernehmen sollten. Diese musste allerdings zuerst einmal für das Projekt gewonnen werden, und da kamen Eduard Amsler und der Altstadtleist ins Spiel. Am 17. April 1935 wurde der Leistpräsident vom BIWO-Zentralkomitee beauftragt «die Hausbesitzer davon in Kenntnis zu setzen, dass die beiden Architekten Leuenberger und Lanz in der nächsten Zeit in offizieller Mission der BIWO bei ihnen vorsprechen werden.» Ab diesem Tag wirkten Eduard Amsler bis 1936 als Bindeglied zwischen der BIWO und den Hauseigentümern. Amsler berief als Erstes in der Bielstube eine Versammlung ein, in der Hans Schöchlin den Haubesitzern Aufschluss erteilte. Um das Altstadtbild zu fördern, erklärten sich die Hausbesitzer zu folgendem bereit:
1) An ihrem Haus keine Änderungen der Formen und Farben vornehmen zu lassen, ohne sie einer vom Gemeinderat der Stadt Biel zu ernennenden Kommission zu unterbreiten.
Diese Kommission setzte sich aus 5 Sachverständigen zusammen, und zwar: dem städtischen Baudirektor, einem Architekten, einem Baumeister, einem Malermeister und einem vom Altstadtleist zu
bezeichnenden Sachverständigen.
2) An ihrem Haus keine Haussteine mit Ölfarbe oder irgendeinem anderen Material überstreichen zu lassen.
3) Keine Aushängeschilder, Firmentafeln, Leuchtreklamen und Reklamegegenstände anbringen zu lassen, die das Stadtbild stören würden.
Obergässli
Ring
Untergasse
Als der Leist im Weissen Kreuz wegen der Altstadtrennovation eine weitere Versammlung abhielt, schätze es Amsler, dass, bis auf zwei Hausbesitzer, sich alle bereit
erklärten, ihre Fassaden neu zu gestalten.[12] Mit den 700‘000 Franken, die zusammengekommen waren, konnte nun mit der Arbeit begonnen werden. Bereits innert
7 Wochen konnten die Fassaden erneuert werden und einige Häuser erhielten einen Innenausbau. Die Entfernung der Ölfarbe erfolgte durch Steinhauer. Die vorhandenen Werbetafeln wurden abgenommen
und durch originelle, handgeschmiedete Aushängeschilder mit dem Symbol des betreffenden Geschäfts ersetzt. Sie wurden in der Kunstgewerbeschule des Kantonalen Technikums nach folgenden
Leitgedanken entworfen:
1) Blickrichtung und Architekturbild dürfen nicht unterbrochen und nicht gestört werden durch grosse Flächen oder grelle Farben.
2) Dem Architekturstil angepasste, handwerkgerechte solide Arbeit.
3) Sinnfällige, originelle und auf Entfernung gut sichtbare Geschäftsabzeichen, die ohne jegliche Aufschrift von jedermann leicht verstanden werden, dabei aber die Möglichkeit bieten, den Namen
des Geschäftsinhabers diskret anzubringen.[21]
Weitere schmiedeeiserne Aushängeschilder holte man sich aus dem Museum Schwab und stellte sie den Hausbesitzern zur Verfügung, mit der schriftlichen Verpflichtung, solche nicht zu veräussern und
für deren Unterhalt besorgt zu sein. Für die Beleuchtung wurden Handgeschmiedete Laternen aufgestellt. Die Altstadtbrunnen wurden vollständig restauriert und farbig behandelt. Die Rumpelkammer
der städtischen Feuerwehr konnte in ein geräumiges Theater-Foyer umgewandelt werden.[20]
Die Bieler Altstadt wurde 1935/36 durch einheitliche Aushängeschilder verschönert.
Nach 12 Wochen Arbeit war die 1. Etappe fertig. Für Bau- und Fassaden-Arbeiten wurden insgesamt 110‘000 Franken ausgegeben. Zum Abschluss wurde ein dreitägiges Fest gefeiert. Von bleibendem Wert waren die erstmals durchgeführte Altstadtchilbi und das von Ernst Flückiger inszenierte Freilichtspiel «Der Bieler-Ring». Die BIWO führte 1936 den zweiten Teil der Altstadt-Renovation durch, in der die Obergasse und Untergasse renoviert wurden. 1937 stellte die BIWO sämtliche ihre Aktionen ein.
Altstadtchilbi
Chronist Türler hielt fest, dass bereits 1546 eine Altstadt-Chilbi durchgeführt wurde. Dieses Volksfest war in damaligen Zeiten die grösste Veranstaltung Biels, zu der nicht nur die gesamte
Ortsbevölkerung, sondern auch viel Volk aus der Umgebung anzog. Dass man sich schon damals zu amüsieren verstand, geht aus alten Chroniken hervor, die von einem Umzug, verschiedenen Spielen und
vom Tanzen erzählen. Dazu wurde ein Armbrustschiessen durchgeführt, in der die guten Schützen ausgezeichnet wurden.»[13] Aufgrund der BIWO führte der
Altstadtleist am 4. September 1935 die Altstadtchilbi wieder ein. Das Fest fand in einem volkstümlichen Rahmen statt, da sämtliche Teilnehmer in Zunftgewänder und Trachten auftraten.
Eduard Amsler: «Die Geschäftsleute der Altstadt wünschten eine Chilbi, weil sie sonst keine Gelegenheit haben, etwas zu arrangieren. Cäsar Zimmer hat sich bereit erklärt, dieses Altstadtfest zu
organisieren. Ich habe den Geschäftsleuten die Anregung gemacht, ihre Ware 14 Tage vor Beginn der BIWO mit einer Biworeklame zu verkaufen. Das Volksfest wartet mit allerlei Überraschungen auf:
Von 6 bis 7 Uhr spielen die Kinder-Handharmonikaklubs. Von 7 bis 8 Uhr werden die Wirbel eines in alter Tracht martialisch daher schreitenden Trommelcorps die Gassen erfüllen. Von 8 bis 9 Uhr
konzentrieren Handharmonikaklubs im Ring und auf der Burg und wetteifern mit den Darbietungen von drei Jodler-Gruppen. Auch sie treten in originellen Trachten auf. Punkt 9 Uhr kündet
Kanonendonner ein grosses Feuerwerk auf dem Zeitglockenturm an, das von 8 Heroldstrompetern eingeleitet wird. Nachher findet ein bunter Markt statt. Alle Verkäuferinnen werden in eine
farbenfreudige Tracht gesteckt. Auf dem Volksball auf der Burgbühne können die lebensfrohen Bieler für einige Stunden die Sorgen des Alltags vergessen. Die Teilnahme der Altstadtchilbi ist auch
eine Sympathiebezeugung der BIWO 1935.»[20]
«Juchhei! Die Altstadt ist erwacht
aus langem Schlaf. In lichter Pracht
steht in den Strassen Haus an Haus
und schaut nach neuem Leben aus.
Zur Altstadt-Chilbi lädt sie euch,
die Bieler Altstadt, die so reich
in Blumenschmuck man sehen mag,
als wie die Braut am Hochzeitstag.
So kommt denn, kommt in schnellen Lauf
zu uns in Ring und Burg herauf,
wo ihr ein lustiges Leben sieht,
wo klingt ein frohes Jodellied.
Wo man sein Mädel schwingt im Tanz,
wo jedes Haus trägt einen Kranz,
und wo man geht türaus, türein
vom See zu trinken guten Wein.
Und diesen Wein kredenzt beim Eid
gar manche schöne Altstadt-Maid,
in schmucker, saubrer Landestracht,
dass euch das Herz im Leibe lacht.
Juchhei drum, auf zur Altstadt hin.
Juchhei, sie lädt mit heiterem Sinn.
Zu ihrer Chilbi heut euch ein
um lustig, froh und jung zu sein!»
1936 reichte Amsler eine Motion zur Sanierung der Altstadt ein, der 1936 in einem umfangreichen Bericht ausgearbeitet wurde. Im Vordergrund stand der Gedanke, dass gesundheitsschädliche Behausungen entfernt oder verbessert werden sollten. Am 19. März stimmte der Stadtrat dieser Motion zu.[14] Der Leist leitete 1936 die Altstadtchilbi durch einen originellen Trachtenmarkt ein. Alle Personen, welche ihre Produkte auf den Markt brachten, wurden eingeladen, in Tracht zu erscheinen. Die Altstadt sammelte Gaben, welche an die in Tracht erscheinenden Marktleute gratis verteilt wurden. Ein Blumenmarkt und ein Fackelzug erfreuten die Besucher.[15] Besonders beliebt war der Kinderkorso, der am durch fast 3500 Kinder veranstaltet worden war. Er bot in seinen originellen Kostümen und Gruppen ein farbenreiches und schönes Bild. Die originellsten Kostüme wurden durch schöne Schleifen ausgezeichnet und alle Teilnehmer erhielten vom Altstadtleist ein Naschpaket mit Zvieri.[16]
Zum Gedenken an Eduard Amsler
Während 26 Jahre gehörte Eduard Amsler dem Burgergemeinderat an, die ihn 1936 zum Ratspräsidenten wählten. Als Verwaltungsrat-Mitglied unterstütze er die Bielersee-Dampfschiffgesellschaft.[2] Er starb am 26. 8. 1937 im Alter von 56 Jahren während seines Urlaubs in Degersheim. Am 24. September 1937 fand im Ring eine Gedenkfeier für ihn statt. Bei diesem Anlass wurde am Eckpfeiler des Hauses Ring 11 eine bronzene Gedenktafel enthüllt. Initianten waren Historiker Werner Bourquin (1891-1979), Verleger und Buchdrucker Charles Gassmann (1879-1954), «Chuttervater» Hermann Kessi (1890-1973), Rechtsanwalt Alfred Moll (1869-1949)., Technikumsdirektor Hans Schöchlin (1893-1978) und Kaufmann Cäsar Zimmer (1872-1952).
Quellen/Sources: 1) Bieler Tagblatt (BT), Biel, 1. 5. 1915, S. 2; - 2) d., «Eduard Amsler» in BT, Biel, 27. 8. 1937, S. 3, - 3) BT, Biel, 22. 3.
1916, S. 2; - 4) BT, Biel, 30. 6. 1915, S. 2: - 5) «Die Alte Krone in Biel» in BT, Biel, 28. 5. 1915, S. 2; - 6) BT, Biel, 22. 3. 1920, S. 3; - 7) BT, 6. 6. 1923, S.3; - 8) BT, Biel, 12. 6. 1923,
S. 3; 9) BT, 17. 2. 1925, S. 4; - 10) BT, Biel, 12. 12. 1930, S. 2; - 11) P. A., Der Bund, Bern, 23. 7. 1934, S. 7; - 12) Werner Bourquin, «Der Altstadtleist bespricht die BIWO» in BT, Biel, 22.
7. 1935, S. 1; - 13) «Ein alter Bieler Brauch» in Bieler Tagblatt, Biel, 19. 8. 1949, S. 2f; - 14) Der Bund, Bern, 23. 3. 1936, S. 3; - 15) BT, Biel, 31. 8. 1936, S. 3; 16) BT, Biel, 7. 9. 1936,
S. 4; - 17) BT, Biel, 3. 12. 1915, S. 4; - 18) BT, Biel, 10. 12. 1909, S. 4; - 20) Jakob Wyss, Dokument, Archiv Altstadtleist, Biel, 22. 5. 1915; - 21) Hans Schöchlin, «Angewandtes Kunstgewerbe»
in Jahresbericht vom Kantonalen Technikum, Biel, 1936/37, S. 36; - 22) BT, Biel, 3. 9. 1993, S. 11; - 23) «Rebbergquartierleist» in Bieler Tagblatt, 19. 5. 1914, S. 3 - 24) BT, Biel, 4. 6. 1913,
S. 3
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